Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Hubert gesucht. Ich dachte, Jens wird vielleicht eifersüchtig. Aber er war nur erleichtert. Jetzt schläft er gar nicht mehr mit mir. Will immer nur rasieren.«
Als Jens-Uwe Behrmann schweigt, fügt Bastian leise hinzu: »Und tatsächlich, Sie haben zumindest in den letzten Tagen nicht mit ihr geschlafen, sonst wäre Ihnen vermutlich der Safeschlüssel in Marga Mönchingers Scheide in die Quere gekommen.«
»Ich verstehe kein Wort.« Jens-Uwe Behrmann ist plötzlich sehr blass geworden.
»Sie verstehen mich ganz gut, Herr Dr. Behrmann. Sie haben offenbar während der Abfassung Ihrer Doktorarbeit eine Zweitbeziehung mit Frau Mönchinger, damals noch Lavro, unterhalten. Es war wohl das alte Spiel: Während Ihre Geliebte hier auf Sylt auf Sie wartete und darauf hoffte, dass Sie sich scheiden lassen, hat Ihre Frau zu Hause geglaubt, Sie widmeten sich ganz Ihrer Arbeit.«
»Das habe ich auch getan.«
»Klar. Und als die Arbeit fertig war, haben Sie Marga Lavro den Laufpass gegeben. Alles schien auch glatt zu laufen, denn Frau Lavro hat sich einen Mann gesucht, der sie geheiratet hat. Und da Frau Lavro auch weiterhin Stillschweigen über Ihre gemeinsamen zwei Jahre bewahrt hat, konnte Ihre Frau nichts erfahren. Doch als der Ehemann von Frau Lavro, jetzt Mönchinger, kürzlich hinter Details ihres Vorlebens kam, zerbrach die Konstruktion. Das Paar hat sich getrennt, und Ihre ehemalige Geliebte hat sich in ihrer Not an Sie gewandt, stimmt’s?«
Jens-Uwe Behrmann schlägt die Augen nieder und nickt. Hauptkommissar Bastian Kreuzer kann deutlich sehen, dass er schon fast gewonnen hat.
»Da Ihre Karriere inzwischen einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht hatte, musste Marga Mönchinger verschwinden. Nicht auszudenken, wenn es jetzt zum Skandal gekommen wäre. Sie haben also Frau Mönchinger unter dem Vorwand irgendwelcher neuen Obsessionen in Ihre Wohnung gelockt und bezahlt. Ihren Koffer haben Sie sicherheitshalber nach Niebüll geschafft, damit möglichst niemand auf der Insel weiter nach Marga Mönchinger sucht. Die Frau war Ihnen immer noch völlig ergeben, das war natürlich ziemlich praktisch für Sie. Mit Marga Mönchinger geschlafen haben Sie aber trotzdem nicht, denn dann hätten wir ja Ihr Sperma nachweisen können. Soweit war das alles schon ziemlich perfekt überlegt. Aber Sie sind noch weitergegangen. Damit auch wirklich niemand Sie verdächtigen wird, haben sie bereits in der Nacht, in der Marga Mönchinger Sie vermutlich zum ersten Mal kontaktiert hat, eine Frau umgebracht, die Ihrer ehemaligen Geliebten sehr ähnlich sah und auch hier auf Sylt wohnte. Wir sollten denken, es sei ein Triebtäter auf der Insel unterwegs, und das haben wir ja auch einige Zeit lang vermutet.«
»Ich habe keine andere Frau umgebracht«, stöhnt Behrmann plötzlich. »Sie meinen die erste Frau im Strandkorb, stimmt’s?«
Bastian nickt.
»Ich habe davon gelesen. Aber in der Nacht, in der dieser Mord geschah, war ich auf dem Festland.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Im Internet werden Sie mehrere Bilder eines Sponsorenessens finden, auf denen ich mit anderen Gästen zu sehen bin. Es können jede Menge Leute bezeugen, dass ich den ganzen Abend dort war.«
Während Bastian nervös auf seinem Handy herumtippt, fragt Silja leise:
»Warum haben Sie Frau Mönchinger die Haut aufgeschnitten, warum war sie am ganzen Körper rasiert, wenn sie genau das doch nach Aussagen ihres Ehemannes immer verweigert hat?«
»Ich habe ihr gesagt, es soll ein Liebesbeweis sein«, flüstert Jens-Uwe Behrmann.
»Und ich?«, mischt sich plötzlich Fred Hübner ins Gespräch. »Was sollte meine Rolle in diesem miesen Spiel sein?«
»Wenn Sie betrunken genug gewesen wären, um sich wirklich an nichts zu erinnern, dann hätte man Ihnen vielleicht sogar beide Morde anhängen können«, erklärt Sven. »Immerhin waren Sie am Morgen nach dem zweiten Mord direkt am Tatort.«
»Dass ich ein Alkoholproblem hatte, weiß ja leider die ganze Republik«, ergänzt Hübner seufzend.
»Ganz genau. Da musste Ihr neuer Freund nur darauf spekulieren, dass Sie rechtzeitig wieder rückfällig werden.«
»Und während ich in diesem Strandkorb schon längst meinen Rausch ausgeschlafen habe, ist er zurück in seine Wohnung, hat die Frau getötet und sie praktischerweise in meiner unmittelbaren Nachbarschaft abgelegt.«
»War es so?« Silja sieht den Politiker eindringlich an.
Jens-Uwe Behrmann schlägt die Augen nieder.
»Deshalb konnte die Kollegin auch keine
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