Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Gewissermaßen off the record.«
»Hä?«, macht Sven und runzelt die Stirn. »Off the was?«
»Inoffiziell«, erklärt Bastian und weist gleichzeitig auf einen niedrigen Tisch an der Wand, den vorher niemand bemerkt hat. Auf dem Tisch liegen ein Block mit dem Logo der Bank und ein Kugelschreiber. »Jede Wette, das war ein spontanes Bekenntnis. Wenn die Mönchinger hier nicht Papier und Stift vorgefunden hätte, dann wäre sie vermutlich gar nicht auf die Idee gekommen, etwas zu schreiben. Sie wollte ursprünglich bestimmt nur ihr Geld in Sicherheit bringen.«
»Lass uns von hier verschwinden. Ich halte das echt nicht mehr aus«, bittet Silja.
Bastian nickt kurz und sagt zu Sven: »Wir müssen dringend herausfinden, ob auch Fingerabdrücke von diesem Behrmann auf den Scheinen sind.« Anschließend hebt er die Stimme, damit der Filialleiter ihn hören kann. »So, wir sind jetzt so weit.«
»Schließen Sie das Fach noch ab, bitte?«
»Ja klar. Silja?«
Die Kommissarin nickt, geht zurück, schiebt die Box wieder in das Fach, schließt die Tür und dreht den Schlüssel im Schloss. Sie kann den Gedanken an Marga Mönchinger kaum ertragen. Was mag die Frau gedacht haben, als sie vor wenigen Tagen dasselbe getan und anschließend diesen Raum verlassen hat? War sie voller Hoffnung, den Mann, den sie liebt, doch noch umstimmen zu können? Hatte sie Angst? Hat sie möglicherweise gezögert, vielleicht sogar ihren Entschluss schon bereut? Wir werden es nie erfahren, denkt Silja resigniert. Das Einzige, was wir jetzt noch tun können, ist den Mörder Marga Mönchingers seiner gerechten Strafe zuzuführen. Sein Motiv scheint ihr völlig klar zu sein. Eine abgewiesene Geliebte, die an die Öffentlichkeit geht, kann jede Karriere ruinieren.
»Lokaltermin, und zwar sofort«, ordnet Bastian an, nachdem die drei die Bankfiliale verlassen haben und in der nächtlich leeren Straße den Rücklichtern am Wagen des erleichterten Filialleiters hinterherblicken. »Mit Nachtruhe ist heute nichts. Wir greifen uns sowohl Fred Hübner als auch Jens-Uwe Behrmann und fahren mit beiden in die Wohnung im Kurzentrum. Und dann wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht die Wahrheit aus denen rauskriegen.«
Freitag, 24. Juni, 00.43 Uhr,
Kurzentrum Westerland
»Wir spielen jetzt ein Spiel. Es heißt: Was geschah heute Nachmittag? «, erklärt Hauptkommissar Bastian Kreuzer mit ernster Stimme. Jens-Uwe Behrmann und Fred Hübner sehen sich für wenige Sekunden an, dann schlagen beide gleichzeitig die Augen nieder. Es ist das erste Mal, dass sie sich wiedertreffen, seit sie sich am Nachmittag dieses Tages getrennt haben. Die Beamten haben sie in unterschiedlichen Streifenwagen in diese Wohnung transportiert. Der Politiker wartet schon seit einer Viertelstunde in der Diele, ohne zu wissen, worauf. Erst als vor wenigen Sekunden der Journalist eingetroffen ist, dämmerte Jens-Uwe Behrmann, was die Ermittler bezwecken.
»Ich will meinen Anwalt sprechen.«
»Ihr Anwalt schläft, Dr. Behrmann, Sie sollten ihn nicht überstrapazieren«, erwidert Bastian Kreuzer freundlich. »Außerdem wäre er ein undankbarer Zeuge. Er weiß nicht halb so viel, wie wir inzwischen wissen.«
»Sie bluffen.« Behrmann lächelt herablassend.
»Sagt mal Jungs, worum geht es jetzt eigentlich genau?«, mischt sich Fred Hübner in die Unterhaltung. Er ist ziemlich blass, scheint aber den schlimmsten Kater überwunden zu haben. »Ich möchte mich ja nicht in den Vordergrund drängen, aber nachdem ich die letzte Nacht unter eher unkomfortablen Bedingungen am Strand verbracht habe, schien mir die Pritsche in eurer Zelle ein gar nicht mal so übles Lager zu sein. Und wenn ich jetzt schon aus dem Schlaf gerissen werde, dann sollte es wenigstens für einen guten Zweck sein.«
»Sie sprechen mir aus der Seele, Hübner.« Bastian legt seine Arme um Svens und Siljas Schultern und führt die beiden zu dem Sofa. »Setzt euch, Kollegen, es geht gleich los. Sven, wenn du eben noch das Aufnahmegerät fertig machen würdest …«
Nach einem kurzen Soundcheck wendet sich Bastian den beiden Verdächtigen zu, die immer noch an der Tür stehen und es sorgsam vermeiden sich anzusehen.
»Sie beide stellen sich da drüben vor den leeren Fernsehschrank«, weist er Behrmann und Hübner an. »Unser kleines Spiel hat nur eine Regel: Jeder von Ihnen darf abwechselnd reden, aber nicht mehr als einen einzigen Satz sagen. Herr Hübner, Sie beginnen.«
Eine kleine Pause entsteht. Es ist Jens-Uwe
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