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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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nicht um Ihre Frau handelt? Sie müssen bedenken, dass wir alle im Tod anders aussehen. Die Veränderungen sind manchmal erheblich. Bitte schauen Sie noch einmal genau hin.«
    Widerwillig wirft Hubert Mönchinger einen weiteren Blick auf die Leiche. Dann hebt er vorsichtig das helle Tuch an, das den Körper bedeckt. Als die rechte Schulter und die Achsel der Toten sichtbar werden, sagt er leise: »Da sehen Sie es. Meine Frau rasiert sich nie die Achseln. Marga ist schließlich eine echte Rothaarige und der leichte Flaum unter ihren Armen ist viel zu erotisch, um irgendwelchen amerikanischen Schönheitsidealen geopfert zu werden.«
    »Können wir herausfinden, ob die Achselhaare der Toten rot sind?«, will Bastian jetzt von dem Rechtsmediziner wissen.
    »Kein Problem. Ich brauche nur eine gute Pinzette.«
    Zehn Sekunden später hat Dr. Bernstein eine schlecht rasierte Stelle gefunden und ein winzig kurzes Achselhaar herausgezupft. Ein Blick durch die Lupe schafft Gewissheit. Das Kopfhaar der Toten muss frisch gefärbt sein. Bei dem Achselhaar hat sie sich die Mühe gar nicht erst gemacht, es ist eindeutig dunkelblond.
    »Sehen Sie, sie ist es nicht«, schnappt Mönchinger jetzt. »Aber ich beschwöre Sie: Finden Sie meine Frau. Suchen Sie überall nach ihr, damit ihr nicht dasselbe passiert wie dieser armen Seele hier.«
    Bastian nickt langsam.
    »Wir werden tun, was in unserer Macht steht. Wenn Sie mich zurück aufs Revier begleiten wollen, dann können wir gleich Ihre Aussage aufnehmen.«
    »Welche Aussage?«
    Hubert Mönchingers Stimme klingt alarmiert.
    »Wir müssen doch wissen, unter welchen Umständen Ihre Frau verschwunden ist. Ob es einen Streit gegeben hat oder ob sie verreisen wollte. Je mehr Sie uns über Ihre Gattin erzählen, umso effektiver können wir nach ihr suchen.«
    »Ist gut.« Mönchinger atmet tief durch.
    »Allerdings muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass wir nach vermissten Erwachsenen erst nach Ablauf einer Frist von 48 Stunden suchen dürfen.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »So sind die Vorschriften. Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir in diesem Fall eine Ausnahme machen. Das wird allerdings von Ihrer Aussage abhängen.«
    »Warum das denn?«
    »Herr Mönchinger, Sie sollten ganz ehrlich zu uns sein. Falls es einen Streit oder Ähnliches gegeben hat, kann es doch sein, dass Ihre Frau von allein zurückkommt. Dann ist es eine private Sache zwischen Ihnen beiden, und das sollte es auch bleiben. Es wäre für Ihre Frau sicher sehr unangenehm, wenn eine simple Meinungsverschiedenheit wegen einer verfrühten Suchmeldung an die Öffentlichkeit käme.«
    »Na ja, da haben Sie vielleicht recht.«
    »Falls Sie sich allerdings keinen Grund für die Abwesenheit Ihrer Frau denken können, dann müssen wir ihr Verschwinden vielleicht in Zusammenhang mit dem Mord sehen und sollten alles tun, um Ihre Gattin so schnell wie möglich aufzuspüren.«
    Mönchinger nickt. Er sieht vollkommen ratlos aus.

Freitag, 17. Juni, 16.02 Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    Hubert Mönchinger möchte keinen Kaffee. Er will auch kein Glas Wasser. Er will nur eines: möglichst schnell seine Aussage machen. Nervös rutscht er auf seinem Stuhl hin und her, ständig knetet er seine Hände.
    »Ich kann Sie verstehen, Herr Mönchinger«, versucht Bastian Kreuzer ihn zu beschwichtigen. »Das war vermutlich alles ein bisschen viel für Sie. Aber glauben Sie mir, ich versuche schon, diese Prozedur für Sie möglichst angenehm zu gestalten. Sehen Sie, normalerweise würde ich Ihre Aussage gar nicht aufnehmen, sondern die Kollegen unten würden das erledigen. Aber wir wollen alles tun, damit Ihre Frau nicht in Gefahr gerät.«
    »Wir haben uns nicht gestritten«, platzt es aus Mönchinger heraus. Seine Stimme ist laut und schrill, sie überschlägt sich fast. »Es war ein ganz normaler Abend. Jeden Donnerstag nehme ich den späten Autozug und fahre nach Flensburg. Dort hat meine Firma eine Niederlassung, und freitags koordiniere ich immer die Geschäfte.«
    »Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«
    »Wir entwickeln Krankenhaus-Software. Verwaltung von Patientendaten und Bestellmanagement.«
    »Da ist Sylt aber ein ungewöhnlicher Standort.«
    »Wissen Sie, es ist im Grunde genommen egal, wo wir sitzen. Die Firma war schon immer in Norddeutschland beheimatet, und meine Familie ist nun mal von hier. Ich wohne gern auf der Insel, aber die Angestellten sind natürlich auf dem Festland besser

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