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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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viel mehr wird Fred demnächst sicher in ausführlichen Gesprächen erfahren. Jetzt ist erst einmal sein persönliches Wochenend-Programm dran. Um elf ist er mit Dahlia verabredet, und wenn er pünktlich sein will, dann sollte er sich sputen.
    Schnell ist das Fahrrad aus dem Unterstand geholt. Die Nacht ist warm, der Himmel sternenklar. Auf der alten Landstraße zwischen Wenningstedt und Westerland ist um diese Zeit kaum Verkehr. Die Feriengäste sitzen alle noch an den Restauranttischen und trinken sich in ihren Wochenend-Rausch. Fred verzieht das Gesicht. Alkohol steht auf seiner persönlichen Verbots-Liste ganz weit oben. Nach seiner vor gut zwei Jahren glücklich beendeten Entziehungskur und dem kurzen Rückfall im letzten Sommer, der ihn erst die Selbstkontrolle und dann fast das Leben gekostet hätte, ist er wieder clean. Die regelmäßigen Gespräche mit Manfred Pabst helfen ihm, dabei zu bleiben. Von Dahlias Beitrag zu seinen Selbstbeherrschungs-Strategien weiß der Analytiker nichts. Geht ihn auch nichts an, findet Fred. Außerdem scheint der Typ im Moment gerade genug eigene Probleme zu haben. Was wohl gestern mit ihm los war? So fahrig hat Fred ihn noch nie erlebt.
    Na ja, jeder hat mal einen schlechten Tag, selbst so einen Psychodoktor kann’s erwischen. Grinsend schließt Fred sein Rad vor dem unauffälligen Fünfziger-Jahre-Bau am Ortseingang von Westerland an. Das Etablissement ist äußerlich dezent gehalten und fällt nur Eingeweihten auf. Innen sieht das allerdings anders aus. Schummrige Beleuchtung, leise Musik und die allgegenwärtige Präsenz der willfährigen und äußerst leicht bekleideten Damen führen dazu, dass man sich sofort entspannt. Selbst dann, wenn man, wie Fred es jetzt tut, auf den Begrüßungs-Drink an der Bar verzichtet und gleich in der oberen Etage verschwindet.
    Dahlia erwartet ihn schon. Ihr Zimmer ist klein und vergleichsweise dezent eingerichtet. Weniger Plüsch als üblich, klare Farben. Ein bisschen Ikea, ein bisschen Puppenstube. An Dahlias Wasserbett hat sich Fred als früherer Futon- und jetziger Boxspring-Freund erst gewöhnen müssen. Aber mittlerweile findet er das Wippen und Wogen erotisch, er fühlt sich dann, als sei er beim Vögeln betrunken und bekifft gleichzeitig. Kein schlechter Ersatz, wenn man sonst auf Drogen aller Art verzichtet.
    Dahlia sitzt in ihrem roten Sessel unter dem Fenster und kaut mit Hingabe auf einem Gummischnuller herum. Sie hat sich vor wenigen Monaten das Rauchen abgewöhnt und ist seitdem dauerhaft oral unbefriedigt, wie sie immer wieder mit lüsternem Augenaufschlag betont. Nachdem Fred die Tür hinter sich geschlossen hat, fährt sich Dahlia mit beiden Händen durch ihr langes weißblondes Haar und schlägt sehr langsam die Beine übereinander. Mit einem wachen Blick überzeugt sie sich davon, dass Fred ihre knallroten Spitzendessous unter dem schwarzen Minikleid nicht entgangen sind.
    »Hi Süßer, schön dich zu sehen. Ich hatte schon Angst, du kommst heute gar nicht.«
    »Ich komme seit drei Monaten jeden Freitagabend – und zwar genau hier in deinem breiten Lotterbett. Du solltest dich langsam daran gewöhnt haben.«
    Fred hebt den dunkelgrauen Tonbuddha auf dem Nachttisch hoch und deponiert 150 Euro darunter, dann lässt er sich in den ebenfalls grauen Sessel gegenüber von Dahlia fallen, beginnt, ihre Schenkel zu streicheln und fragt amüsiert: »Hättest du mich vermisst?«
    »Klar. Gibt nicht viele Gentlemen unter meinen Freiern, das weißt du doch.«
    »Und warum hätte ich ausgerechnet heute nicht kommen sollen?«
    »Ich dachte, du recherchierst vielleicht.«
    »Das habe ich auch. Windkraft, Umweltpolitik, Energiebilanzen. Alles für mein neues Projekt. Aber nur bis zehn, dann bin ich unter die Dusche gestiegen – und jetzt bin ich hier.«
    Wie aufs Stichwort hat Dahlia Freds Hosenschlitz geöffnet und seinen erigierten Penis freigelassen.
    »Das sehe ich«, kommentiert sie überflüssigerweise und lacht perlend.
    Wegen dieses Lachens hat Fred sich bei seinem ersten Besuch in dem Bordell für Dahlia entschieden. Es klingt fröhlich, offen, echt und mädchenhaft. Und es lässt ihn ihre etwas schiefen Zähne ebenso vergessen wie ihre kurzen, uneleganten Finger und die leicht verrutschte Tätowierung auf der Hüfte. Dahlias Lachen und ihre direkte zupackende Art haben Fred nach langen Monaten der sexuellen Enthaltsamkeit wieder ins Geschlechtsleben zurückgeholt. Ein Liebesdienst, für den Fred ihr nachhaltig dankbar

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