Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
entspannt in einem Stahlrohrstuhl, während der Oberkommissar nervös auf seine Schreibtischplatte trommelt.
»Hauptkommissar Kreuzer wird gleich hier sein, und dann nehmen wir sofort Ihre Aussage auf.«
»Allein dürfen Sie das nicht, oder wie? Ich hatte nämlich nicht die Absicht, meinem gesamten Sonntagvormittag bei Ihnen zu verbringen.«
»Herr Hübner, nach allem, was wir schon miteinander erlebt haben, sollten Sie vielleicht ein klein wenig geduldiger sein.«
Fred Hübner grinst kurz, bevor er wieder ernst wird. »Sie meinen, nur weil Sie mir im letzten Sommer das Leben gerettet haben, sollte ich Ihnen jetzt dankbar sein. Ich dachte bisher, dass Sie für solche Sachen bezahlt werden.«
»Jetzt werden Sie mal nicht zynisch, ja«, entgegnet Sven, während die Tür auffliegt.
Bastian Kreuzer stürmt mit rotem Kopf und ziemlich atemlos in den Raum. Als er den Journalisten mit lässiger Pose im Besucherstuhl lehnen sieht, bleibt der Hauptkommissar abrupt stehen.
»Nicht der schon wieder! Sven, sag mir, dass ich halluziniere.«
Bevor der Kollege antworten kann, gibt Hübner ungerührt zurück: »Ich freue mich auch sehr, Sie zu sehen.«
»Immer wenn Sie auftauchen, wird’s kompliziert, Mann. Können Sie nicht einfach mal die Finger stillhalten und sich aus unseren Ermittlungen raushalten?«
»Deshalb bin ich hier.«
»Ach? Da bin ich aber neugierig.«
»Es ist doch immer wieder schön zu sehen, wie die vielbeschworene Volksnähe der deutschen Polizei im Detail aussieht«, frotzelt Fred Hübner, ohne den beiden Beamten auch nur das winzigste Lächeln entlocken zu können.
»Kommen Sie zur Sache, Hübner«, sagt Sven stattdessen und stellt das Diktaphon an.
Der Journalist beginnt mit einer Frage.
»Wissen Sie eigentlich schon, wer die schöne Tote vom Strand ist, die es sogar bis in die Tagesschau geschafft hat?«
Verlegen schütteln beide Kommissare die Köpfe.
»Dachte ich mir doch. Dabei war es gar nicht so schwer, darauf zu kommen. Man musste nur mal darüber nachdenken, womit so ein hübsches Menschenkind wohl sein Geld verdienen mag.«
Hübner macht eine Kunstpause und blickt erwartungsvoll von einem zum anderen. Aber Winterberg und Kreuzer tun ihm nicht den Gefallen, sich zu dem heiklen Thema zu äußern.
»Sie könnte natürlich Äpfel auf dem Westerländer Markt verkaufen. Oder Friesentee am Keitumer Watt servieren. Stattdessen hat sie sich für etwas wesentlich Lukrativeres entschieden.«
»Jetzt kommen Sie endlich zur Sache«, schnauzt Bastian.
Aber Fred Hübner denkt nicht daran, sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Er öffnet bedächtig den einzigen Knopf seines leichten Leinenjacketts und durchsucht in aller Ruhe die Innentaschen. »Hier irgendwo hatte ich doch vorhin noch …«, murmelt er zerstreut, bevor er langsam eine der kostenlosen Lokalgazetten herauszieht, die sich durch Werbung finanzieren und allwöchentlich in jedem Briefkasten stecken. »Ah, da ist es ja.«
Hübner beugt sich vor, legt die Zeitung auf Sven Winterbergs Schreibtisch und streicht sie glatt. Er hat die Seite mit den Kleinanzeigen aufgeschlagen.
»Das Blättchen ist von letzter Woche, ich habe es unter Einsatz meines Lebens aus der Altpapiertonne gefischt. Wollte schon immer mal wissen, wie sich ein Obdachloser auf der Suche nach Pfandflaschen fühlt.«
»Jetzt machen Sie’s nicht so spannend, verdammt nochmal«, Bastian verdreht genervt die Augen.
»Ups, sorry.« Betont langsam fährt Fred Hübner mit dem Finger über die Anzeigenspalten und sieht wenig schuldbewusst dabei aus. »Wo war es denn noch gleich? Ach hier, da haben wir’s ja. Soll ich vorlesen?« Abwartend schaut er erst Sven, dann Bastian an.
»Ja bitte.« Bastians Stimme ist gefährlich leise.
Sven wirft dem Kollegen einen besorgten Blick zu. Nicht dass der dem Journalisten noch an den Kragen geht. Die beiden waren schon immer wie Hund und Katze. Alphatiere unter sich eben.
»Die rote Lola verwöhnt dich. Von individueller Massage bis zu strengem Drill. Privat, niveauvoll, diskret« , deklamiert Hübner.
»Telefonnummer?«, fragt Sven betont sachlich und greift zu einem Stift.
»Ich schenke Ihnen die Zeitung«, erklärt Hübner großzügig und schiebt dem Kommissar das Blatt über den Tisch.
»Woher wollen Sie wissen, dass die entsprechende Dame unsere Tote ist?«, schaltet sich Bastian ein.
»Ich habe mehrmals angerufen, aber nur eine säuselnde Stimme auf dem AB erreicht.«
»Vielleicht macht sie Urlaub vom anstrengenden
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