Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
vorgekommen sein.«
Bastian nickt nachdenklich. »Klingt plausibel. Und hört sich nicht unbedingt so an, als müsse sich die Mordkommission mit der Sache abgeben.«
»Aber es gab da ja diese Tote am Strand. Die sah praktisch genauso aus wie Marga Mönchinger«, wendet Max Kowalski ein. »Können Sie sich das eigentlich irgendwie erklären?«
»Sie meinen die Ähnlichkeit?«, fragt Bastian vorsichtig.
Der Detektiv nickt nachdenklich. »Für mich klingt das so, als würde jemand Frauen nach einem bestimmten Beuteschema entführen.«
»Auf die Idee sind wir auch schon gekommen«, antwortet Bastian unverbindlich. »Aber unabhängig davon haben Sie uns wirklich sehr geholfen, vielleicht haben Sie sogar einen entscheidenden Hinweis geliefert.«
»So was wie eine Erfolgsprämie zahlt ihr wohl nicht, oder?«, erkundigt sich der Detektiv augenzwinkernd, wiegelt aber gleich ab. »Keine Angst, war nur ein Scherz.« Dann deutet er noch einmal auf seine Plastiktüte. »Viel Spaß mit der Lektüre und … Wiedersehen macht Freude.«
»Keine Sorge, Sie kriegen Ihre Unterlagen zurück, Ihre Personalien und die Anschrift haben wir ja. Und vielen Dank noch mal.«
Nachdem der Detektiv den Raum verlassen hat, sehen die beiden Kommissare sich triumphierend an.
»Na, das war’s wohl, Kumpel«, frohlockt Bastian.
»Du denkst auch, was ich denke?« Sven gestattet sich ein breites Grinsen.
Bastian nickt. »Ist doch klar, oder? Als seine Frau nicht ans Telefon gegangen ist, hat Mönchinger kehrtgemacht und ist wieder nach Hause gefahren. Aber sie war schon weg, und die Schwester hat wahrscheinlich ausgepackt. Daraufhin sind Mönchinger die Sicherungen durchgebrannt, er hat in die Kontaktanzeigen vom örtlichen Blättchen geguckt …«
»… wahrscheinlich nicht zum ersten Mal, vermutlich hat er seine Frau ja auch so gefunden …«, wirft Sven ein.
»… und dann hat er die Prostituierte angerufen, sie gepoppt, anschließend umgebracht und dabei die ganze Zeit an seine Frau gedacht«, vollendet Bastian den Satz.
»Sehr poetisch, das solltest du genauso in den Ermittlungsbericht schreiben. Was meinst du, sollen wir den Vogel gleich noch mal hochkommen lassen und ihn ordentlich in die Mangel nehmen? So ein sauberes Geständnis am Vormittag, das wär’s doch jetzt.«
»Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« Bastian weist auf die Plastiktüte mit den Überwachungsunterlagen. »Das ziehen wir uns erst mal gründlich rein, und dann setzen wir Mönchinger unter Druck. Je mehr wir über seine Frau wissen, desto besser. Zur Not kann der Typ in seiner Zelle auch noch bis morgen schmoren. Mir ist es lieber, das Ganze ist absolut wasserfest, als dass er uns wieder mit irgendwelchen halbseidenen Ausflüchten kommt.«
Sven guckt enttäuscht. »So pflichtbewusst kenne ich dich ja gar nicht.«
»Tja, mir ist gestern auch ein Wunder geschehen. Die Bispingen hat mit mir geflirtet, da möchte man sich nicht unbedingt gleich im Anschluss blamieren.«
»Die Bispingen flirtet? Du halluzinierst doch.«
Besorgt fasst Sven Winterberg nach Bastians Stirn. Doch der bückt sich nur nach der Plastiktüte und klatscht dem Kollegen ungerührt einen Stapel Unterlagen auf den Tisch.
»Lies das jetzt und überlass das Denken mir.«
Mittwoch, 22. Juni, 20.05 Uhr,
Restaurant Schneckenhäuschen,
Westerland
Jens-Uwe Behrmann ist ein Alkoholiker, das sieht Fred Hübner sofort.
Natürlich nicht einer von der Sorte, die auf Parkbänken schläft und Discount-Fusel trinkt. Aber die Art, wie der Politiker nach der Weinkarte greift, sich dabei die Lippen leckt, wie seine Augen flink über die Zeilen hüpfen, als gebe es dort ein Stück vom Paradies zu besichtigen, sagt alles. Die Bestellung des Menüs erledigt Behrmann knapp und lustlos, doch beim Alkohol lässt er sich Zeit. Den Aperitif, einen Veuve-Clicquot-Cocktail, bestellt er gleich zweimal, und das nicht etwa, weil Fred Hübner plötzlich zu seinem alten Laster zurückgekehrt wäre.
»Das Zeug ist köstlich, Ihnen entgeht echt was«, murmelt Behrmann schon bevor er den ersten Schluck genommen hat. »Allein wie sich das eigentlich etwas zu dominante Aroma der Minze mit dem des Jahrgangschampagners verbindet, ist preiswürdig. Wussten Sie überhaupt, dass diese Special Edition Jahr für Jahr nur an wenigen ausgewählten Orten der Welt ausgeschenkt werden darf? Kein Witz. Ich glaube, außer Sylt sind es noch Miami, Rio und ein Promidorf irgendwo in der Schweiz. Ja, die Jungs von Veuve Clicquot
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