Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
seine Wangen und küsst ihn auf den Mund.
»Ich würde furchtbar gern mit dir zusammenziehen. Es gibt wenig, was ich mir mehr wünsche …«
»Und du hilfst mir bei der Polizei?«, fragt Pabst mit bangem Blick.
Scheiße , denkt, Marleen und ist plötzlich sehr desillusioniert. Jetzt hat er mit einer kleinen Frage alles kaputt- gemacht.
Doch laut sagt sie nur: »Natürlich helfe ich dir, was glaubst du denn.«
Mittwoch, 22. Juni, 11.10 Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
»Frühstückspause, Kumpel.«
Mit einer heftigen Bewegung stellt Bastian Kreuzer einen bis zum Rand gefüllten Becher auf Sven Winterbergs Schreibtisch ab.
»Nicht so stürmisch, wenn ich bitten darf, sonst habe ich die ganze Brühe hier auf den Leichenfotos.«
Während er redet, schiebt der Oberkommissar die Bilder der toten Frau im Strandkorb zu einem ordentlichen Stapel zusammen und legt diesen auf die Kante des Schreibtischs.
»Vom ständigen Draufstarren wirst du auch nicht auf den Mörder kommen«, mokiert sich Bastian und reißt beide Fensterflügel auf. »Es ist den ganzen Morgen schon so schwül. Ob das auf dem Festland auch so ist?«
»Du denkst immer noch viel an sie, oder?« Sven weist auf Siljas verlassenen Schreibtisch.
»Vor allem denke ich daran, dass sie sich heute Vormittag den Bruder von Marga Mönchinger in Bremen vorknöpfen sollte. Aber daraus wird jetzt erst mal nichts.«
»Warum denn nicht?«
»Sie hat vorhin angerufen. Ihre Stimme klang, als sei sie kurz vorm Abnippeln. Magenprobleme. Sie hat sich angeblich irgendeinen Virus eingefangen und hängt jetzt bei ihrer Freundin überm Klo.«
Bastian Kreuzers Stimme klingt wütend. Dabei wäre eigentlich Mitleid das angemessene Gefühl, denkt Sven.
»Was ist los? Glaubst du, sie macht blau?«
Bastian antwortet mit einer Gegenfrage. »Bist du sicher, dass diese Kommilitonin kein Kommilitone ist?«
Sven hütet sich davor, zu verraten, dass er schon ähnliche Überlegungen angestellt hat, und sagt in versöhnlichem Tonfall: »Lass mal gut sein. Silja lügt nicht. Und morgen früh ist sie bestimmt wieder fit und kann nach Bremen fahren. Immerhin hat sie ja gestern schon auf die Sache mit diesem verschwundenen Koffer hingewiesen. Hast du da eigentlich was unternommen?«
Bastian grunzt abfällig. »Das ist Bullshit, wenn du mich fragst. Aber damit sich Silja nicht wieder aufregt, habe ich ganz artig alle Fundbüros anschreiben lassen und ihre Beschreibung des Koffers weitergegeben.«
»Auf die Vermisstenanzeige hat sich immer noch niemand gemeldet?«
»So würde ich das nicht sagen«, brummt der Hauptkommissar. »Die erste Reaktion kam ja ganz erwartungsgemäß von Mönchingers Schwester. Nur deshalb können wir jetzt nach diesem ominösen nächtlichen Besucher mit dem Eierkopf fahnden. Aber den scheint auch niemand zu kennen.«
»Oder niemand will ihn verpfeifen«, schlägt Sven vor.
»Oder Christa Mönchinger hat ihn sich nur ausgedacht, um ihren Hubert zu entlasten. Wie auch immer …«, der Hauptkommissar legt den Kopf in den Nacken und schüttet sich den abgekühlten Kaffee in die Kehle, bevor er weiterspricht, »… jedenfalls scheint Marga Mönchinger in der fraglichen Nacht verschwunden zu sein. Und der Koffer am Bahnhof sah tatsächlich wie ihrer aus. Ich habe Christa Mönchinger gefragt. Aber was nutzt uns dieser blöde Koffer, wenn niemand seine Besitzerin gesehen hat.«
In den resignierten Blick, den die beiden Ermittler tauschen, fährt das Schrillen des Telefons wie ein Fanal. Sven hebt als Erster den Hörer ans Ohr, lauscht kurz und unterbricht dann die Verbindung.
»Heute scheint ein Tag zu sein, an dem Jammern ausnahmsweise hilft«, sagt er frohlockend. »Unten ist ein Typ, der eine Aussage zu Marga Mönchinger machen möchte. Holst du ihn, oder soll ich?«
Bastian Kreuzer knallt seinen Kaffeebecher in die Spüle.
»Ich geh schon. Du solltest inzwischen noch eine Kanne aufsetzen, dann können wir unserem Gast was anbieten. Das entspannt die Atmosphäre.«
»Du redest, als wüsstest du schon, wer es ist.«
»Du etwa nicht? Der Eierkopf wird es sein, der Typ vom Fahndungsfoto. Wenn ich er wäre, würde ich auch selbst zur Polizei gehen. Macht sich einfach besser.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, murmelt Sven Winterberg, nachdem der Kollege das Büro verlassen hat.
Als Bastian Kreuzer nach wenigen Minuten zurückkehrt, sieht Sven sofort, dass der Zeuge nicht der Gesuchte ist. Sein Gesicht ist spitz, und der volle dunkelblonde Schopf
Weitere Kostenlose Bücher