Männer sind Helden
gar nicht. Es gibt ein neues höchstrichterliches Urteil“, log ich, „danach ist dein Vermögen bei einer Eheschließung extrem in Gefahr.“
„Was!?“, brüllte Rudi in den Hörer, „das gibt es doch nicht!“
„Doch, das gibt es“, log ich weiter, „deshalb muss ich dich ja unbedingt sprechen. Wozu hat man schließlich Freunde?“
„Na gut, aber heute geht es auf gar keinen Fall.“ Aus dem Hintergrund quasselte jemand dazwischen. „Nun lasst mich doch wenigstens zehn Minuten in Ruhe telefonieren“, schnauzte Rudi. Schließlich einigten wir uns darauf, dass ich ihn am nächsten Tag um achtzehn Uhr abholen durfte.
Triumphierend kam ich zurück ins Wohnzimmer: „Alles klar! Ich kann Rudi morgen abholen.“ Die anderen johlten und klopften mit den Fäusten auf den Tisch. Sofort kam Hilde um die Ecke: „Was ist denn hier los?“
„Nichts, Schatzi!“, erwiderte Alfred. „Wir haben nur ein wenig unseren Spaß.“
Hilde zog die Augenbrauen hoch: „Ich weiß zwar nicht, was Rumbrüllen mit Spaß zu tun haben soll, aber bitte!“ Kopfschüttelnd verließ sie den Raum.
„Wir müssen uns unbedingt eine Überraschung ausdenken“, schlug Heinzi vor.
„Das finde ich auch“, pflichtete ihm Udo bei, „schließlich ist es sein letzter Abend in Freiheit.“
Alfred meldete sich noch einmal zu Wort: „Ich glaube, ich habe da eine Idee. „
„Na prima“, sagte Udo und rieb sich die Hände, „dann ist ja alles geregelt.“
„Was ist denn das für eine Idee?“, fragte ich Alfred.
„Lasst euch überraschen!“
Als ich an diesem Abend in unsere Wohnung kam, lag Isabel schon im Bett. Ich ging zu ihr und küsste sie auf den Hals. Sie drehte sich von mir weg: „Lass das, Alex, ich bin müde!“
Ich erzählte ihr, dass wir am nächsten Tag Rudis Junggesellenabschied feiern wollten.
„Das passt gut“, sagte sie, „ich treffe mich nämlich morgen Abend mit Susi bei Irene. Wir wollen Susis Junggesellinnen-Abschied feiern.“
„Was ist das denn für eine neue Tradition?“, fragte ich verblüfft. Isabel richtete sich auf und blickte mich verschlafen an: „Also Alex, manchmal habe ich das Gefühl, die ganze Frauenbewegung ist an dir vorbeigelaufen.“
„Wie meinst du denn das?“
„Wie soll ich das schon meinen: Frauen haben doch auch das Recht, sich am Abend vor der Heirat noch einmal richtig auszutoben, oder meinst du etwa nicht?“
„Austoben?! Was soll das denn heißen?“ Ich war fassungslos.
„Das wissen wir noch nicht so genau“, sagte Isabel und zündete sich eine Zigarette an. „Auf jeden Fall wollen wir unseren Spaß haben.“ Mehr bekam ich nicht aus ihr heraus. Was wohl mit „Spaß haben“ gemeint war? Das hörte sich jedenfalls nicht nach einem gemeinsamen Häkelabend an! Soviel war sicher.
Rudi wirkte sehr nervös, als ich ihn abholte. „Ich kann aber nicht lange wegbleiben“, quengelte er an der Tür seiner Wohnung. Er ließ mich gar nicht erst eintreten, sondern kam gleich mit raus.
„Wo wollen wir denn hin?“, fragte er, als wir fast den Parkplatz hinter seinem Haus erreicht hatten. Wir gingen um die Ecke, und schon konnte ich mir eine Antwort sparen: Alfred, Heinzi und Udo standen vor Alfreds BMW und grölten uns entgegen: „Ein schöner Tag, die Welt steht still, ein schöner Taaag.“
„Was ist denn hier los?“, rief Rudi und hielt sich im selben Moment den Mund zu. Glaubte er, dass seine Sippe ihn bis nach oben hören konnte? „Komm, Rudi!“, schrie Alfred begeistert und schwang ein Six-Pack Bier in der Luft hin und her. „Wir wollen ein paar freundliche Biere auf deinen Abschied als Junggesellen trinken.“
„Da hast du mich ja schön reingelegt, Alex!“, meckerte Rudi und machte ein sauertöpfisches Gesicht.
„Der Zweck heiligt die Mittel, mein Freund“, erwiderte ich und öffnete mit meinem Feuerzeug eine Flasche. „Hier, trink erst einmal!“
Rudi zögerte.
„Nun trink schon, Rudi!“, sagte Heinzi und klopfte ihm auf die Schulter. „Vielleicht ist es das letzte Mal!“
„Das letzte Mal!“, echote Rudi kopfschüttelnd, „ihr habt vielleicht Ideen.“ Aber dann trank er doch einen Schluck.
Wir fuhren zu Heinzis Wohnung, denn dort sollte die Überraschung stattfinden, die Alfred geplant hatte. Zunächst machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich. Heinzi ging in die Küche, um ein paar Flaschen Bier zu holen. „Ist es nicht schön, dass wir einmal unter uns sind?“, fragte Heinzi, als er zurückkam.
„Das kann man wohl sagen“,
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