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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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geregnet. Abends haben wir alle unsere Schlafsäcke ans Lagerfeuer gezogen und in die Sterne geschaut«, erinnerte ich mich schwärmerisch.
    »Aha«, sagte Burghart.
    Er sah den Schuhkarton in Windeseile durch. Länger verweilte er nur bei den Bildern, auf denen die Surfbretter zu sehen waren. Und dabei sah ich im Bikinihöschen erfreulich gut aus, wenn auch kein bisschen wie ein Brett.
    »Scheiß-Boards«, meinte Burghart. »Scheiß-Segel, Scheiß-Haltung, Scheiß-Wellen!« und ließ mich für eine längere Weile vergessen, was für wunderbare Grübchen er hatte.
    Er stellte den Schuhkarton auf den Boden zurück und sagte abschließend: »Scheiß-Farben!«
    Bille und ich schwiegen beleidigt.
    »Wollt ihr mal meine Fotos sehen?«, fragte Burghart aufmunternd.
    »Von mir aus«, sagten wir mürrisch.
    Burghart konnte es gar nicht abwarten. Er lief in seine Wohnung und war acht Sekunden später wieder da, um uns vierzehn Fotoalben vor die Füße zu werfen.
    In chronologischer Reihenfolge konnten wir uns dann die Sommerurlaube von Mama Schmidt, Papa Schmidt und Klein-Burghart Schmidt auf Sardiniens Campingplätzen anschauen: Klein-Burghart in der Surfschule, Klein-Burghart und Papa Schmidt beim Wasserballspielen, Mama Schmidt beim Kochen, Klein-Burghart beim Schnorcheln, Papa Schmidt beim Autowaschen.
    Bille und ich tauschten irritierte Blicke.
    Dann endlich im fünften oder sechsten Jahr ein Personenwechsel: Mama und Papa Schmidt mussten zu Hause bleiben, Klein-Burghart, mittlerweile groß und stark, nahm nämlich von jetzt an seine Freundin mit. Das saubere Hauszelt aber, das saubere Vorzelt, die saubere Kühltasche, der saubere Klapptisch und die sauberen Klappstühle und sogar der saubere Opel waren dieselben geblieben.
    Und dann wieder sieben Alben voll: Sunny kocht Reispfanne, Sunny versucht sich beim Surfen, Sunny cremt sich ein, Burghart isst Reispfanne, Burghart spielt Wasserball, und dann zweihundert Fotos mit Selbstauslöser: Burghart küsst Sunny, Sunny küsst Burghart.
    Dass das Mädel Sunny hieß, konnte man den peinlichen Kommentaren unter jedem Foto entnehmen:
    »Heute macht Sunny ihre berühmten Spaghetti mit Tomatensoße.«
    »Guten Appetit, mein Schatz.«
    »Bravo, das ist die perfekte Haltung auf dem Surfbrett, Sunny!«
    »Sunny liebt es heiß.«
    Was mich außer den kindischen Herzchen über den Is am meisten befremdete, war, dass Burghart selber seine Spießerfotos und die unglaublichen Bildunterschriften offensichtlich nicht die Spur peinlich fand. Im Gegenteil, er lachte bei der Erinnerung an diese oder jene Begebenheit und las uns die besonders gelungenen Anmerkungen laut vor: »Nur Küsse schmecken besser als Sunnys Linseneintopf« und »Früh übt sich, wer ein Meister werden will«.
    Bille wollte sich ihre Rolle als verwandte Seele nicht verscherzen und lachte synchron mit Burghart, obwohl ich sie, so fest ich konnte, in die Seite zwickte.
    »Sieht Sunny nicht süß aus?«, las Burghart vor.
    Um Bille zu ärgern, sagte ich: »Die sieht aber wirklich süß aus!«
    »Ja, das sieht sie wohl«, sagte Burghart da mit einem resignierten Seufzer und blätterte weiter.
    »Und wo ist Sunny in diesem Jahr?«, fragte ich indiskret.
    »Keine Ahnung«, antwortete Burghart knapp und klappte Album Nummer vierzehn abrupt zu.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich von den Fotos erholt hatte und wieder von Burgharts Grübchenlächeln und seine blauen Augen bezaubert war. Gerade rechtzeitig, um Billes raffinierte Pläne zu vereiteln.
    »Nächste Woche fahre ich mit einer Arbeitskollegin nach Dänemark«, sagte sie listig zu Burghart. »Ich bräuchte jemanden, der ab und zu die Blumen gießt. Dafür würde ich mich auch gern erkenntlich zeigen.«
    »Kein Problem, das mach ich doch gern«, sagte ich schnell.
    Bille warf mir einen bitterbösen Blick zu. Ich sah unschuldig zurück. Haha, hatte sie sich so gedacht.
    Als Burghart und seine Fotoalben gegangen waren, seufzte ich tief.
    »Ich wünschte fast, ich hätte die Alben nicht gesehen«, sagte ich wehmütig. »Denn schon bröckelt die Fassade.«
    »Aber diese Grübchen sind doch zu niedlich«, meinte Bille. »Und wie süß der in der Badehose aussah.«
    »Und wie süß das Vorzelt und der Klapptisch aussahen. Und Sunny und ihre Lasagne.«
    »Diese Sunny war seine große Liebe, hat er mir mal erzählt«, erklärte Bille.
    »Soso«, sagte ich, »war sie auch seine einzige?«
    »Also, bei ihm gehen allerhand Mädchen ein und aus«, antwortete Bille mit einem

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