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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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bezeichnenden Blick auf den Türspion, »fade, blonde Mädchen, nichts, was man nicht in die Flucht schlagen könnte!«
    So was Eingebildetes!
    »Vielleicht steht er ja auf blond«, sagte ich und warf mein Haar in den Nacken. Ich für meinen Teil würde jedenfalls nicht so leicht in die Flucht zu schlagen sein!
    Bille schlug ihre langen Beine übereinander und lachte verschlagen.
    »Warum lachst du?«
    »Ich musste gerade an einen Blondinenwitz denken«, sagte sie. »Was ist eine Blondine zwischen zwei Rothaarigen?«
    »Ein Lichtblick?« Es sah so aus, als sollte Grübchen-Burghart wirklich ein arger Prüfstein für unsere Freundschaft werden.
    »Nein, eine Bildungslücke«, rief Bille und lachte zufrieden.
    Ich sah auf meine Uhr. Höchste Zeit für mich. »Ich wünsche dir einen wunderschönen, erholsamen Urlaub«, sagte ich zu Bille, als sie mir widerwillig ihre Wohnungsschlüssel übergab. »Zwei Wochen sind eine lange Zeit.«
    »Weiß Gott«, seufzte Bille, und ihre misstrauischen Blicke verfolgten mich bis in den Volksgarten.
    Mo, Rebecca, Kaspar und unsere Tante Paula saßen schon auf einer karierten Wolldecke und warteten nur noch auf mich. Paula war Simones und Zarahs Mutter. Sie hätte eigentlich völlig sorgenfrei von dem stattlichen Unterhalt leben können, mit dem unser geschiedener Onkel ihr unter anderem eine nette, kleine Vorortvilla finanzieren musste, aber das reichte ihr nicht, und deshalb half sie Rebecca beim Nähen und hütete ab und zu den Laden.
    »Bevor wir anfangen, darf ich euch die Einladungen zu Simones Hochzeit überreichen«, sagte sie und verteilte weiße Glanzpappe in gefütterten Umschlägen.
    Die Hochzeit sollte ausgerechnet am Tag vor unserer Modenschau stattfinden. Was die goldgeprägte Hochzeitskutsche betraf, hatte Zarah nicht übertrieben.
    »Uiuiui«, sagte ich.
    »Wartet erst, bis ihr das Kleid seht«, flüsterte Paula unheilverkündend.
    Um uns herum saßen alle anderen Freiluftfanatiker der Stadt so dicht, dass man kaum noch ein Fleckchen Wiese sah. Die Stimmung war ähnlich ausgelassen wie bei einem Open-Air-Konzert. Rebecca hatte zwei Fackeln in den Boden gesteckt, die ein romantisches Licht verbreiteten, als es dunkel wurde. Neben uns spielten ein paar Typen Gitarre und sangen Lieder von Love and Peace. Es war sehr gemütlich.
    Während wir all die feinen kleinen Leckereien aßen, die Rebecca und ich am Morgen zubereitet hatten, schmiedeten wir Pläne für die Modenschau.
    Es sollte die beste und ausgefallenste Modenschau aller Zeiten werden, aber sie durfte so gut wie nichts kosten. Der Laden war zu klein für einen richtigen Laufsteg, aber Mo sagte, er könne zusammen mit seinem findigen Freund Steffen aus Lagerhauspaletten eine Art Miniatur-Laufsteg herstellen. Er hatte außerdem zugesagt, sich um Musik und Beleuchtung zu kümmern. Steffen, der als DJ mit einer mobilen Diskothek von einem Schützenfest zum nächsten durch die Dörfer zog, hatte uns seine besten und größten Licht- und Lärmanlagen versprochen. Rebecca hatte sein Angebot unter der Voraussetzung angenommen, dass es möglich sei, die unförmigen Gerätschaften hinter der vorgesehenen Dekoration verschwinden zu lassen.
    Sie hatte bereits eine schlichte, preiswerte, aber wirkungsvolle Gestaltung mit cremeweißem Schleiernessel beschlossen, den sie in Unmengen auf dem Großmarkt gekauft und bei uns im Keller eingelagert hatte.
    Kaspar hatte sich bereit erklärt, ein kurzes Stück auf dem Cello zu spielen und darüber hinaus die Einladungskarten entworfen und von einem Freund hundert Stück drucken lassen. Wir hofften allerdings auf höchstens fünfzig Gäste, und selbst das würde eng werden.
    Paula und ich wollten uns neben all den Handlangerarbeiten, mit denen wir betraut wurden, um das kalte Büfett kümmern, eine Insel von kleinen, kostbaren Köstlichkeiten inmitten von üppig drapiertem Schleiernessel. Paula schwelgte bereits in Rezepten für Shrimpscocktails und Eismeerkrabbensalaten, während ich mehr für die soliden Hackbällchen war.
    Die Vorführung selber wollte Rebecca mit uns genauestens einstudieren. Zwei von ihren Freundinnen, Marianne und Eva, waren als Mannequins engagiert. Die Hässlichere von beiden war sogar ein professionelles Model.
    Mo wälzte sich vor Lachen beinahe in einen Hundehaufen, als er hörte, dass ich ebenfalls zwei Kleider vorführen sollte.
    »Du hast auch Modelle für Speckzwerge entworfen?«, fragte er Rebecca. »Das finde ich wirklich lobenswert, aber wer soll die

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