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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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knubbelnasige Hexe. Sie waren vollständig ausgehärtet und bereits mit Schmirgelpapier seidenglatt geschliffen. Ich musste sie nur noch mit Plakatfarben bemalen und ihnen Perücken verpassen und Kostüme nähen.
    Etwas Sorgen machte mir die Konstruktion der Körper und der Kreuze. Im Baumarkt hatte ich jede Menge Rundhölzer sowie Haken und Ösen gekauft. Arme und Beine sollten aus je zwei mit einem Gelenk verbundenen Teilen bestehen, ein Stück Rundholz würde die Schulterachse bilden, Leib und Rumpf hatte ich mir lediglich als ein Stück Kordel vorgestellt, das die Schulterachse mit einer Hüftachse verbinden sollte, an der dann die Beine befestigt würden. Das Prinzip war denkbar einfach, aber es mangelte mir an Werkzeug, um die vielen Bein- und Armteile zu sägen, Löcher für Haken und Ösen zu bohren und das Ganze zu einem Puppenkörper zusammenzufügen. Aber meine Köpfe und Hände und Füße waren so gelungen, dass ich mich unbedingt um die Herstellung der dazugehörigen Körper kümmern musste.
    Ich rief bei Mo an und fragte ihn, ob er mir ein paar Rundhölzer zersägen und ein paar Löcher bohren könnte.
    »Wie viele Hölzer und wie viele Löcher?«, fragte Mo zurück.
    Ich fand es sehr sympathisch, dass er nicht »Wofür?« gefragt hatte, und sagte, dass ich erst nachrechnen müsse und ihn wieder anriefe.
    Ich rechnete: Für den Fall, dass ich zwanzig Puppen bauen wollte, was mir bei meiner momentanen Modellierlust noch wenig erschien, brauchte ich pro Puppe vier Stücke für die Arme, vier für die Beine, und je eines für Schulter und Hüftachse. Jedes Teil musste außerdem zwei Löcher haben, die Unterschenkel nur eines, waren also zehn mal zwei minus zwei, das ganze mal zwanzig.
    Ich rief wieder bei Mo an und sagte: »Zweihundert Holzstücke und dreihundertsechzig Löcher.« Es hörte sich furchtbar an.
    »Wie dick sind die Hölzer?«, fragte Mo nach einer längeren Pause.
    »Zwei Zentimeter«, schätzte ich.
    »Und die Schrauben?«
    Ich sah auf meine Haken und Ösen und murmelte vorsichtig: »Ganz klein.«
    Mo machte wieder eine längere Pause, dann sagte er: »Ich leihe mir eine Elektrosäge und eine Bohrmaschine aus und komme.«
    Ich war so verblüfft, dass ich mich nicht bei ihm bedankte. Außerdem war nicht auszuschließen, dass er einfach nur einen Scherz gemacht hatte. Aber eine halbe Stunde später klingelte es, und die Sprechanlage keuchte: »Komm runter und hilf mir tragen!«
    Auf der Treppe zum Speicher stand uns die grässliche Kiebig samt Brathund im Weg.
    »Der alte Tattergreis hat die ganze Mittagspause hindurch genagelt!«, petzte sie und meinte damit den Onkel aus dem zweiten Stock.
    Mo fragte unverschämt: »Wissen Sie denn, wen?«
    »Das tut mir leid, Frau Kiebig«, beeilte ich mich zu sagen und versuchte, an ihr vorbeizukommen.
    »Er hat wieder Möbel vom Speicher gestohlen«, sagte die Kiebig und folgte uns. »Zwei Stühle hat er sich genommen. An denen hängt eure Mutter sehr.«
    Tatsächlich waren zwei Buchenstühle mit schön geschwungener Rückenlehne verschwunden, die wir irgendwann einmal neu zu polstern geplant hatten.
    »Die hat er gestohlen«, wiederholte die Kiebig, und der Brathund kläffte giftig.
    »Ob sie nun auf dem Speicher stehen oder beim Onkel, ist doch völlig egal«, sagte ich.
    »Wo kämen wir denn da hin, wenn sich jeder Mieter hier frei bedienen könnte?«, rief die Kiebig aus. Sie bestand darauf, den Onkel sofort zur Rede zu stellen und folgte uns bis zu seiner Wohnung.
    Ich schaffte es gerade noch, die Tür vor ihrer Nase zu schließen, ehe sie sich hinter uns hineindrängeln konnte.
    Der Onkel freute sich sehr, uns zu sehen.
    »Ich muss euch was Schönes zeigen«, verkündete er und führte uns in sein perforiertes Wohnzimmer. Auf dem Tisch stand eine wunderliche Uhr, deren geschwungene Seitenteile mir merkwürdig bekannt vorkamen.
    »Das sind die Lehnen von zwei ollen Stühlen vom Speicher«, sagte der Onkel begeistert. »Ist es nicht wunderbar, was man aus wertlosem Kram noch alles machen kann?«
    »Wirklich«, stimmten wir betreten zu. Wir brachten es nicht übers Herz, ihm seine Freude zu verderben, lobten seine Geschicklichkeit und tranken ein Tässchen Kaffee mit ihm.
    Als wir eine Stunde später aus der Wohnung traten, lungerte die alte Vettel immer noch auf der Treppe herum.
    »Wo sind die Stühle?« kreischte sie uns entgegen. »Wenn er sie nicht herausgeben will, dann mach ich ihm Beine.«
    »Die Stühle sind in bestem Gewahrsam«, sagte ich,

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