Männer unerwünscht (German Edition)
draußen rauskriegen, dass hier lauter Frauen wohnen, sind wir geliefert“, jammerte Rita. „Die schleichen sich nachts ran, sagt Ludolf, deshalb wollte er mich gar nicht gehen lassen. Aber ich konnte euch doch in dieser Situation nicht allein lassen! Zum Glück ist Angelo bei uns. Der schreckt die Soldaten ab und passt auf uns auf, meint Ludolf.“
Angelo! Alle Köpfe flogen herum. Erst jetzt wurde meinen Schwestern bewusst, dass seine Frist längst abgelaufen und er immer noch vor Ort war. Ich hielt gespannt den Atem an.
„Bei den vielen Männern draußen haben wir unseren Schmarotzer total übersehen“, bemerkte Uschi.
„Was machen wir mit ihm? Ihn vierteilen?“ Vicki spuckte sich unternehmungslustig in die Hände.
Rita räusperte sich. „Ich wäre froh, wenn Angelo noch eine Woche hierbleiben würde“, sagte sie. „Bis das Manöver vorbei ist.“
„Nichts dagegen“, leitete ich die Abstimmung ein.
Steff nickte zustimmend. Selbst Bärbel schien angesichts der Anwesenheit von Frauenheld Hans-Werner nicht abgeneigt. Vicki zog eine beleidigte Flunsch. Zum Glück hatte sie kein Stimmrecht. Blieb nur noch Uschi.
„Eine Woche – dann bist du verschwunden!“ , erklärte sie. Ich hatte sie schon mal wütender gesehen.
„Bis dahin kannst du weiter am Haus rumwerke ln“, setzte sie grinsend hinzu.
17
Nach tagelangem typisch norddeutschem Wetter mit Nieselregen, heftigen Schauern und böigen Winden setzte sich endlich die Sonne durch. Das Übungsgrundstück nebenan sowie unsere Auffahrt waren dank der schweren Geschütze zu Schlammlöchern geworden.
Uschi hatte sich für den Rest der Woche frei genommen und saß mit uns Schwestern und unseren beiden Dauergästen draußen in den wärmenden Strahlen der Morgensonne. Steff hockte et was abseits unter einem Birnbau m unbeweglich in Pose. Angelo, der eine Staffelei vor sich aufgebaut hatte, malte mit feinen Strichen ihr holdes Antlitz.
Faul auf einem unserer alten Klappstühle sitzend beobachtete ich die Vaterlandsverteidiger bei ihren Aktivitäten: Sie buddelten schon wieder. Einige der bereits ausgehobenen Schützengräben waren flüchtig wieder zugeschaufelt worden und nun mussten neue Löcher her.
Die schwere dunkle Erde flog nach allen Seiten, d iesmal grub sich jeder ein eigenes Loch. Plötzlich tauchte der Boss auf. Er bellte einen Befehl, und schon sprangen die Krieger in ihre Kuhlen. Jeder in seine eigene, so dass nur noch die oliven Helme rausguckten.
Nun spielten sie den Ernstfall: Der Haudegen in Loch eins, etwa zehn Meter von mir entfernt, sah den Aggressor kommen.
„Feind von Osten!“ , rief er, wobei für einen Moment außer seinem Helm auch sein dreckbeschmie r tes Gesicht zu Tage kam. Loch zwei nahm die Information auf, drehte sich um zu Loch drei und gab sie s o fort weiter. Das gleiche Spiel an Loch vier, fünf, sechs und so fort.
„Stärke hundert Mann!“ , machte der Späher aus und teilte es Loch zwei mit. Auch diese Information wurde blitzschnell weitergegeben.
„Schwere Waffen!“ , kreischte er jetzt Richtung Loch zwei.
Damals im Kindergarten haben wir „Stille Post“ gespielt. Da mussten wir uns zwar nicht vorher ei n buddeln und außerdem wurde geflüstert. Die Spiele hatten jedoch eines gemein: Am Ende kam meistens etwas anderes raus, als vorne auf die Reise geschickt worden war.
Der Einzelkämpfer im allerletzten Loch hatte sich denn auch auf einen von Westen herannahenden Feind eingestellt, der weder stark noch bewaffnet war. Ich wieherte vor Lachen und erntete böse Blicke aus den Reihen der Armee.
„Noch mal von vorne!“ , brüllte der Boss. Der hatte die Lage dank seiner Autorität voll im Griff.
Wieder rein in die Löcher und das Spiel erneut starten. Abermals klappte die Durchsage nicht. Und noch mal.
Endlich war auch der letzte Soldat richtig informiert und die Männer krabbelten erschöpft aus ihren Verstecken. Und gruben sie zu. An eine wohlverdiente Pause war
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