Männer unerwünscht (German Edition)
nicht zu denken. In Krisensituationen wird nicht verschnauft.
„Antreten!“
Jetzt ließ der Oberbefehlshaber seine Mannen bluten. Trotz der warmen Sonne mussten sie in voller Montur schwer bewaffnet rennen, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Auf Befehl schmissen sie sich in den Matsch und gruben ihre Gesichter in die Pfützen.
„Sprung auf! Marsch, Marsch!“ , rief der Boss, und sofort rappelten sich die Krieger auf und spurteten wieder los.
„Volle Deckung!“ , schrie Herr Oberleutnant, und sie schmissen sich wieder in den Dreck. Und wieder rennen. Und wieder hinschmeißen, aufspringen und rennen.
„Die sind ja bekloppt“, meinte Bärbel und schüttelte ihre roten Locken.
„Männer! Pah!“ , spie Vicki.
Hans-Werner, der Koch, war vermutlich mit der Zubereitung eines stärkenden Mahls für seine Koll e gen beschäftigt. Er tauchte nicht im Kriegsgebiet auf.
Die Söldner keuchten an unserer Zuschauertribüne vorbei und schmissen sich in die Brombee r sträucher.
„Scheiße!“ , schimpfte ein Kämpfer verhalten. Er lag mit dem Gesicht im fiesen Dornengestrüpp. Dem Oberleutnant war der leise Fluch seines Untertans nicht entgangen.
„Gefreiter Grünschnabel! Wir hätten gern eine Sondereinlage von Ihnen. Sprung auf, Marsch, Marsch!“
Alle anderen blieben keuchend im Dreck liegen, während der Meuterer rannte, sich hinschmiss und rannte. Grünschnabel taumelte, als der Oberleutnant von ihm abließ.
„Antreten!“ , brüllte er wieder. Der musste stählerne Stimmbänder haben. Er gab seiner Truppe I n struktionen und ließ sie endlich für eine kleine Pause wegtreten. Die Soldaten fielen um wie tote Fliegen.
„Tolle Vorstellung“, lobte ich drei stramme Kerle, die sich nah unserer kleinen Zuschauerschar ni e dergelassen hatten.
„Danke“, stieß ein Bärtiger hervor . Er lag rücklings bewegungslos im Gras.
„Hey Mädels! Ihr seid der einzige Lichtblick auf dieser Veranstaltung. T eilt ihr euch etwa mit sechs Weibern einen Kerl?“ , kam es plump von seinem Kollegen.
„W-i-d-e-r-l-i-c-h!“ , ließ sich Victoria vernehmen. Sie sprang auf, zerrte Bärbel aus dem Klappstuhl und geradewegs ins Haus. Weg von den Unholden.
„Kommt doch heute Abend mal rüber zu uns“, lud uns der Dritte nett ein. Er war von bulliger Statur und hatte ein offenes, freundliches Gesicht. Soweit man das unter der Dreckschicht ausmachen konnte. An der Uniform war sein Nachname angenäht: Schlimmermeier. „Wir grillen am Lagerfeuer. Wie steht’s, habt ihr Lust?“ Verhaltenes Gemurmel aus unseren Reihen , das der Soldat als Zustimmung wertete .
„Okay!“ , freute er sich . „Wir holen euch um zwanzig Uhr ab.“
Ich wollte etwas erwidern, aber die Truppe musste schon wieder antreten.
„Willst du da etwa hingehen?“ , fragte mich Rita entsetzt.
„Mal sehen. Vielleicht ist es ganz lustig, wenn so ne Panzertruppe feiert“, entgegnete ich.
„Die Typen sind doch total abartig“, meinte sie.
„Wieso bist du heute eigentlich daheim und nicht bei Ludolf?“ , wollte ich wissen.
„Ich musste mal einen Tag aussetzen. Ludolf meint, der Abnabelungsprozess von meinen Schwe s tern sollte behutsam vonstattengehen.“ Sie schien von seiner Theorie nicht überzeugt.
„Aha“, machte ich schlau.
„Dabei gibt es heute so viel zu tun! Wie gern hätte ich ihm geholfen, statt hier tatenlos rumzusitzen. Der Rüben acker muss durchgehackt und die große Weide gemäht werden.“
„Hast du eigentlich noch Zeit für dein Studium bei all der Arbeit?“ , schaltete sich Steff ein. Angelo schüttelte den Kopf: Steff durfte sich nicht rühren, sonst vermalte er sich.
„Mein Studium häng ich an den Nagel“, eröffnete uns Rita.
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