Männer unerwünscht (German Edition)
Ersatz habe“, hervor.
Seitdem ließen wir uns zu solchen Späßen nur noch selten hinreißen. Susi saß der Schreck noch lange in den Knochen, und sie zierte sich seitdem, Bruno zu imitieren.
Wenigstens annähernd zu Brunos Zufriedenheit arbeitete nur die dicke Gertrud. Von Natur aus weißblond hatte sie sich die Haare kupferrot gefärbt, als sie zufällig herausbekam, dass Bruno auf feurige Frauen stand. Seitdem rannte sie sofort zum Friseur, wenn ihr Haaransatz auch nur daran dachte, wieder die ursprüngliche Farbe anzunehmen.
Sie presste ihre Leibesfülle ausschließlich in knallenge Jeans, die sie in Übergrößen kaufte und ei n fach von einer pfiffigen Schneiderin um 30 Zentimeter kürzen ließ. Wenn sie sich vor die untersten Regale bückte (sie tat das gern, wenn Bruno in der Nähe war), standen die Nähte ihrer Hose kurz vorm Explodieren. Ich wartete auf den Tag, an dem ihr bei einer solchen Gelegenheit die Beinkleider mit einem lauten Knall um die Ohren flogen.
Gertruds Äußeres wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn sie nicht so einen miesen Charakter g e habt hätte. Selbstverständlich war ihr oberstes Gebot, sich beim Chef einzuschmeicheln und ihren Kollegi n nen gleichzeitig eins auszuwischen. Sie hatte mir duch ihre Tratsch-, Petz- und Lügerei schon so manch unnötigen Ärger eingebrockt. Klar, dass er im Zweifelsfall immer ihr glaubte. Somit konnte sie ihre eigenen Schnitzer ganz bequem auf ihre Kolleginnen abwälzen. Sie war Meisterin im Lauschen, hintenrum Ausfr a gen, Spekulieren, Erfinden und Weitererzählen.
Außer Gertrud, Susi und mir arbeitete die stille Monika bei Fix-Schuh. Moni war ein netter Kerl, ihr Fehler war nur, dass sie sich alles gefallen ließ und nie den Mund aufmachte, um sich gegen Ungerechti g keiten zur Wehr zu setzen.
An besagtem Montag, dem Tag nach meinem WG-Wochenende, machte sich endlich der zu erwartende Muskelkater bemerkbar. Matt schleppte ich mich zur Arbeit. Der erste April! Als ich um 8 Uhr 35 ankam, drängte sich bereits eine Menschenmenge vor dem Schaufenster, obwohl wir erst um 9 Uhr öffneten. Um dem gewöhnlichen Ansturm am Monatsersten die Krone aufzusetzen, hatte Bruno die Tageszeitung mit allerlei verlockenden Sonderangeboten gespickt.
Hastig zog ich meine Jacke aus und warf sie auf einen Stuhl, bevor ich mein Tageswerk begann. Susi hatte heute frei, keine Ahnung, wie sie das hingekriegt hatte. So standen mir nur Gertrud und Moni zur Seite. Doch halt, was war denn das? Ein neues Gesicht in unserer Mitte. Und dazu ein männliches. Ich hatte den Jüngling kaum entdeckt, da stellte Gertrud ihn schon beflissen vor. Schließlich war sie die Dienstälteste hier.
„Doris, das ist Maik von Eick. Er möchte sein Schulpraktikum bei uns absolvieren.“ Schwang da ta t sächlich Stolz in ihrer Stimme mit? Bei Fix-Schuh hatte meines Wissens noch nie ein junger Mensch seine Praktikum s zeit verbracht.
„Maik ist in der neunten Klasse. Auf dem Gymnasium.“ Jetzt überschlug sie sich förmlich. Ein Gy m nasiast in unseren Gefilden!
„Maik, das ist Dorissack. Eine der Angestellten.“ Das letzte Wort klang aus ihrem pink geschminkten Mund wie „Abschaum“ und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie in der Hierarchie weit über mir stand. Maik hatte den letzten Satz gar nicht mehr gehört, denn bei „Sack“ fing er laut an zu lachen. Dabei warf er seinen Kopf in den Nacken und riss den Mund ganz weit auf, und ich sah seine mit Speichel benetzte Zahnspange blinken. Irgendwann wurde mir das zu bunt, man kann schließlich nichts für seinen Namen, und auch ich habe meinen Stolz.
„Da wir ja nun alle wissen, wie wir heißen, können wir mit der Arbeit anfangen“, erklärte ich frostig und deutete auf die Menschentraube, die sich vor unserer Fensterfront herumdrückte. Einige Kunden be o bachteten uns gleichmütig, andere wirkten erbost. Ich sah mahnende Finger auf imaginäre oder vorhandene Armbanduhren weisen und erblickte ein paar sehr ungeduldige Zeitgenossen, die ihrem Unmut durch laute Zurufe („Aufmaaaaachchen !!!“ ) und empörtes Klopfen gegen die Schaufensterscheibe Luft machten.
Wir mussten in die Hufe kommen, denn eine Palette voll Ware war weder ausgepackt noch ausg e zeichnet. Ich schnappte mir gleich den ersten Karton und begann mit der aufregenden Tätigkeit, ockerfarb e nen Herrenslippern der Größen 41 bis 45, „Modell College“, den Preis aufzubacken und sie in die entspr e chenden Regale zu ordnen. Gertrud unterwies
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