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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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uns. Butschi schrak aus seinem Schlummer und kreischte „Bäbä! Bäbä!“ zur Begrüßung.
    Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Gähnend griff ich nach Steffs ausgeblichenem, etwas muffigen Schlafsack und entledigte mich meiner aufgeplatzten Radlerhose. Bärbel warf mir kichernd ein hellrosa Satinnachthemd zu. Sie war total aufgekratzt und sprudelte nur so über vor Mitteilungsdrang.
    „Lass uns doch im Bett weiterreden“, nuschelte ich erschlagen, während ich mir den Edelfummel überwarf. Der Stoff war angenehm kühl und leicht. Nur widerwillig stimmte Bärbel zu und kroch unter ihre Federdecke, während ich mich als Mumie getarnt daneben legte.
    Bärbel im Fahrwasser quasselte denn auch drauflos, es gab so vieles, was sie mir mitteilen wollte. Mein hin und wieder eingeworfenes, schläfriges „Mmmh“ genügte ihr bei der Schilderung einiger markanter Stationen ihres Lebens.
    Wäre ich einen Tick wacher gewesen, dann hätte ich einige Male nachgehakt. Beispielsweise bei dieser bösen Sache mit ihrem Ex-Freund. Nur Frauen sind zu wahrer Liebe fähig, proklamierte sie, und schwärmte in den höchsten Tönen von einer Dame namens Victoria, die Bärbels Zuneigung jedoch leider nicht erwiderte. Ich hörte nur noch mit halbem Ohr hin. Mein letzter Gedanke galt dem Digitalradiowecker. In der Hoffnung, im Schlaf nicht aus Versehen auf einen der Bedienungsknöpfe zu drü cken, schlief ich ein.

 
    3
     
    Der Erste war der schrecklichste Tag im Monat. Die Kunden unseres Fix-Schuh-Ladens hatten dann die Taschen voller Geld und wiegten sich in dem Gefühl, die Liquidität würde umso länger anhalten, je günstiger sie einkauften. Endlich konnten sie sich das heißersehnte Schuhwerk, mit dem sie schon viel zu lange g e liebäugelt hatten, kaufen und somit für immer ihr Eigen nennen.
    Unsere Kundschaft bestand zum größten Teil aus Menschen der sogenannten Unterschicht. Ste i gende Arbeitslosenzahlen und unzählige Notlagen drängten leider immer mehr Bürger in diese Kategorie. Ich war ja selbst heilfroh, dass ich einen Job hatte, auch wenn mein Chef mir für die nächste Zukunft das Gegenteil prophezeite. Die Bezahlung war zwar saumäßig, versetzte mich aber trotzdem in die glückliche Lage, mir dann und wann etwas leisten zu können, was vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
    Viele unserer Kunden waren jedoch gezwungen, mit jedem Cent zu rechnen. Sie kauften ihre Sch u he bei uns, weil sie mussten, sicher nicht, weil sie wollten. Daneben gab es aber auch einige Leute, die u n sere Billigprodukte den qualitativ haushoch überlegenen aus gewöhnlichen Schuhgeschäften vorzogen. Aus Gründen, die mir schleierhaft waren. Und vereinzelt verirrten sich Menschen in unseren Laden, die es schick fanden, sich unters niedere Volk zu mischen und ausnahmsweise einmal preiswert einzukaufen. Ich verm u tete, dass diese Kunden sowieso tausend Paar Schuhe besaßen und das bei uns gekaufte maximal einmal anziehen würden. Wenn überhaupt. Dazu taugte Fix-Schuh-Ware allemal.
    Nichts gegen die Menschen, die bei uns einkauften, egal, welchem Milieu sie entsprungen waren. Eines hatten sie jedoch bedauerlicherweise gemein: Sie waren schwierig. Um nicht zu sagen: sehr schwi e rig. Die Ausnahme war da leider selten. Das machte die Arbeit bei Fix-Schuh oftmals zur Folter und forderte den Nerven ein hohes Maß an Stabilität und Belastbarkeit ab.
    Dieser seelischen Beanspruchung hielten nicht viele Verkäuferinnen, egal ob mit abgeschlossener Ausbildung oder ohne erlernten Beruf (ich zählte zur zweiten Kategorie) , stand. Kein Wunder also, dass die Fluktuation bei unserem Personal enorm war. Die ehemaligen Angestellten waren jeder Hoffnung beraubt, befanden sich nahe eines psychischen Kollaps ‘ und hatten jedes noch so bescheuerte Arbeitsangebot a n genommen, nur um Fix-Schuh den Rücken kehren zu können. Nach der Devise: Bloß weg hier, noch ein weiterer Tag in diesem Laden, und ich drehe durch.
    In den vergangenen Jahren hatte ich viele Kolleginnen kommen und gehen sehen. Gabi beispiel s weise: Sie fing total motiviert bei uns an, war eine fröhliche Natur und machte sogar Verbesserungsvo r schläge zur  Steigerung der Kundenzufriedenheit. Nach drei Monaten war sie am Ende, ein menschliches Wrack. Gabi sah die fristlose Kündigung als einzige Möglichkeit, ihr Leben zu retten. Ich habe sie irgen d wann mal in der Fußgängerzone wiedergetroffen. Tonlos berichtete sie, dass sie jetzt in der Fischverarbe i tung

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