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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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Schnürer denn auch nur noch 1,91 Euro. Die Kundenka r ten flogen uns nur so um die Ohren, bevor die Schnürer-Käufer höchst befriedigt das Geschäft verließen.
    „Echt billig geschossen“, hörte ich einen Vater von vier Kindern beim Hinausgehen tönen, bevor er seiner Frau die XXL-Plastiktüte voller Schnürer in die Hand drückte. Gertruds Miene konnte ich ansehen, dass dieser Vorfall noch ein Nachspiel haben würde.
    Als der größte Ansturm abebbte und ich mich gerade auf eine Tasse Kaffee im Frühstücksraum ve r drückt hatte, erschien Bruno. Es war so seine Art, immer im unpassendsten Moment aufzukreuzen. Als er mich erblickte, wett erte er: „Fräulein Sackkkkann ihren Kkkaffee zu Hause trinkkken!“ Überflüssig zu erwä h nen, auf welchem Körperteil sein Blick ruhte. Bedauernd meine Tasse wegstellend, an der ich nur kurz hatte nippen dürfen, folgte ich ihm in den Laden.
    „Seit wann werden hier Pausen außer der Reihe kemacht?“ knurrte Bruno Aufseherin Gertrud an. Diese ließ unauffällig ihren Lippenpinker verschwinden und wisperte liebenswürdig zurück: „Aber Herr Ku n ze, Sie kennen doch Dorissack! Die lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Da kann unsereiner m a chen, was er will. Und ich sag’ noch, Doris, sag’ ich, wir brauchen dich hier, aber ...“ Bruno war an ihren Au s führungen nicht weiter interessiert und brabbelte irgendwas von „Auswirckunken“ in meine Richtung. Ich nahm das achselzuckend zur Kenntnis. Ungeduldig sah Gertrud zur Kundschaft, ihr brannte etwas unter den Nägeln, das sie Bruno unbedingt mitteilen musste. Ich ahnte, worum es sich dabei handelte.
    Eine unentschlossene Rentnerin pendelte zwischen soliden Hässlich-aber-bequem-Schuhen und schwarzen, gewagten Riemchensandalen mit Keilabsatz. Chef Kunze sah auf die Uhr, es war fast Mittag.
    Eine junge Frau hatte ihre liebe Mühe, jedem ihrer drei Kinder ein Paar Hausschuhe anzupassen. Moni schaffte es schließlich, die nörgelnde Bande mit den richtigen Puschen zu versorgen. Die gestresste Mutti würde bald wieder bei uns im Laden stehen, denn erfahrungsgemäß hielten diese Schühchen nicht länger als drei Wochen. Bei schonender Behandlung, versteht sich.
    Die Rentnerin hatte nun doch die Vernunft siegen lassen und sich für die Hässlichen und gegen die Keilabsätze entschieden, schnappte sich aber im Vorbeigehen noch spontan ein Paar Pantoffeln vom Ramsch-Grabbeltisch. Endlich verließ auch sie das Geschäft und Bruno walzte schlüsselklimpernd Richtung Eingangstür. Er hatte diese fast geschlossen, als sich ein eilig wirkender Tourist noch hereindrängeln wollte. Er war beladen mit einer Videokamera, schwenkte ein Werbefähnchen und trug eine alberne Kapp e der örtlichen Fischbratküche auf dem Kopf.
    „Isch möschte misch nur schnell umschschaue“, stammelte er.
    „Kkomm’ Sie um drei wieder, jetzt haben wir Mittack“, herrschte der den armen Mann an, der nur mit Mühe seinen Fuß aus dem Rahmen zerren konnte, denn Bruno hielt mit aller Kraft die Tür dagegen. Ich sah den Ärmsten davonhumpeln, während unser Meister den Schlüssel im Schloss drehte.
    „Da ist was mit den Sonderankeboten falsch kelaufen“, klärte uns Logistik-As Kunze auf. Es folgten langatmige Erklärungen. Fazit: Er war komplett unschuldig an dem Desaster. Wir nahmen diese Tatsache ernst nickend zur Kenntnis.
    „Die Ankebotsware kkkomt nächste Woche.“ Damit war das Thema für alle Beteiligten erledigt.
    „Na, wie macht sich denn unser Pracktickant so, hmm?“ , wandte er sich kumpelhaft an Maik und klatschte seine fleischige Hand auf dessen Schulter. Der zuckte zusammen, mit so viel spontaner Freun d lichkeit hatte er nicht gerechnet.
    „Es ist sehr interessant und aufschlussreich“, stammelte der Junge, wurde jedoch von Gertrud u n terbrochen, die nicht mehr an sich halten konnte.
    „Herr Kunze !“, rief sie. „I ch habe die Pflicht, Ihnen etwas äußerst Wichtiges mitzuteilen. Es ist eine unangenehme Pflicht, denn es betrifft unsere Mitarbeiterin Dorissack.“
    Ich schnappte nach Luft und stieß ein „Diffa ...“ aus. Hieß es nun „Diffamierung“ oder „Diffamation“, egal – Gertrud lief auf vollen Touren.
    „Heute ist Ware für zwanzig Euro unter Wert verkauft worden. In Mengen. Alle Modelle ‚Topjogger’ sind weg. Alle!“ kreischte sie. „Für zwanzig Euro zu wenig!“ Gertruds Gesicht war von hektischen Flecken nur so übersät. „Dank unserer Kollegin Dorissack.“
    Ich hatte mich längst

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