Männer unerwünscht (German Edition)
Inneres war in Aufruhr. Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt und außerdem rebellierte mein Magen, so dass ich keinen Bissen der köstlichen Athen-Platte mehr herunterbrachte. Holger futterte indes fröhlich weiter und merkte nichts von meinen Höllenqualen. Seine turbulentesten Abenteuer als Lebensretter bekam ich nur am Rande mit.
Wie ein Häufchen Elend saß ich da. Vielleicht küssten sich die beiden gerade? Ich stocherte in me i nem Essen herum und schob den Teller schließlich beiseite. Es dauerte lange, bis Holgers Storys endeten, er satt war und den Wein geleert hatte.
Als ich aufstand, war mir schwindelig. Der Doc fasste geistesgegenwärtig nach meinem Arm, sonst wäre ich wohl hingefallen.
„Ist dir nicht gut?“ , fragte er besorgt.
Statt ihm zu antworten, sah ich ein letztes Mal hin. Meine Augen trafen sich mit Henriks. Er lächelte mir freundlich zu, dann schwenkte sein Blick von mir zum Doc und wieder zurück zu mir. Im nächsten M o ment stand ich schon auf der Straße. Ich ließ mich von Holger nach Hause fahren und ging schnurstracks ins Bett.
Die ganze Nacht tat ich kein Auge zu. Immer wieder meinte ich Henriks Hüftknochen in meinen Ri p pen, sein Kinn auf meinem Haar und seinen Atem zu spüren. Es war so schön gewesen mit ihm im Schrank.
Niemals in meinem Leben hatte ich einen Mann gekannt, auf den ich mich so verlassen konnte wie auf ihn. Kein Mann war so ehrlich und klug wie er. Wie hatte ich ihn jemals für langweilig halten können? Und vor allem: Warum hatte ich mich erst jetzt in ihn verliebt?
Zu spät. Zwei schicksalsschwere Worte. Ich hatte tausend Gelegenheiten in meinem Leben verstre i chen lassen. Henrik hatte mich immer sehr gern gehabt, und mir war das vollkommen egal gewesen.
Ich war den vermeintlich aufregenden, doch meistens egoistischen oder unzuverlässigen Typen hinterhergejagt auf der Suche nach der abenteuerlichsten Liebesgeschichte der Welt. Und hatte nichts als Pleiten erlebt. Ich weinte.
Plötzlich klopfte es leise an mein Fenster. Björn!
„Was ist los?“ , zischte ich, als ich öffnete. Björn machte große Augen. Ich sah vermutlich furchterr e gend aus in meinem alten Nachthemd und den tränenverquollenen Augen.
„Ich ... ich wollte dich besuchen“, stammelte er. „Heute Nachmittag war ich bei Oma Mimi und sie erzählte mir ...“ Weiter kam er nicht.
„Björn, es ist aus mit uns. Vorbei. Ich hätte es dir längst sagen sollen.“
„Aus? Nein? Wie? Nein! Oma Mimi ...“
„Mimi hat nichts damit zu tun. Es ist purer Zufall, dass sie meine Freundin und gleichzeitig deine Großmutter ist.“
„Und ich dachte, du würdest meinetwegen ...“
„Ich tue nichts deinetwegen. Und jetzt geh.“
„Aber du weinst ja...“
„Ja. Geh jetzt!“
Björn zögerte, warf mir einen hilflosen Blick zu und trollte sich schließlich. Ich schloss das Fenster und legte mich wieder ins Bett. Björn – kurzzeitig hatte ich mich heftig in ihn verliebt und war fast geneigt gewesen, mich künftig als Bäuerin zu verdingen. Zum Glück nur fast.
Als ich eines Abends völlig geschafft von den vielen Vorbereitungen zur Gründung meiner Existenz hei m wärts schlich, empfing mich der Schwestern-Krisenstab. Tiefgreifende Veränderungen innerhalb unserer Wohngemeinschaft standen bevor. Ich setzte mich und harrte der Neuigkeiten.
„Jetzt sind wir vollständig versammelt und ich möchte die Gelegenheit nutzen, euch etwa s mitzute i len“, erklärte Uschi mit ernster Miene. „Ich werde die Wohngemeinschaft auflösen. Das kommt überraschend für euch, aber ich weiß es definitiv auch erst seit gestern. Ich habe eine sehr anspruchsvolle und interessa n te Arbeitsstelle in Aussicht und werde das Angebot annehmen. In zwei Monaten werde ich bei Jahnke, Pe p per und Partner in München anfangen.“
„München???“ , riefen wir.
„Ja. Berufliche Veränderung wird mir guttun und ein
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