Männer unerwünscht (German Edition)
Ortswechsel kann auch nicht schaden. Das fördert die Eigenständigkeit.“
Wir waren platt.
„Ihr könnt das Haus mieten, wenn ihr möchtet.“
Bärbel und Victoria steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Schließlich ließen sie den Knoten platzen.
„Wir werden ausziehen.“
„Tatsächlich? Habt ihr eine Wohnung gefunden?“ , erkundigte sich Uschi freund lich. Ich atmete auf. Hatte ich doch schon fast damit gerechnet, mir die Miete demnächst mit Victoria teilen zu müssen.
„Ja. In der Innenstadt. Supersüß und schnuckelig. Mit Blick auf den Hafen, einer guten Verkehrsa n bindung und sehr toleranten Nachbarn. Die Miete könnte niedriger sein, aber ... Wir haben uns soeben en t schlossen, dort einzuziehen.“
Steff und ich sahen uns an. Wir waren die kläglichen Überreste einer ehemals fünfköpfigen Frauen-Wohngemeinschaft auf dem Lande. Der strikte Grundsatz „Männer unerwünscht “ war uns allen heilig und hatte ein Zusammengehörigkeitsgefühl und ein Band des Vertrauens, ja, der Zuneigung, geschaffen. Trotz der Tragik mussten wir beide lachen.
„Und nun?“ , fragte ich sie.
„Ich möchte eine Galerie eröffnen. Der Gedanke spukt schon länger in meinem Kopf rum. Das Haus ist geradezu ideal dafür. Ich hab tausend Ideen und schon diverse gute Kontakte geknüpft. ‚Galerie am Wa l de‘ – na, wie hört sich das an?“
„Du will st das Haus also mieten?“ fragte Uschi meine Lieblingsschwester.
„Wenn du nicht zu viel Geld verlangst ...?“
„Da werden wir uns schon einig. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn Derrick weiter hier wohnen dürfte. Ich möchte ihm keinen Umzug in die Stadt zumuten.“
Blieb nur noch das hässliche Entlein Dorissack. Wohin mit ihr? In wessen wärmendem Nest darf sie unterschlüpfen?
„Du wirst natürlich hier mit mir zusammen wohnen, nicht wahr, Doris? Das wird ein Spaß!“ Steff fiel mir um den Hals.
„Na klar. Es sei denn, die Besucher belagern mein Zimmer, weil du dort irgendwelche Kritzeleien aufgehängt hast.“
Mir war überhaupt nicht nach Feiern zumute, aber den Geburtstag sucht man sich bekanntlich nicht aus. Mein sechsundzwanzigster. Das schönste Geschenk hatte ich bereits zwei Tage vor meinem Ehrentag e r halten, als mir Herr Biedermann den Führerschein überreichte. Geschafft!
Dieser Tag hatte es in sich. So was Ereignisreiches aber auch! Die ersten Gäste erschienen schon früh um acht: Hertha und Fiete. Das war vielleicht eine Überraschung, vor allem, weil ich noch im Pyjama und ungeduscht war, meine Zotteln wirr und zerknautscht und meine Zähne ungeputzt waren. Hoffentlich hatte ich nicht einen solchen Mundgeruch wie Victoria morgens.
Ich presste denn auch die Lippen aufeinander, um nicht so viel Atemluft zu verströmen, und stand stocksteif da. Unter der rechten Achsel klaffte ein großes Loch in meinem Schlafanzug, und ich wollte das gern vor meiner pingeligen Mutter verbergen. Der Pyjama hätte längst geflickt werden müssen. Wenn ich allerdings eines hasste, dann waren das Näharbeiten. Deshalb trug ich meine Sachen so lange, bis sie au s einanderfielen, und warf sie dann weg. Das ersparte den lästigen Umgang mit Nadel und Faden.
Mutter verströmte einen angenehmen Parfumduft, trug ein feines, damenhaftes Kostüm und eine weiße, lange Perlenkette. Sie sah frisch und verliebt aus.
Fiete wirkte ebenfalls happy. Er hatte wieder seine marine-blau-weiße Kluft samt weißer Segelsch u he an und war so braungebrannt, als läge er jeden Tag an Deck.
Mama reichte mir förmlich die Hand, Fiete umarmte mich stürmisch. Sekundenlang weilte ich an seinem breiten Brustkasten.
„ Doris! Dein Nachtjäckchen ist kaputt! Man sieht ja deinen Busenansatz!“ , regte Hertha sich auf. Sie musste den Schrecken erst verdauen bevor sie in der Lage war , mir zum Geburtstag zu gratulieren.
„Wir wollen dir bei
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