Männer unerwünscht (German Edition)
zerlegten, sollte ich zu meiner Sparkasse flitzen und das fehlende Kleingeld besorgen. Für den Fall, dass sich die Sparkassenangestellten aus irgendeinem unerfindlichen Grund querstellten und einer Kontoüberziehung nicht zustimmten, würde die Hausbank di e ses großartigen Möbelladens einspringen und mir das Geld pumpen. Zum günstigen Zins, versteht sich.
Ich tat wie mir geheißen, setzte mich in den nächsten Bus und steuerte mein Kreditinstitut an. Wu n dersamerweise war ich auch hier König, und man händigte mir umgehend einen Stapel Scheine aus.
Zurück im Möbelhaus stand von meinem Schrank nur noch das Gerippe. Ein wenig bangte ich um ihn, als ich die Handwerker die Einzelteile rüde aufeinander stapeln sah.
„Mit kleinen Fehlern, ha, ha“, lachten sie schedderig, unterließen es aber, als ich in ihr Blickfeld g e riet.
Der Verkäufer begrüßte mich wie eine alte Freundin und händigte mir den Durchschlag des Vertrags aus. Die Monteure waren Männer der Tat, denn sie trugen bereits die Einzelteile schnaufend an mir vorbei hinaus zum Möbelwagen. Ich eilte hinter ihnen her in der Hoffnung, dass durch meine Anwesenheit das Ve r laden etwas vor sichtiger als die Demontage vonstatten gehen würde. Am Möbelwagen lehnend schaute ich den beiden Experten auf die Finger, was sich diese nicht lange gefallen ließen.
„Sie stehn hier inner Be- und Entladezone, und das iss’n Gefahrenbereich“, klärte mich der eine auf, während er gleichzeitig eine Handbewegung machte, als würde er ein lästiges Insekt verscheuchen. Mir lag eine spitze Bemerkung auf der Zunge, aber ich wollte es mir nicht mit den beiden verscherzen. Sie hätten das meinen Schrank sicher spüren lassen. Deshalb hielt ich den Mund und setzte mich schon mal ins Fü h rerhaus des Lieferwagens , während hinter mir das Fachpersonal die letzten Einzelteile des Auslaufmodells auf die Ladeflä che schmiss . Nett von dem Möbelverkäufer, die Auslieferung so zu organisieren, dass Schrank und ich gemeinsam daheim ankamen.
Aufatmend warfen sich die Männer in die Polster ihrer Sitze, wobei ich zwischen ihnen ziemlich ei n geengt wurde. Sobald die Türen geschlossen waren, konnte ich kaum noch atmen. Ihre Hemden wiesen kreisförmige Schweißränder unter den Achseln auf, und dementsprechend war der Geruch. Dieser schwäc h te sich erst während der Fahrt ab, als sich der Fahrer eine Zigarette ansteckte und der andere sein in Butte r brotpapier verpacktes Leberwurstbrötchen auswickelte. Die Wärme dieses Tages hatte dem Brötchen zug e setzt, aber das schien meinen Nachbarn nicht zu stören. Der Feinschmecker genießt und schweigt.
Nicht so der Fahrer. Zwischen den Zügen an seiner Zigarette sprudelte er über vor Mitteilungsdrang. Dieser erschöpfte sich im Erzählen von Witzen, die sich ausschließlich auf den Bereich unterhalb der Gürte l linie bezogen. Vor jedem Witz kam ein einleitendes „Kennste den schon?“ und noch bevor ich antworten konnte, legte er los. Sein Kollege bog sich vor Lachen, wobei dann und wann kleine Brötchen-Leberwurst-Partikel an die Frontscheibe flogen.
Ich wollte die gute Stimmung im Führerhaus nicht verderben und verzog hin und wieder die Lippen zu einem Grinsen. Dass man, wenn eine Frau zum Arzt geht, vor Lachen nicht mehr aus noch ein weiß, konnte ich nicht nachvollziehen, doch vielleicht hatten die beiden einfach mehr Humor als ich.
Angst bekam ich jedoch, als der Fahrer vor lauter Lachen eine rote Ampel übersah und damit eine ältere Dame, die gerade die Straße überquerte, in arge Bedrängnis brachte. Und das nur, weil in dem Witz die Frau, die zum Arzt ging, zu allem Überfluss auch noch schwanger war.
Endlich hielten wir vor meinem Haus, und ich stürzte aus dem Wagen.
„Welch’n Stock?“ fragte mich der Witzbold, während er mit der einen Hand die Tür des Laderaums öffnete und sich mit dem Handrücken der anderen die letzte Lachträne wegwischte.
„Vierter“, antwortete ich, und sofort verschwand der heitere Ausdruck auf den Gesichtern der Möbe l packer. Mürrisch schulterten sie den drei Meter langen Schrankboden und bugsierten ihn durch die geöffn e te Eingangstür.
Ächzend schlurften sie die Treppe hinauf, und ich, die ich hinter dem stemmenden zweiten Mann hertapste, litt mit jedem Ritsch, den das Holz an der rauen, verputzten Wand entlang schleifte, mit. Endlich war der erste Mann an meiner Wohnungstür angelangt. Diese war natürlich verschlossen und mein Schlü s sel und ich
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