Männer unerwünscht (German Edition)
gute drei Meter entfernt. Der zweite Träger und das sperrige Schrankteil machten ein Durc h kommen in dem engen Treppenaufgang unmöglich.
„Sehr clever“, stöhnte der erste Mann.
„Und nu?“ japste der zweite.
Blieb nur eines: M ich eng an dem zweiten Mann vorbeidrückend, krabbelte ich auf allen Vieren unter dem Schrankboden her, den die beiden immer noch in ihren starken Händen hielten, tauchte dann dicht neben Mann Nr. 1 auf und öffnete schnell die Tür meines Wohn-Schlafraum s.
In dem Moment, als ich die Klinke in der Hand hielt, fiel es mir siedend heiß ein: Ich hatte nicht au f geräumt. Seit Tagen nicht. Die Bude sah aus wie nach einem Luftangriff. Hastig griff ich nach den verstre u ten Klamotten und warf sie in eine Ecke auf den Haufen, der sich dort nach dem Zu sammenbruch des alten Schrank s angesiedelt hatte.
„Wohin damit? Wir kriegen schon lahme Arme“, maulte der Leberwurstfan ungnädig.
Ich deutete auf die jetzt leere Wand, die kaum länger als drei Meter war und die mein Prachtstück in Kürze voll ausfüllen würde. Die Männer setzten das Schrankunterteil ab und richteten sich stöhnend auf. Erneut wischten sie sich mit den Hemdsärmeln den Schweiß von der Stirn.
Ich rang mit mir, ob ich ihnen etwas zu trinken anbieten sollte, doch ich wollte die beiden nicht länger als unbedingt notwendig beherbergen.
Nach einer kleinen Verschnaufpause zogen sie wieder ab Richtung Möbelwagen, um die nächsten Teile raufzuschleppen. Ich hingegen setzte mich, bewunderte den leicht verschrammten Schrankboden und beglückwünschte mich zu meiner Neuerrungenschaft.
Wegen des Glückskaufs war ich logischerweise nicht imstande, die von den Vermietern als Sicherheit ve r langten drei Kaltmieten zu hinterlegen. Somit fielen die meisten für mich in Frage kommenden Wohnungen schon mal flach.
Die anderen Angebote, bei denen von einer Kaution nicht die Rede war, kamen leider auch nicht in Betracht. Hier wurde entweder ein gut situiertes, ruhiges Ehepaar, eine allein stehende ältere Dame, ein handwerklich versierter Herr oder ein netter Student gesucht. Erst beim Weiterblättern fiel mir die kleine A n zeige unten rechts in der Ecke auf: Mitbewohnerin in Frauen-Wohngemeinschaft ab sofort gesucht.
Hatte ich einen Moment bei „Wohngemeinschaft“ gezögert, war ich ob des „ab sofort“ begeistert. Das würde Herrn Rö h rigs Miene wieder erhellen und Evi in einen wahren Freudentaumel versetzen! Ich räumte das Frühstücksgeschirr vom Tisch, griff zum Telefon und wählte die angegebene Nummer.
Es klingelte und klingelte, und ich wollte gerade wieder auflegen, als der Hörer endlich doch noch abgenommen wurde.
„Ritaaaaaa …?“ fragte jemand emotionslos.
Ratlos zögerte ich einen Moment. Dann wurde mir die Situation jedoch klar: Ich hatte so was selbst auch schon erlebt. Kurz bevor das Telefon klingelte, hatte ich an meine Mutter gedacht, die in Süddeutsc h land lebte und mit der ich von zwei bis drei unvermeidlichen Stippvisiten im Jahr abgesehen, ausschließlich telefonisch kommunizierte. In dem festen Glauben, dass es sich bei dem Anrufer nur um meine Mutter ha n deln konnte (habe ich schon erwähnt, dass mich meine Intuition fast nie trügt?), meldete ich mich fröhlich mit „Mama?“ Doch statt meiner Mutter war mein übellauniger Chef dran und der fand das gar nicht lustig.
Überzeugt, dass es sich hier um eine ähnliche Situation handeln musste, antwortete ich mit glocke n heller Stimme:
„Hallo, hier ist nicht Rita. Mein Name ist Sack. Doris Sack“, fügte ich schleunigst hinzu, da ich aus Erfahrung wusste, dass mein Nachname manchmal Verwirrung, wenn nicht gar Bestürzung auslöste.
Ich hatte mir schon mehrmals ernsthaft vorgenommen, mich um eine Namensänderung zu bem ü hen, beispielsweise von Sack in Zack, was sich wirklich flott anhören würde. Doris Zack, die ist auf Zack! Als ich meiner Mutter von dieser Idee berichtete, war sie zutiefst beleidigt. Sie lebte schließlich schon seit fün f unddreißig Jahren mit diesem Namen, und mein armer Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er von seiner undankbaren Tochter wüsste. Aus Rücksicht auf meine Familie hatte ich deshalb von diesem Vorh a ben Abstand genommen.
Ich gab meiner Gesprächspartnerin Gelegenheit, das Missverständnis aufzuklären. Ein gekichertes „Ach, ich dachte du wärst Rita“ oder etwas in der Art. Stattdessen entstand eine lange Pause, während derer ich auf eine Antwort wartete. Dann, als ich
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