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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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gewöhnlich war, denn die Ampelanlage war ausgefallen, und die Autofahrer mussten sich an der belebten Kreuzung Industrie-/Holperstraße selbständig in den Verkehr rei n drängeln.
    Die vorfahrtberechtigten Holperstraßenbenutzer beharrten natürlich auf ihrem Recht und fuhren h ä misch grinsend oder fröhlich winkend an den wütend-fäusteballenden Ausharrenden der Industriestraße vorbei. Dem einen oder anderen wurde die Warterei zu bunt, und er gab beherzt Gas.
    Ich beobachtete interessiert einige Beinah-Unfälle und bedauerte eine junge zweifache Mutti mit Kinderwagen, die vergeblich darauf hoffte, die Kreuzung gefahrlos passieren zu dürfen. Sie hatte ihre liebe Mühe, das Kleinkind, das tatendurstig an ihrem Ärmel zerrte, zu bändigen und am Betreten der Straße zu hindern. Während sie ihre Brut im Wägelchen auf und ab schaukelte, hielt sie gleichzeitig den zähfließenden Verkehr im Auge, in der Hoffnung, doch noch auf einen mitfühlenden Fahrer zu treffen, der ihretwegen se i nen Bleifuß kurzzeitig auf dem Bremspedal ablegte.
    Als sich nach einer ganzen Weile nichts an der Situation änderte, ging ich in meine kleine Küche und riss eine Coladose auf. Ich nahm einen Schluck, schnappte mir im Vorbeigehen die Flipstüte, die noch vom gestrigen Fernsehabend auf dem Beistelltischchen lag, und trat zurück ans Fenster. Die junge Mutti war an einen netten Verkehrsteilnehmer geraten, der ihr per Handzeichen zu verstehen gab, dass er ihr durch seine Bremsleuchten den nachfolgenden Verkehr vom Leibe halten würde.
    Den Kinderwagen schiebend und das quirlige Kleinkind hinter sich herziehend, wagte sie denn auch den Schritt auf die Straße, doch sie kam nur bis zur Straßenmitte. Der nette Bremser von eben war jetzt nicht mehr für sie zuständig und längst davongebraust, während sie sich mitten im tosenden Verkehr mit den Teilnehmern der Gegenfahrbahn arrangieren musste.
    Ich zitterte mit der armen Frau, griff in die Flipstüte und stopfte mir den Mund voll, ohne dabei das Geschehen aus den Augen zu lassen. Haarscharf sausten die Autos an dem Kinderwagen vorbei, das Schicksal der kleinen Familie hing jetzt am seidenen Faden.
    Erst als ich alle Flips aufgefuttert hatte und gerade überlegte, was ich noch an leckerem Essbaren im Haus hatte, trat der Fahrer eines Betontransporters in seine quietschenden Bremsen und bedeutete der Frau, doch bitte zügig die Straße zu überqueren. Sie lief, so schnell es eben ging, mit ihren Nachkommen in Richtung heiß ersehnter Bürgersteig. Ich seufzte erleichtert auf. Dann wandte ich mich vom Fenster ab und wieder meinen Plänen zu.
    Ich war energiegeladen und voller Tatendrang an diesem späten Vormittag. S tatt mich um etwaige Busfahrpläne zu kümmern, wollte ich mein Fahrrad aus dem Keller holen und an diese m wunderschönen Frühlingstag eine Zwanzig-Kilometer-Radtour nach Kuhstedt unternehm en. Gesagt – getan.
    Irgendwann im vergangenen Jahr war ich zuletzt mit meinem Fahrrad gefahren, nämlich als mein unausstehlicher Boss die glorreiche Idee hatte, den Betriebsausflug auf dem Fahrradsattel zu verbringen. Von acht Uhr früh bis abends um sechs hieß es in die Pedale treten – eine mörderische Gewalttour . M ein Chef nahm aktiv nur am Mittagessen im Landgasthof teil. Mit Grauen erinnerte ich mich an den tagelang anhaltenden Muskelkater und mein sonnenverbranntes Gesicht, das die kühlenden Lotionen nur so in sich hineinfraß. Jetzt war ich schlauer: Ich bereitete die Tour gründlich vor.
    Bequeme Kleidung hatte oberste Priorität, deshalb schlüpfte ich in die einzige Radlerhose, die ich besaß: Ein gift grünes Ding, das ich beim letzten Sommerschlussverkauf erstanden hatte. Endlich konnte ich das gute Stück einweihen. Die der Sonne ausgesetzte Haut cremte ich messerrückendick mit Sonne n schutzmittel ein und stellte ein kleines Proviantpäckchen zusammen.
    So gerüstet stieg ich die Kellertreppe hinunter, verwundert beäugt von Herrn Schmerglatt, dem Hausmeister. Seinetwegen wollte ich die weiße Cremeschicht in meinem Gesicht nicht abwischen, und so wünschte ich ihm einen frohen „Guten Tag“, während ich entschlossen an ihm vorbeistiefelte. Ächzend b e förderte ich das verstaubte Fahrrad die steile Treppe hinauf. Oben angekommen stellte ich fest, dass die Reifen platt waren.
    Ich sprintete zurück in den Keller, in der Hoffnung, dort eine Luftpumpe zu find en. Tatsächlich en t deckte ich eine a m Fahrrad eines anderen Hausbewohners. Sicherheitshalber,

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