Männer unerwünscht (German Edition)
Kauf des drei Meter breiten, voll verspiegelten Schiebetürenkleiderschranks rein gar nichts mehr her und hatte eine längere Verschnau f pause dringend nötig. In Sachen Geldausgeben war ich hin und wieder recht spontan. Sonst wäre ich auch nie zu diesem Schmuckstück von einem Schrank gekommen.
Mit dem Vorsatz, einen einfachen Kleiderschrank Marke „Sieht aus wie Echtholz“ mit zwei Klapptüren und Stange zu erstehen, hatte ich das „Ruck-Zuck-Nimm’s-Mit-Möbelhaus“ betreten.
Das Modell, das ich zu dem Zeitpunkt in meiner Wohnung beherbergte, stammte noch aus meinem Kinderzimmer. Lange bevor es in meinen Besitz übergegangen war, hatte meine Patentante Sophie darin ihre Wäschestücke verwahrt. Das gute Stück ließ sich jetzt leider nicht mehr gefahrlos öffnen oder schließen, weil die Scharniere völlig fertig waren. Sie hatten sich zusammen mit den Pressplattenseiten, an denen sie befestigt waren, vereinigt und große Löcher in die Seitenteile gerissen. Es half nichts, was blieb, war der Gang zum Abdecker.
Das alte Ding tat mir leid, als es einsam am Straßenrand stand und auf die Müllmänner wartete, die sich für den kommenden Tag angesagt hatten. Doch am nächsten Morgen sah ich, dass Nachbarn und Pa s santen ebenfalls die Chance der kostenlosen Entsorgung genutzt hatten, und bergeweise Plastiksäcke, Ka r tons, Fahrrad- und Autoteile sowie sämtlichen denkbaren Unrat neben meinen Schrank geschmissen hatten, so dass dieser nicht mehr allein der Abfuhr harren musste.
Doch zurück zu meinem neuen Stück. Ich betrat also besagtes Möbelhaus und steuerte zielstrebig auf die Billig schränke am hinteren Ende des Ganges zu, als mir dieses Prachtstück den Weg versperrte. Er war dreimal so breit wie mein alter und statt kackbraun glänzend-pechschwarz. Und dann diese verspiegelte Front: Einfach Wahnsinn! Endlich konnte ich mich in voller Größe bewundern, statt mich mit der Ansicht meines Gesichts im Alibert-Badezimmerschrank und der ab Kniehöhe im Spiegel des Schuhladens zufrieden geben zu müssen.
Auf der mittleren Spiegeltür prangte ein großes Schild mit der Aufschrift SONDERANGEBOT und darunter der ehemalige Preis, energisch dick durchgestrichen. Der Ruck-Zuck-Nimm’s-Mit-Preis betrug knappe fünfhundert Euro weniger. Na, wenn das keine Gelegenheit war!
Ich glaubte manchmal an Vorsehung oder Schicksal oder wie immer man das nennen will; bei di e sem Schrank war es jedenfalls eindeutig so ein Fall. Deshalb pfiff ich auch gleich einen dieser Verkäufer heran, die immer so dezent im Hintergrund herumlungern und strahlend ihren Auftragsblock zücken, wenn man sie anspricht. Ruck-zuck hatte der zuvorkommende Mann denn auch die nötigen Fakten eingetragen, und ich brauchte nur noch zu unterschreiben. So einfach ging das.
Energisch riss er die Preisschilder von den Schranktüren, wobei mir der winzige Hinweis Auslaufm o dell – mit kleinen Schönheitsfehlern auffiel.
„Wollen Sie ihn sofort mitnehmen?“ fragte er mich mit Blick auf die zwei Monteure, die mit Schra u benziehern bewaffnet bereits in d en Startlöchern standen. Welch kundenfreundlicher Service! Plötzlich wu r de mir bewusst, wie spontan ich da wieder gehandelt hatte. Ich besaß weder ein Fahrzeug, um dieses Monstrum zu transportieren, noch kannte ich jemanden, der mir bei der Beförderung behilflich sein würde, und bei dem Gedanken, die auseinander geschraubten Einzelteile wieder zusammen zu puzzeln, wurde mir noch mulmiger.
Außerdem hatte ich entschieden zu wenig Geld dabei; war ich doch von einem wesentlich primitiv e ren Modell ausgegangen. Kleinlaut schilderte ich dem Möbelfachmann meine Probleme, doch das freundl i che Lächeln verschwand nicht einen Augenblick von seinem Gesicht. Ich war dankbar dafür, hätte er doch wegen meiner überstürzten Handlung durchaus Grund gehabt, etwas verärgert zu sein.
Aber ganz im Gegenteil: beim Stichwort „Transport“ grinste er breit und riet mir, den Schrank einfach durch das fachkundige Personal des Möbelhauses in die Wohnung liefern zu lassen. Ich unterschrieb schnell unter „Aufpreis für Auslieferung und Montage“ und war froh, damit wenigstens diese Schwierigkeiten aus der Welt geschafft zu haben.
Der kluge Mann hatte auch für meine finanzielle Not eine Lösung. Als er herausfand, dass ich ma n gels Masse niemals per EC-Karte bezahlte und deshalb die bargeldlose Variante nicht in Frage kam, sch lug er F olgendes vor: Während die Mechaniker meinen Schrank
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