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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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Ausbildungsplatz besorgen würde. Der Einkauf bei Ehren brecht war für sie zu solch peinlicher Tortur geworden, dass sie schweren Herzens den Supe r markt gewechselt hatte.
    Ein paar Wochen später lernte ich Peter kennen, einen Mann mit ellenbogenlangem, irre lockigem Haar. Er trug ausschließlich zerfetzte Jeanshosen, die den Blick auf seine behaarten Beine und eine seiner Pobacken ermöglichten. Peter hatte eine eigene Bude – das war das allerbeste an ihm. Umgehend zog ich bei Mama aus und bei ihm ein. Und fing ein neues Leben an.
    Peter war ebenfalls arbeitslos und sah keinen Sinn darin, diesen Zustand zu ändern. Als meine Mu t ter ihn einmal zaghaft nach seinem Beruf befragte, antwortete er bloß: „K einen Bock auf Maloche.“ Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und gab sich ansonsten ganz seinem Langschläfertum und seinem Wirken in einer kommunistischen Vereinigung hin. Mama war schockiert und ich um so glücklicher.
    Durch Zufall bekam ich eines Tages einen Aushilfsjob in einer Gaststätte. Ich war für die Bedienung der Kaffeemaschinen zuständig, räumte schmutziges Geschirr in die Spülmaschine und sauberes wieder aus. Endlich hatte ich wieder etwas Geld zur Verfügung.
    Mit Peter geriet ich deswegen böse aneinander. Weil ich jetzt so viel arbeiten ginge, hätte ich nicht mehr genug Zeit für ihn, meckerte er. Außerdem bemängelte er, dass ich nun die Küche der Gaststätte in Schuss hielt und nicht mehr seine eigene. Das Ende vom Lied war, das s er sich eine Genossin griff, mit der er Arbeitsmoral, politische Gesinnung und fortan auch das Bett teilte.
    Meine Mutter freute sich, als ich mein Kinderzimmer wieder bezog. Eine Weile herrschte eitel So n nenschein im Hause Sack. Nach Arbeitsschluss war ich meist zu müde, um noch auf die Piste zu gehen, und das behagte Mama sehr.
    Unter dem Personal in Eichlers Gasthof war auch Henrik, der dort in den Semesterferien jobbte. Henrik war ein ruhiger, fleißiger Junge, ein oder zwei Jahre älter als ich, der, wenn ich an meinen Maschinen den Überblick verlor, seine eigene Arbeit liegen ließ und helfend eingriff.
    Nach der Arbeit saßen wir manchmal mit ein paar Kollegen zusammen, mal begleitete mich Henrik nach Hause, und hin und wieder unternahmen wir an einem freien Tag etwas zusammen.
    Ich war gern mit Henrik zusammen, doch hätte ich mich niemals in ihn verlieben können. Er war nett, anständig und viel zu harmlos für mich . Ich stand da mehr auf Männer mit dem gewissen Etwas.
    Irgendwann verkaufte Mama unser kleines Haus in der Hökerstraße und zog nach Bayern. Dort war ihre Schwester Leni mit einem Schreiner verheiratet, und Mutter kaufte sich im nächstgelegenen Dorf ein Häuschen in einer ruhigen Gasse.
    Ich hegte nicht den Wunsch, mit ihr umzuziehen, und so mietete ich die kleine Wohnung in der I n dustriestraße. Kurz vor ihrer Emigration hatte Mamas Staubsaugervertreter seinen Stammtischkollegen Bruno Kunze angehauen, ob der nicht einen Job für die gescheiterte Tochter einer äußerst ehrbaren Dame hätte – und Bruno hatte!
    Tja – und seitdem arbeitete ich, wenn auch unmotiviert, bei Fix-Schuh und war froh über das kleine Sümmchen, das diese Tätigkeit meinem Konto am Monatsende bescherte. Natürlich hätte ich gern beruflich etwas Interessanteres gemacht, doch hatte sich auf dem überlaufenen Arbeitsmarkt für mich noch keine Chance ergeben. Und arbeitslos wollte ich nie wieder sein.
     
    Am Samstag, dem Tag nach dem vertrackten Telefonat mit meiner Mutter, durfte ich wiederum bei Fix-Schuh antreten. Mit der Pizza war irgendwas faul gewesen, und ich hatte mir ihretwegen die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Dementsprechend müde und flau im Magen erschien ich im Geschäft und überstand den Tag nur mit Hilfe einiger Tassen starken Kaffee.
    Einem widerlichen Kerl und seiner Begleiterin, deren blauunterlaufenes Auge vermutlich Ergebnis der letzten Meinungsverschiedenheit mit ebendiesem Penner war, hätte ich um ein Haar die Lederimitat-Stiefel Marke „wild, wild Western“, die sie sich im Partnerlook zulegen wollten, um die Ohren gehauen.
    Ich war erschrocken und peinlich berührt, als ich mir meiner Aggressionen bewusst wurde. Meine Nerven lagen blank. Die beiden fanden glücklicherweise nichts Ungehöriges an meiner fiesen Muffelei, wahrscheinlich entsprach das ihren Umgangsformen. Jedenfalls konnten sie sich nicht einig werden, welche Farbe sie wählen sollten: Er stand auf kackbraun, sie auf aufreizend-rot. Ich

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