Männer unerwünscht (German Edition)
Herr Ollenbüdel hat sich prompt darin verliebt. Er ist gebürtiger Hamburger und hat das Kapitänspatent. Jetzt verbringt er sein Pensionärdasein im schönen Bayerischen Wald, genau wie ich. Wir duzen uns sogar schon ...“
Ich konnte s ie getrost noch einmal beiseite legen, schlurfte in die Küche und besah mir die schlaffe Köstlichkeit. Aha – der Käse begann zu zerlaufen. Ein gutes Zeichen. Dann ging ich zur Wohnungstür und drückte ein paar Mal energisch von außen auf den Klingelknopf. Zurück am Telefonhörer unterbrach ich meine Mutter, die mir gerade das Rezept für einen bayrischen Weißkohleintopf durchgab.
„Tut mir leid, Mama, aber es hat geklingelt. Ich muss jetzt Schluss machen. Bis bald ... Und alles G u te“, fühlte ich mich genötigt zu sagen. Ach – trotz allem hatte ich meine Mutter ganz lieb, aber sie konnte einem unwahrscheinlich auf die Nerven gehen.
Leider war ich ihr einziges Kind; es wäre wahrlich einfach er gewesen , hätten sich ihre Sorgen und Zu kunftswünsche nicht ausschließlich auf mich konzentriert und ich, sagen wir, drei bis vier Leidensgeno s sen zur Seite.
Meine Mutter hatte in der Vergangenheit allen Grund gehabt, sich zu sorgen. Ich war vierzehn , als ich dahinter kam , dass es viel aufregender war, am Wochenende durch die nächtliche Kneipenszene zu tingeln, als daheim vorm Fernseher zu hocken. Natürlich schränkte Mutter meinen neu entdeckten Bew e gungsdrang auf ein Minimum e in. Ich ließ mich nicht beirren, wartete ab, bis sie ihren siebten Traum hinter sich hatte und machte mich dann vom Acker .
Ich war schlecht in der Schule, um nicht zu sagen: saumiserabel. Hausaufgaben fand ich mehr als überflüssig. Dass ich dem Lehrer trotzdem dann und wann mal eine Freude damit machte, hatte dieser nur meiner Mutter zu verdanken. Stinkfaul war ich – jawohl. Meiner Freundin Petra ging es da wie mir; und so hatte ich eine Gleichgesinnte, mit der ich nach Herzenslust während der Unterrichtsstunden flüstern und Briefchen hin- und herschicken konnte.
Obwohl meine Mutter eine Menge Energie an meine schulische Laufbahn verwendet hatte, schaffte ich mit Ach und Krach einen Hauptschulabschluss. Sie weinte, wie ich sie noch nie hatte weinen sehen, als sie mein Abschlusszeugnis in Händen hielt.
„Was willst du bloß mit so einem schlechten Zeugnis anfangen? Niemand wird dich einstellen. Im Leben wirst du keinen Ausbildungsplatz finden“, schluchzte sie.
Ich war happy. Endlich Schluss mit d er sinnlosen Dackelei zur Schule. Jetzt konnte das Leben richtig losgehen! Ich war erwachsen. Sozusagen.
Eine Party jagte die nächste, und ich war jeweils einer der ersten und letzten Gäste. Nicht zu ve r gessen die zarten Bande, die ich mit dem anderen Geschlecht knüpfte ... Hui, was für eine aufregende Zeit. Meinetwegen hätte es ewig so weitergehen können, doch meine Mutter schob einen Riegel da vor.
„Ich habe eine Lehrstelle für dich gefunden!“ , verkündete sie eines Tages jubelnd . Ich jubelte nicht. Freudestrahlend hatte ich jede Absage, die ich in den Monaten zuvor von diversen langweiligen Persona l chefs erhielt, entgegengenommen.
„Wann muss ich anfangen?“ , fragte ich in der Hoffnung, dass der Termin Lichtjahre entfernt sein möge. Mama schien mich nicht zu hören.
„Endlich verdienst du eigenes Geld“, meinte sie seufzend und setzte sich zufrieden lächelnd an u n seren Küchentisch. Geld! Na da wurde ich denn doch hellhörig.
„Wie viel?“ , fragte ich gierig.
„Dreihundertzwanzig Euro. Im ersten Lehrjahr. Und im zweiten und dritten noch mehr.“ Mama konnte ihr Glück über meine vermeintliche finanzielle Unabhängigkeit noch gar nicht fassen.
Dreihundertzwanzig Flocken! Nicht schlecht. Das eröffnete ja völlig neue Horizonte. Hoffentlich musste ich nicht allzu viel dafür tun ...
Ja, was musste ich überhaupt dafür tun?
„Du wirst Fleischereifachverkäuferin.“
Ich wurde blass und musste mich setzen.
„Ich soll – was???“
„Du weißt doch, dass ich Stammkundin in Ehrenbrechts Frischmarkt bin. Eben , weil dort immer alles so frisch ist. H eute stand ich auf einen Plausch mit Frau Feuerlein am Kühlregal und plauderte, da kam Herr Ehrenbrecht um die Ecke. Dein zukünftiger Chef! Na, er kennt mich, ich kaufe schließlich schon jahrelang dort, grüßte und fragte nach meinem Befinden. Da habe ich ihm erzählt, wie sehr du dich um einen Ausbi l dungsplatz bemühst und dass ja leider derzeit eine solche Knappheit herrscht. Kurzum:
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