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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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man hinter die Kuli s sen blickt. Deshalb überlegen wir, uns bei der nächsten Bundestagswahl als politische Partei aufstellen zu lassen.“ Beifälliges Nicken. Dem konnte ich nichts hinzufügen.
    „Na, wie wär’s? Wir freuen uns über jedes neue Mitglied. Unsere Gruppe bietet ein breitgefächert es Programm an. Schulungen, Seminare, Wochenend- und Schnupperangebote. Wir haben regen Zulauf : An unserem letzten Workshop ‚Männer ab in die Versenkung’ haben sechsundzwanzig Frauen teilgenommen, es war einfach toll. Wir haben bis spät in die Nacht beisammen gesessen und diskutiert.“
    Um Himmels willen! Ich würde Bruno persönlich den Schubs in die Versenkung geben, wenn ich wüsste wo und wie, aber so lange das nicht vollbracht war, musste ich morgens pünktlich in seinem Laden antanzen.
    „Ich kann mir das ja mal unverbindlich angucken“, lenkte ich ein. Rita war begeistert angesichts me i ner Spontaneität , umfasste meine Schultern und drückte mich an ihre flache B rust .
    Ein Mädchen, das mir erst jetzt auffiel, weil es ganz hinten in der Ecke neben meinem Spiegelmon s ter saß, meldete sich nuschelnd zu Wort.
    „Sacht mal, wolln wir jetzt auch ma anfanng mitm Umzuch?“ Sie sah auf ihre übergroße Armban d uhr. Allgemein gemurmelte Zustimmung. Niemand erhob sich.
    „Lasst uns noch eine rauchen vorab“, schlug eine kleine, zierliche Frau namens Beate vor. Als hätte sie den Startschuss gegeben, holten fast alle Genossinnen ihre Tabakbeutel hervor. Sie kurbelten um die Wette, und es rieselte Tabak in Mengen auf den Fußboden. Wer keine Rauchwaren dabeihatte, dem wurde schwesterlich ausgeholfen. Beate zog an ihrer Fluppe und inhalierte tief. Ihr spiddeliger Körper vibrierte .
    „Wo hast du eigentlich das schreckliche Ding aufgegabelt?“ , fragte sie mich, auf meinen Drei-Meter-Stolz weisend. Auch die anderen Damen blickten kopfschüttelnd auf die Spiegelfront.
    Ich war zutiefst gekränkt. Das alte Tante-Sophie-Modell hätte sicherlich großen Anklang gefunden.
    „Von Ruck-Zuck-Nimm’s-Mit. War echt preisgünstig“, setzte ich mich zur Wehr. Verhaltenes Mu r meln. Endlich war die Rauchpause vorüber, und die Helferinnen standen auf.
    „Na, dann wollen wir mal“, feuerte ich sie an, und die Ausgerüsteten öffneten auch gleich ihre Wer k zeugkoffer.
    Ich trug die Einzelteile zusammen mit Beate, Rita, Hildegard und Pia die vier Stockwerke hinu nter. Dort standen drei VW-Busse: Ein grüner und zwei rostrote. Die Heckscheiben waren mit Aufklebern ver ziert: „Frauen an die Macht “, „Frauen fahren besser“, „ Wir brauchen keine Männer “, „Kind und Küche – bin ich denn blöd? “ und vielerlei mehr. Nachdem ich pausenlos Möbel, Klamotten und Kleinkram geschleppt und in die Busse gestopft hatte, stiefelte ich wiederum nach oben und erschrak: Meine schnuckelige, kleine Wo h nung war bis auf ein paar Kleinteile leer. Noch eine VW-Bus-Ladung, und es würden hier keine Spuren mehr von mir zu finden sein. Bis auf die Staubflusen, die sich in dicken Schichten hinter den Möbeln angesammelt hatten.
    Ich dachte an die zurückliegenden, männerreichen Jahre und mein künftiges Leben als Nonne. In meinem Innern wollten irgendwelche Zweifler laut Protest anmelden. Energisch brachte ich sie zum Schwe i gen. Blick nach vorn, Dorissack!

 
    5
     
    Ich nahm an einer Demonstration teil. Neben, vor und hinter mir marschierten bunt-schlabberig gekleidete Frauen jeden Alters. Sie trugen Spruchbänder mit männerfeindlichen Schlagworten und kreischten: „Nieder mit den Männern“, „Männer in den Gully!“ und „Rottet die Männer aus!“ Im Gleichschritt marschierte ich mit. Um meinen Hals baumelte ein bemaltes Pappschild, auf dem das Frauensymbol neben einer geballten Faust prangte.
    Plötzlich brach ich aus der Menge aus, rannte ganz nach vorn und stellte mich den anführenden Frauen in den Weg. Ich übertönte alle, indem ich flehend schrie: „Ich will nicht ohne Männer leben. Bitte vernichtet sie nicht!“ Als die Demonstrantinnen meine unfassbaren Worte verarbeitet hatten, verwandelten sich ihre Spruchbänder plötzlich in Teigschaber. Mit diesem eigentlich harmlosen Haushaltsgerät zum sa u beren Auskratzen von Kuchenteig aus Backschüsseln schlugen sie brutal auf mich ein. „Ich bin die letzte Sack ...“, rief ich und wachte schweißgebadet auf.
    Verwirrt sah ich mich um. Wo war ich? Hellbrauner Teppich, blaugemusterte Vorhänge vor zwei niedrigen Fenstern. Mein Spiegelmonster und

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