Männer unerwünscht (German Edition)
war nicht mehr in der Lage, ihnen zu helfen, und bat Susi, mich zu vertreten. Als ich mich auf dem Weg zum Klo kurz umdrehte, sah ich die beiden verhauenen Gestalten nun sehr angeregt mit meiner Kollegin diskutieren. Sicher schilderten sie ihr die Sachlage noch mal von vorne. Ich hatte immer noch Durchfall. Ja wollte das denn überhaupt kein Ende mehr nehmen?
Nach Feierabend ließ ich mich daheim völlig ermattet in meine Heia fallen und schlief durch bis zum nächsten Morgen. Ich erwachte von der Türklingel. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich das Geräusch ei n ordnen konnte. Benommen rieb ich meine schlafverklebten Augen . Vom Hausflur waren verschiedene Sti m men zu hören.
„ ... nicht da?“ und „ ... schläft noch“ , schnappte ich auf.
Schnell schlüpfte ich in Jeans und T-Shirt und stolperte zur Tür. Und traf auf eine Horde Menschen. Alles amt Frauen, teilweise im ersten Moment nicht als solche zu erkennen. Sie trug en blaue Latzhosen oder ähnlich derbe Arbeitsklamotten. Ein Mädel m it igelmäßig-kurzgeschnittenem H aar, zehnfach durchlöcherten Ohren und golden em Nasenring wies auf mein Türschild.
„Sag mal, bist du das? Doris Sack ?“ Was sollte die blöde Frage?
„Ja, wer denn sonst?“ Was Geistreicheres fiel mir so kurz nach dem Aufwachen nicht ein.
„Du Ärmste, das is t ja eine Strafe! Tut mir echt L eid für dich. Gibt es denn keine Möglichkeit, den Namen zu ändern?“ Blöde Trutsche.
„Wieso, Doris ist doch ein schöner Name“, gab ich zurück. Zwar nicht der Modernste, aber es gab schlimmere.
„Aber ‚Sack’“ , beharrte sie. „Durch und durch maskulin. Geradezu o b szön.“
So habe ich das ja noch gar nicht gesehen, du dumme Kuh. Was wollt ihr überhaupt alle von mir?
„Hallo! M oin Doris!“ Endlich ein bekanntes Gesicht. Rita hatte sich zu mir durchgekämpft , und als ich sie sa h, wurde mir der Grund für die Invasion klar: mein Umzug. Heute sollte mein kompletter Umzug über die Bühne gehen, weil mein lieber Chef mir natürlich keinen freien Tag einräumen wollte.
„Ach, ihr seid das“, sagte ich denn auch prompt.
Tatendurstig beraten die Damen mein Reich. Einige waren mit Werkzeugkisten und - taschen ausgerüstet und sahen sich fachkundig um. Ich war noch so entsetzlich müde und hätte mich am liebsten wieder in die Federn gekuschelt. Sollten sie doch ohne mich ... Aber halt, Dorissack: Diese Frauen sind alle deinetwegen hier aufgekreuzt und opfern dir ihren freien Sonntag.
Ich setzte ich ein nettes Lächeln auf und bot ihnen Kaffee an. Die Frauen nahmen auf sämtlichen verfügbaren Sitzgelegenheiten Platz, einige ließen sich im Schneidersitz auf dem Fußboden zwischen me i nen verstreuten Klamotten nieder.
Auf mein vorgetäuschtes Interesse hin be richteten sie mir, sie alle sei en Mitglieder der Organisation „Frauen an die Macht“. Herzlich lud en sie mich ein, doch an der nächsten Sitzung teilzunehmen.
Ich zögerte. Mir lag jegliche Form von Radikalismus fern , doch ich wollte die hilfsbereite Truppe nicht vor den Kopf stoßen.
Eine Macht - Frau ergriff das Wort. Sie hieß Renate, hatte apfelsinenfarbene Stoppelhaare und einen dunklen Damenbart. Auffällig war die Fehlstellung ihrer Zähne, landläufig als Pferdegebiss bezeichnet. Ihre Latzhose schl otter te beutelig um ihren ausgemergelten Körper.
„Wir sind eine Vereinigung, die einzigartig in diese m unserem Lande ist. Unser A nliegen ist es, den Frauen endlich den Platz in der Gesellschaft zu verschaffen, der ihnen zusteht. Frauen in Spitzenpositionen der Politik und Industrie, Frauen in die Chefsessel, Frauen als Antriebswelle im Räderwerk der Wirtschaft.“ Sie stand auf und schrie: „Frauen als Schaltknüppel der Nation!“ Die Zuhörerschaft ließ Applaus , Pfiffe und anfeuernde Rufe folgen.
„Aber ... es gibt doch einige Frauen in der Politik. Was ist mit Angela Merkel? Und es gibt auch Ch e finnen“, gab ich zu b edenken .
Ein Sturm der Entrüstung brach los.
„ Das sind zu wenige! Alle hochrangigen Posten müssen mit Frauen besetzt werden! Alle!“
„Und was wird aus den vielen Männern?“ , wagte ich einzuwerfen, als die aufgebrachte Meute sich allmählich beruhigte. Erneut ein ohrenbetäubendes Durcheinander.
„Die können sich als Hausmännchen betätigen. Waschen, kochen, bügeln, ich denke, da wird sich ein breites Betätigungsfeld auftun.“ Renate erntete hämisches Gelächter.
„Es besteht ein enormer Handlungsbedarf. Emanzipation ist eine Farce, wenn
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