Männer unerwünscht (German Edition)
Ahnung, warum er sich dort herumtreibt.“
„Hat er nicht letztes Jahr, als er sein Studium beendete, davon gesprochen, dass er eine Weile durch die USA reisen w ill ?“
„Kann schon sein“, entgegnete ich.
„Henrik liebt dich, und das schon seit Jahren“, verkündete Petra feierlich.
„Niemals! Wir sind nur befreundet. Der hat nichts anderes im Kopf als sein Studium und seine Karr i ere.“ Henrik – mich lieben ? Unsinn. Der liebte nur seine Bücher.
„Glaub’s mir. Ich weiß es sicher.“
Henrik war ein Freund und kein Mann, in den ich mich je verlieben würde, das wusste ich nun wieder sicher.
Plötzlich wurden gellende Schreie laut. Petra schnellte, so fix es ihr Leibesumfang zuließ , vom Stuhl hoch und hechtete ins Kinderzimmer. Ich schloss mich ihr, wenn auch gemächlicher, an.
Paul Strunz stand in seinem Gitterbett und heulte erbärmlich. Ich musste mich arg beherrschen, nicht beide Fäuste in meine Ohren zu stopfen, so unerträglich laut war das Geschrei. Petra hingegen stre i chelte Paulchens Köpfchen, hob ihn aus dem Bett und wiegte ihn in ihrem Arm sanft hin und her. Ihr Ohr ganz dicht neben seinem Mund.
Ich sah auf die Uhr. „Oh, schon halb drei! Um halb vier fährt der Überland-Bus, und bis zur Halteste l le ist es noch ein ganzes Stück. Ich muss sofort los“, rief ich gegen das Gebrüll an und verabschiedete mich überstürzt.
Heute war Samstag und ich hatte bis zum Mittag bei Bruno gedient , a nschließend hatte ich Petra diesen Spontanbesuch abgestattet. Die Busverbindung dorthin war furchtbar umständlich , eine mittlere Wel t reise stand mir bevor. Ich tingelte mit drei verschiedenen Bussen durch die Stadt, bevor ich e ndlich Richtung Kuhstedt unterwegs war .
Hin und wieder wartete der flotte Björn nach Feierabend an der Bushaltestelle auf mich und geleitete mich heimwärts. Vor unserer Auffahrt, schützend hinter Bäumen versteckt vor etwaigen Blicken meiner WG-Mitbewohnerinnen, küssten wir uns leidenschaftlich . Björn konnte meisterhaft küssen.
Das ging nun schon wochenlang so. Er holte mich manchmal vom Bus ab, wir gingen ein Stück und küssten uns dann. Mehr nicht.
Diesmal war kein Björn am Bus. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass ich an einem Samstag um vier Uhr nachmittags anreiste.
Daheim erwartete mich Bärbel. Der Rest sei bis zum späten Abend ausgeflogen, erklärte sie mir. Sie hatte Bohneneintopf gekocht und w ährend ich aß, setzte sie sich zu mir an den Küchentisch. Das war das schön s te an dieser Wohngemein schaft: M an war nie allein, und wenn man es doch einmal sein wollte, dann zog man sich einfach ins eigene Zimmer zurück. Jeder akzeptierte das.
Bärbel saß also mit mir am Tisch und hatte auf einmal ei ne tolle Idee: „Was hältst du davon, wenn ich dich massiere? Ich habe gerade einen Bildungsurlaub in Shiatsu hinter mir. Dabei habe ich gelernt, durch den Druck meiner Finger die Energie wieder zum Fließen bringen. Deine Blockaden werden sich lösen.“
„Hört sich gut an“, stimmte ich zu. Zwar lockte das schöne Wetter nach draußen, aber ich mochte Bärbel nicht absagen . Sie brannte darauf , ihre neuen Fähigkeiten anzuwenden. Ich schlang also meine Bohnensuppe hinunter und folgte ihr sodann in ihr Reich.
Ich lag gerade bäuchlings auf ihrem Franz-Bett und wartete auf den Beginn der Massage , da klinge l te das Telefon im Hausflur. Bärbel ging dran. Von dem Gespräch bekam ich nichts mit.
Plötzlich stürzte sie ins Zimmer . Hochroten Kopfes, nach Luft schnappend. Ich setzte mich auf und blickte sie fragend an.
„Victoria kommt“, sagte sie. Ihre Hände zitterten, sie hatte Schweißperlen auf der Stirn. Plötzlich kniete sie sich vor mich hin.
„Doris, du musst mir helfen!“
„Gern, wenn ... Wer ist Victoria?“
„Victoria ist meine Freundin . Wir haben uns vor einigen Monaten fürchterlich zerstritten. Seitdem h a ben wir nichts mehr voneinander gehört. Und nun kommt sie her. Sie ist schon auf dem Weg!“
„Das freut mich für dich. Dann könnt ihr euch wieder versöhnen“, konstatierte ich.
„Wir haben so viel zu besprechen. Mein Gott, bin ich aufgeregt!“ Sie entledigte sich hastig ihrer Kle i dung.
„Tja, dann verschieben wir die Massage eben“, sa gte ich und stand vom Bett auf. Bärbel hielt mich am Ärmel fest.
„Doris, ich brauche deine Hilfe ! Victoria bringt ihren Sohn mit. Ich wusste überhaupt nicht, dass sie ein Kind hat. Sie hat mir nie von ihm erzählt. Bitte, würdest du auf ihn
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