Männer unerwünscht (German Edition)
Salamibaguette und eine große Coke.
„Wann und wie ist die Wohngemeinschaft eigentlich entstanden?“ , wollte ich wissen.
„Mir gehört das Haus“, klärte Uschi mich auf. „ Mein Ex-Mann Thomas und ich hab en es vor zehn Jahren gemeinsam gekauft. Dann ging die Ehe den Bach runter, und er zog aus. Ich wohne gern dort dra u ßen und wollte das Haus nicht verkaufen, für mich allein war es aber viel zu groß. Da kam mir der Gedanke an eine Frauen-WG. Meine absolute Bedingung an die Mitbewohnerinnen war von vornherein , dass kein Mann über die Haustürschwelle tritt. Ich bin mit den Kerlen durch, und möchte keinen von ihnen unter me i nem Dach beherbergen, nicht eine Minute lang. Seit sechs Jahren läuft das nun schon so.“
„Es ist ein schönes Haus, und ich bin froh, dass ich bei euch gelandet bin.“
Uschi tätschelte liebevoll meine Hand. „Das freut mich. Wir werden eine toll e Zeit zusammen haben.“
„Ich möchte immer bei euch leben“, sagte ich impulsiv.
„Wirst du aber nicht“, antwortete Uschi weise. „Du bist der Typ Frau, der sich irgendwann in einen Mann verliebt. Und das geht auf die Dauer nicht gut, wenn du bei uns wohnst.“
Ich war baff. „Woher willst du das wissen?“
„Ich weiß es“, antwortete sie schlicht. „Paula, die vor dir das Zimmer bewohnte, war dir sehr ähnlich . Auch bei ihr habe ich es vorher gewusst.“
„Aber ...“, begann ich stockend angesichts meines mir vorbestimmten Schicksals.
„Hauptsache, dir gefällt es bei uns. Es kommt sowieso, wie es kommen soll .“
Ich biss in mein Salamibaguette. Uschi löffelte ihre Suppe.
„Wie war er denn so? Dein Mann, meine ich.“
„Wie er war? Nun, wie soll ich Thomas beschreiben? Er sah umwerfend aus, ein großer, dunkelha a riger, sportlicher Mann. Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich ihn das erste Mal sah: Er be trat die Kan z lei und fragte mit dunkler, warmer Stimme, ob er einen Termin bei uns bekommen könne. Von da an kam er öfter. Jedes Mal blieb er länger an meinem Schreibtisch, bald wurden unsere Gespräche privater, und das geht in der Kanzlei nun wirklich nicht. Schließlich muss ich dort arbeiten.“
Ich stellte mir die pflichtbewusste, adrette Uschi vor, wie sie an der Computertastatur saß, die Stö p sel vom Diktiergerät in den Ohren und nebenbei mit einem Mandanten flirtete. Nein, das ging nun wirklich nicht. In einem seriösen Laden wie Müller, Freudental und Schmerbart.
„Wie ging es weiter?“ Ich war gespannt.
„Er lud mich zum Essen ein. Und da hat es dann endgültig gefunkt. Plötzlich ging alles sehr schnell. Ich war wahnsinnig verliebt – und er war es wohl auch. Nach einem Dreivierteljahr heirateten wir. Dann e r fuhren wir durch Zufall von dem Haus in Kuhstedt, es stand zum Verkauf und war spottbillig. Thomas sah das Haus und wollte es sofort haben. Er hatte es noch nicht einmal von innen angeguckt . B ei ihm ging alles schnell, ja, überstürzt. “
Uschi legte den Löffel neben den Teller und tupfte sich die Mundwinkel mit einer Serviette. Dann lehnte sie sich zurück.
„ Wir kauften also das Haus und damit ging das Elend los. Tausend Dinge mussten repariert werden, Thomas war handwerklich absolut unbegabt und hatte keine Lust, sich um Handwerker zu kümmern. Das Dach war undicht, und es regnete an mehreren Stellen rein, in der Küche bröckelte der Putz von der Wand. Wir gerieten aneinander, streiten konnte man das nicht nennen, denn mit Thomas konnte man sich nicht streiten. Wenn’s unangenehm wurde, drehte er sich um und ging. Blieb einen Tag, manchmal auch eine Nacht weg und kam dann wieder, in der Hoffnung, ich hätte mich beruhigt und das sorglose Leben könne weiter gehen. Um die Reparaturen kümmerte ich mich letztendlich selbst. Der Grund für unsere Trennung war aber meine Mutter.“
„Deine Mutter?“
„Sie w ar schwerkrank, lag lange Zeit im Krankenhaus und wurde ein Pflegefall. Sie konnte sich nicht mehr alleine waschen, musste gefüttert werden, es war furchtbar. Als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, rieten mir die Ärzte, sie in einem Pflegeheim betreuen zu lassen. Das wollte ich nicht. Meine Mutter war erst sechzig und – sie war meine Mutter! Für mich war es selbstverständlich, dass ich mich um sie kümmere . Als Thomas das hörte, drehte er durch. Ich sei verrückt, mich mit einer alten Frau zu belasten, der ich sogar den Hintern abwischen müsste, und vielerlei Dinge mehr. Er schrie und tobte, dann verschwand er wieder. Diesmal
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