Männer unerwünscht (German Edition)
Schoß, faltete sie und steckte sie dann wieder in die Hosentasche. Das ging im Sitzen schlecht, und um ihnen was zu tun zu verschaffen, nahm er seine Brille ab. Interessiert sah ich zu, wie er die dicken Gläser mit dem Zipfel seines Acryl-Hemdes blankp o lierte.
„Hast du’s schon mal mit Kontaktlinsen probiert?“ , fragte ich, ans Fensterbrett geleh nt, eigentlich nur, um irgend was zu sagen. Erschreckt hielt er in seiner Bewegung inne. Und sah mich an. Ohne Brille. Ich war baff.
Er hatte große dunkelblaue Augen mit langen Wimpern. Und ich dachte: Na, wenn er seine Augen nicht hinter den dicken Gläsern verstecken würde, sähe er gar nicht so verkehrt aus. Selbstverständlich müsste er sich einen vernünftigen Haarschnitt zulegen und das alberne Flusenbärtchen abrasieren. Und andere Klamotten anziehen.
„Nein, das möchte meine Mutter nicht.“ Er senkte den Blick und fuhr mit dem Brilleputzen fort.
„Machst du immer das, was deine Mutter will?“ , konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen. Er sah sehr erstaunt zu mir auf. Seine dunklen Augen waren – wow!
„Ja.“ Mehr sagte er nicht und setzte das hässliche Gestell wieder auf. Schade eigentlich.
Pause ... Pause ... Pause ... Wie kri ege ich bloß den Nachmittag rum ?
„Wollen wir nun ein Spiel machen?“ , fragte er lahm. Ja sicher Karlchen, wenn du gern möchtest.
Ich ging ins Gemeinschaftswohnzimmer und fand sofort das blöde Spiel. Noch ein bisschen heru m trödelnd lauschte ich auf Geräusche von nebenan, doch aus Bärbels Zimmer drang kein Laut. Länger moc h te ich Karl nicht allein lassen. Widerstrebend ging ich zurück.
Wir langweilten uns beide bei dem Spiel. Ich passte ein paar Mal nicht auf, und so gewann Karl schließlich die Partie. Zu einer Revanche konnten wir uns nicht durchringen. Was nun?
Ich starrte gedankenverloren auf seine Fix-Schuhe. Modell „Fred“. Kostenpunkt 19,95 Euro. A ls ich aufblickte, schaute er mich durchdringend an. Soweit ich das durch seine dicken Gläser einschätzen konnte.
„Wollen wir an die frische Luft?“ Er erhob sich bereits. Die Bügelfalten seiner Hose glattstreichend bemerkte er: „Ist so schönes Wetter.“
Ich stieg in meine Wanderschuhe und ballerte frustriert die Hintertür zu. Hoffentlich haben Vicki und Bärbel sich erschreckt, dachte ich gehässig.
Draußen atmete Karl tief durch. „ Was für ein Unterschied zu m Stadtmief“, stellte er fest. Das machte ihn mir etwas sympathischer. Ich plauderte denn auch drauflos, von meinem ehemaligen Stadtleben, meiner Arbeit und wie ich mich immer auf den Duft der Natur freute, wenn ich abends mit dem Bus nach Hause fuhr. Sogar von meinem ersten Frühmorgenspaziergang erzählte ich ihm, nur Björn ließ ich dabei unerwähnt. Karl hörte mir schweigend zu, während wir nebeneinander durch den Wald tappten.
Von meinem Redefluss und meinen gezielten Fragen angeregt, taute er langsam auf. Es stellte sich heraus, dass Karl sechs undzwanzig Jahre alt (seinem Outfit nach zu urteilen konnte er als Rentner durchg e hen), unverheiratet ( welch Überraschung! ) und Bauzeichner war. Er wohnte noch bei seiner Mutter, besaß jedoch dieses schnuckelige, kleine, bonbonrosa Auto, mit de m er seine Mama netterweise herkutschiert hatte, weil diese kürzlich ihren Führerschein für ein Vierteljahr wegen einer roten Ampel abge ge ben hat te. Das waren doch schon allerhand Informationen.
Wir waren ein ganzes Stück spaziert und erreichten nun eine sonnenbeschienene Anhöhe.
„ Wie wär’s mit einer Pause ?“ , schlug Karl aufgeräumt vor. Wir setzten uns ins hohe Gras und strec k ten die Beine aus. Eine Weile schwiegen wir. Ich legte mich auf den Rücken und sah in den strahlendblauen Himmel.
„Verstehst du dich gut mit deiner Mutter?“ , fragte ich, um einen neutralen Tonfall bemüht. Minute n lang sagte Karl nichts und ich dachte schon, er sei neben mir eingeschlafen. Als ich ihn jedoch ansah, b e merkte ich, dass er die Lippen aufeinander presste und ins Gras starrte. Eine Ader an seiner Schläfe pochte. Er suchte wohl nach Worten, und mit seinen kurzen Seitenblicken in meine Richtung schien er abzuschä t zen, ob und inwieweit er mir vertrauen konnte.
„Ich wollte nicht indiskret ...“, setzte ich an.
„Nein, nein, ist schon gut“, entgegnete Karl. „Es ist nur ..., ich bin es nicht gewohnt, über solche Di n ge zu sprechen. Mit wem auch?“
„Hast du keine Freunde?“ , fragte ich ihn und richtete mich auf.
„Nein. Meine Mutter ist
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