Männer unerwünscht (German Edition)
geschah. Rita hatte sich den Schirmständer geschnappt.
„Hat der hier Sonderrechte, oder was? Seit wann hält sich Bärbel nicht mehr an unser Gesetz?“ , keifte sie. Nieder mit den Männern!
Karl sah mich verständnislos an. „Männer sind hier tabu “, erklärte ich wichtig. „Normalerweise abs o lut verboten. Kein Mann über diese Schwelle! Bärbel dachte, du wärst ein vierjähriger Hosenscheißer, de s halb haben wir bei dir heute eine Ausnahme gemacht. Aber nur heute. Das nächste Mal muss deine Mutter sehen, wie sie herkommt. Oder du bringst sie und holst sie später wieder ab. Wir haben nun mal unsere Vereinbarungen.“
„Dann wird es Zeit, dass du hier ausziehst“, sagte er bedeutungsvoll.
„Was soll das denn heißen?“ , fragte Rita.
„Gar nichts“, entgegnete ich schnell. „Karl weiß manchmal nicht, was er redet. Ihm ist als Kind ein Stein auf den Kopf gefallen.“
„Ein Stein?“
„Sein Vater war Maurer.“ Damit packte ich Karl grob am Ärmel und dirigierte ihn zu Bärbels Zimme r tür. Um keinen Preis wollte ich noch eine Minute mit ihm verbringen.
„Wollen wir nicht in dein Zimmer ...“, flüsterte er hoffnungsvoll. Nie und nimmer!
„Nein“, antwortete ich barsch. Dorissack, du hast selb er S chuld.
Ich klopfte kurz und öffnete dann die Tür. Vielleicht hätte ich auf ein „Herein“ warten sollen, denn ich ertappte Bärbel und Vicki in einer peinlichen Situation. Schnell zog ich die Tür wieder zu.
Durch den Türspalt rief ich: „Tut mir leid, Bärbel, aber Karl möchte jetzt nach Hause. Außerdem sind unsere Schwestern wieder da.“
„Einen Moment, ich komme sofort“, rief Bärbel zurück. Sie hatte sich wirklich beeilt, wahrscheinlich, weil sie sich mit unseren Schwestern keinen Ärger einhandeln wollte. Jedenfalls öffnete sie nur Sekunden später die Tür. Ich sah noch, wie Vicki sich die Nadelstreifenhose glatt strich.
Karl hätte mir nur zu gern einen Abschiedskuss gegeben. Ich gab ihm dazu keine Gelegenheit, und s o musste er sich damit begnügen, mir kurz die Hand zu feudeln. Endlich stiegen die beiden in sein Bonbon-Auto und fuhren hupend und winkend davon. Bärbel winkte noch lange mit verklärtem Gesichtsausdruck hinterher. Ich winkte nicht, sondern verkroch mich für den Rest des Abends in meinem Zimmer. Ich wollte allein sein. Und das akze ptierte hier schließlich jeder.
7
Mein Leben war eine gelungene Ausgabe von „Pleiten, Pech und Pannen“. Und heute hatte ich mir eine Auszeichnung als Ober-Versagerin verdient.
Ich lag lang ausgestreckt auf meinem Bett und ärgerte mich über mich selbst. Warum hatte ich mich bloß hinreißen lasse n ? Ich hatte der kleinen, süßen Romanze, die sich gerade mit dem flotten Björn entw i ckeln wollte, einen hässlichen Dämpfer verpasst. Und außerdem in dem offensichtlich psychisch ang e knacksten Karl Gefühle erweckt, von denen dieser nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
Dorissack und die Männer ... Peter, der arbeitsscheue Kommunist, hatte sich eine andere gesucht und mir eines Tages ohne Vorankündigung meine Klamotten in einem blauen Müllsack vor die Tür gestellt. Jetzt im N achhinein frage ich mich natürlich, was ich jemals an Peter finden konnte. (Ich traf ihn vor etwa einem Jahr in einer K neipe, und ich kann nur sagen: B ah! Ein ekelhafter Kerl.)
Dann kam Wolfgang. Wolfgang war leidenschaftlich. Leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er liebte seine Suzi über alles. Ich trug in aller Herrgottsfrühe die Morgenzeitung aus und sparte monatelang jeden Cent , bis ich einen Lederkombi samt Helm erstehen konnte , die Voraussetzung dafür, bei Wolfgang mitfa h ren zu dürfen. Ein paar Wochen später hatte ich große Mühe, den Ramsch wieder zu verkaufen und musste einen herben finanziellen Verlust hinnehmen. Durch eine ausgesprochen ungeschickte Bewegung hatte ich beim Aufsteigen Suzis Blinker abgeknickt. Das konnte mir Wolfgang im Leben nicht verzeihen und nahm mich nie wieder mit.
Kurz darauf war ich bis über beide Ohren in Marco verliebt. Er unterwies mich in der schwierigen Kunst des Angelns. Hach, wenn ich noch an die beschaulichen Tage und Nächte am See zurückdenke! Wir durften nur flüstern, der Fische wegen, und wenn’s anfing, so richtig heimelig zu werden, dann biss eines der Viecher an. Marco war sodann kein einziges romantisches Wort zu entlocken, er war vollauf mit seiner Beute beschäftigt. Ich fügte mich, gab mich bescheiden und sah ihm zu, wie er fachmännisch den Karpfen
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