Männer unerwünscht (German Edition)
Grau, r eine Schurwolle. Ich setzte mich neben sie und hof f te, der Abend möge schnell vergehen.
„Das Thema des heutigen Abends lautet: Wozu brauchen emanzipierte Frauen einen Mann? Ich freue mich darauf, diese Frage mit euch gemeinsam an- und eventuell sogar auszudiskutieren und hoffe, dass wir uns abschließend auf einen Leitartikel einigen können, den wir der Bevölkerung durch Flyer unte r breiten werden. Damit werden wir viele Frauen wachrütteln, so dass sie sich uns anschließen, und mit S i cherheit eine Welle des Aufruhrs bei den Männern hervorrufen. Doch vorher gilt es, wie gesagt, die Frage zu erörtern und auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Ich bitte um eure Wortmeldungen.“ Die Augen der Sprecherin sprüht en vor Eifer. Auch ihre Stirn-Nasen- Kinnpartie glänzte unnatürlich stark. Vielleicht hatte sie fettige Haut. Oder Mischhaut. Was weiß ich.
Da man unter den Frauen-an-die-Macht sämtliche Zwänge ablehnte, hatte sie auf einen BH verzic h tet. Ihr Busen hing in zwei langen Schläuchen runter und schaukelte bei jeder Bewegung hin und her. Ich kam nicht umhin, das Schauspiel zu beobachten , denn ihr hellgrüner, selbstgehäkelter Pulli war nahezu durchsichtig.
Die erste Wortmeldung kam prompt. Von einer großkalibrigen Frau mit strohgelb gefärbtem kurzem Haar. Sie sprach so leise, dass niemand sie verstehen konnte. Lieb wurde sie mehrfach gebeten, doch das Stimmchen ein wenig zu heben, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie schaffte es nicht. Schließlich gab sie auf. Toller Beitrag zum Thema.
Als nächstes ging eine grauhaarige Mittvierzigerin an den Start. Die hatte wenigstens ein lautes O r gan.
„Ich glaube, alle Versammelten sind sich einig, dass wir auf die Männer verzichten können. Wir brauchen sie nicht, nein, wir Frauen von heute sind selbständig und haben es gründlich satt, uns bevormu n den zu lassen. Wir nehmen unser Leben selbst in die Hand!“ Eine sehr konkrete Aussage. Gespannt wartete die Rädelsführerin am Pult auf weitere Beiträge. „Waltraud?“
Waltraud war endlich mal eine halbwegs ansehnliche Frau. Sie trug Klamotten ähnlich den meinen und hatte eine anständige Frisur. „Ich weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann“, gab sie zu bede n ken. „Es gibt in diesem Land leider immer noch sehr, sehr viele Frauen, vor allem der älteren Generation, die durch ihr jahrelanges Hausmütterchen-Dasein finanziell und psychisch abhängig von ihren Ehemännern sind. Diese Frauen müssen sanft, sehr sanft aus ihrem Gefangenendasein befreit werden. Wenn sie es möchten. Denn eines sollte uns klar sein, liebe Freundinnen: V iele Ehefrauen sind glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie wünschen sich gar keine Veränderung.“
Tumultartiger Aufruhr. Sich überschlagende Stimmen. Da würde ich mir wohl noch so manchen Wortbeitrag anhören müssen.
Ein mit breitem Stirnband und weit schwingendem Poncho gekleidetes Wesen war dran: „Glücklich? Ja, wer kann denn überhaupt sagen, was Glück wirklich bedeutet? Vielleicht sollten wir das erst mal erö r tern“, regte sie an.
Puh, jetzt bekam die ganze Angelegenheit auch noch einen philosophischen Anstrich. Ich hörte mir noch ein paar Meinungen zum Thema Glück an. Fazit: Keiner ist wirklich glücklich, und man sollte zufrieden sein, wenn man halbwegs zufrieden war. Was natürlich nicht bedeutete, dass man sich in sein Schicksal fügte. Nein, wir Frauen mussten kämpfen. Unablässig dafür kämpfen, unabhängig glücklich beziehungswe i se zufrieden oder halbwegs zufrieden oder was auch immer zu sein.
Ich hin g meinen Gedanken nach. Diese drehten sich hauptsächlich um Björns weiche Lippen und seine raue n Bartstoppeln.
Plötzlich schreckte ich auf, denn eine Frauenstimme schrie hysterisch: „Nieder mit den Männern! Die Männer gehören ausgerottet! Wir müssen die künstliche Befruchtung vorantreiben, das sollte unser vorra n giges Ziel sein. Es muss eine Riesensamenbank angelegt werden, dann braucht keine Frau mehr einen Kerl!“
„Und was wird aus unseren Söhnen?“ , warf eine Frau mit gebärfreudigem Becken ein. „Aus ihnen werden schließlich auch Männer.“ Verwirrung – Nachdenken – Besinnen.
Neben mir ereiferte sich Rita ein paar Mal laut.
„Die Männer müssen sich völlig neu orientieren. Entweder sie tun, was wir fordern, oder sie wandern aus. Wir lassen uns jedenfalls nichts mehr gefallen.“
„Vielleicht sollten wir das schon mal als eine unserer Thesen aufgreifen?“ ,
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