Männer unerwünscht (German Edition)
ein bisschen ... Na ja, sie hat es nicht gern, wenn ich jemanden mitbringe.“ Er sprach leise, so als wäre es ihm peinlich. Der Junge musste unbedingt zu Hause ausziehen!
„Warum tust du immer das, was sie will?“ , wollte ich wissen.
Er riss Grashalme aus der Erde, zerpflückte sie und schmiss sie dann weg. Immer wieder. Und suchte lange nach einer Antwort.
Ich schwieg. Dorissack kann sich auf einen Gesprächspartner, und sei er auch noch so verstört, ei n stellen und weiß, wann es angebracht ist, die Klappe zu halten.
„Sie muss immer alles bestimmen“, stieß er endlich hervor. „Sie hat den Beruf für mich ausgesucht und kauft meine Kleidung (hab ich’s doch gewusst), und sie ordnet an, wann ich zu Hause sein soll. Und sie ist sehr eifersüchtig .“ Davon hatte ich schon gehört.
Karl raufte sich die Haare und atmete schwer. Ich glaube, er war erleichtert, endlich einmal über se i ne Probleme gesprochen zu haben. Warum er wohl ausgerechnet Dorissack auserwählt hatte?
„Weshalb lässt du dir das alles gefallen?“ , fragte ich.
„Sie ist ...“, er schluckte hart, „ i ch komme einfach nicht gegen sie an .“ Mit der Mutter fertig zu we r den, war mit Sicherheit nicht einfach.
„Bestimmt lachst du jetzt über mich.“
„Nein“, widersprach ich. „Ich kapiere nur nicht , warum du nicht längst ausgezogen bist.“
„Ich habe erst vor kurzem meine Ausbildung beendet. Davor war es finanziell sowieso nicht möglich. Und jetzt ...“ Jetzt fehlte es ihm an Elan. Ich ließ das Thema auf sich beruhen. Karl musste schließlich selber sehen, wie er mit seinem Leben zu Rande kam. Wohlig streckte ich mich wieder im warmen Sonnenschein aus.
Karl hatte Schweißperlen auf der Stirn. Er wischte sie mit dem Handrücken fort. Dann nahm er seine Brille von der Nase und legte sie neben sich ins Gras. Neugierig versuchte ich noch einen Blick in seine blauen Augen zu erwischen. Durch sein Haaregeraufe vorhin war seine schreckliche Frisur dahin.
Manchmal bin ich eine Spur zu impulsiv. „So siehst du viel besser aus“, sagte ich.
„Findest du?“ , fragte er aufgeregt.
„Ja ...“, gab ich etwas kleinlauter zu.
Er warf mir einen langen Seitenblick zu. Zögernd beugte er sich rüber zu mir. „Du ..., du ..., du hast da was ...“, stotterte er und entfernte vorsichtig ein kleines Blatt aus meinen Zotteln.
„Du hast wunderschönes Haar“, flüsterte er. Ich sagte dazu nichts. Mir war das peinlich. Wenn j e mand schöne Haare hatte, dann sicher nicht ich. Coloriert und struppig.
„Du bist überhaupt die tollste Fr au, die mir je begegnet ist . “ Ich war sehr geschmeichelt und ein wo h liges Kribbeln überz og meinen Körper. Zeig mir mal e iner ne Frau, die so was nicht gerne hört.
Ich hatte auf dem Rücken ausgestreckt dagelegen und richtete mich nun halb auf. Und guckte zu ihm hinüber. Später habe ich oft darüber nachgedacht, dass ich in diesem Augenblick unbedingt hätte au f springen und den Heimweg antreten sollen. Dummer weise wollte ich statt dessen noch einmal seine Augen sehen. Ich sah ihn also an, und er hielt meinem Blick stand. Ohne nervös mit den Händen zu zappeln oder an der Lippe zu kauen und ohne sich ständig zu räuspern. Erstaunt registrierte ich, dass er sich wegen der Hitze seines Acrylhemdes entledigt hatte. In den Dingern schwitzt man ja auch doppelt so doll.
Er hatte einen ansehnlichen Oberkörper. Breite Schultern und ein paar kräuselige, blonde Brustha a re. Karl bemerkte, wie ich seinen Brustkorb betrachtete. Zaghaft fasste er unter mein Kinn und hob meinen Kopf. Diese Augen! Wie man es aus Schnulzen im Fernsehen kennt, näherten sich unsere Münder in Zeitl u pe. Und trafen aufeinander.
Ich hatte schon etliche Männer geküsst und war mir aufgrund meines Erfahrungsschatzes sicher, dass ich das erste Mädchen war, das Karl küsste. Erst stellte er sich sehr unbeholfen an, doch seine He m mungen ließen von Sekunde zu Sekunde nach. Karl wurde leidenschaftlicher, leidenschaftlicher ... Meine Güte, der Mann war ein Vulkan!
Karl ließ überhaupt nicht mehr von mir ab, und so wälzten wir uns hin und her im grünen Gras. Ich hätte gern in seine Augen gesehen, aber die hielt er die ganze Zeit fest geschlossen. Leider war ich kein bisschen in ihn verliebt, es war mir ein Rätsel, warum ich es so weit hatte kommen lassen.
Er hatte sich an mir festgesaugt. All die jahrelang unterdrückten, aufgestauten Gefühle brachen sich in diesen Minuten Bahn. Mir wurde es
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