Männer unerwünscht (German Edition)
oder was auch immer zerlegte. Vielleicht würde ich noch heute mit ihm an irgendeinem Teich hocken, wenn mir nicht der überaus adrette Freddy über den Weg gelaufen wäre.
Ich tauschte den grünen Angler-Klappstuhl gegen einen Tennisschläger. Freddy war Tennistrainer und der Schwarm hunderttausender Mädels. Dass er ausgerechnet mich zu seiner Favoritin kürte, ist mir bis heute ein Rätsel. Kennen gelernt hatte ich ihn auf einer Party, die eine Bekannte von Marco gab. Ich sah Freddy – und es war um mich geschehen. Marco und seine Fische waren weit, weit weg.
Freddy hatte mächtigen Durst, und ich glaube, meine Trinkfestigkeit imponierte ihm. Jedenfalls wachte ich am Morgen nach der Party in seinem Bett auf. Nun war ich ja alles andere als sportlich. Und o b wohl ich wirklichen Ehrgeiz an den Tag legte, bekam ich das mit der Vor- und der Rückhand, geschweige denn mit dem Hin- und Hergerenne nicht auf die Reihe. Eine stattliche Anzahl Mädchen in knappen weißen Röckchen hingegen lauerte nur darauf, auch einmal Privatunterricht bei Freddy zu bekommen. Die begabte Nachwuchsspielerin Brigitte bekam schließlich die Chance; Freddy war aufgrund meiner Unfähigkeit, die Bälle zu treffen, nicht mehr gewillt, mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Kleine Affärchen hier und da lasse ich mal weg – dann kam Stefan. Stefan war geschieden und V a ter dreier kleiner Kinder. Nun bin ich ja nicht der Typ Frau, in deren Hormonhaushalt der unbefangene U m gang mit Kindern sozusagen gleich mit installiert wurde, doch i ch bemühte mich wirklich, den Kleinen ein nettes Unterhaltungsprogramm zu bieten. Als das endlich halbwegs reibungslos lief, nutzte Stefan diesen kostenlosen Babysitterdienst schamlos für seine eigenen Belange. Bis ich den Dienst quittierte.
Schließlich Jens. Der geriet von einer Krise in die nächste. Er war einer der Menschen, die sich selbst und ihren vermeintlichen Problemen oberste Priorität einräumen. Mit anderen Worten: Er war schlechthin ein Egoist, der ständig irgendwelchen Scheiß aus seiner Kindheit aufarbeiten wollte. Gespräche mit ihm drehten sich ständig um ihn und das, was sein Therapeut zu diesem oder jenem Punkt gesagt hatte. Als Jens mir gestand, ich sei Teil der Therapie, zu dem der Fachmann ihm geraten hatte, sagte ich Leb e wohl.
„Abendbrot“, rief Rita und klopfte an meine Tür. Seufzend erhob ich mich. Die Panne mit Karl und die Pleite mit Björn saßen in meinem Hinterkopf wie hartnäckige Parasiten.
Wortkar g hockte ich am Esstisch. Uschi hatte einen Nudelauflauf und frischen Salat gemacht. Kös t lich – aber ich hatte überhaupt keinen Appetit. Zum Glück kochten meine Schwestern so gern und fanden es nicht weiter schlimm, dass ich mich nicht dazu aufraffen konnte. Als Gegenleistung hatte ich die regelmäßige Reinigung des Badezimmers inklusive Toilette übernommen. Ich konnte nicht kochen. Und hatte auch übe r haupt k eine Lust dazu. Dafür aß ich um so lieber. Normalerweise.
Meine schlechte Laune ließ sich nicht vertreiben, und die Aussicht auf den heutigen Abend trug ke i neswegs zu einer Besse rung bei: Mir stand e in Meet ing mit den Frauen-an-die-Macht bevor. Ich hatte Rita bereits mehrere Male mit fadenscheinigen Ausreden vertröstet und konnte sie nicht länger hinhalten.
Bärbel war wie ich recht schweigsam; sicher war sie in Gedanken bei Victoria. Rita saß mit übe r kreuzten Beinen am Tisch, kaute an einer Müslistange und las konzentriert in einem literarischen Werk mit dem Titel „ Alle Kraft wohnt in deiner Mitte“.
Uschi und Steff kicherten über Derrick, der um ein Haar einen unserer kleinen Untermieter erwischt hätte. Die Maus war gerade hinter den Küchenschrank geflitzt und lachte sich jetzt wahrscheinlich über den behäbigen Möchtegern-Jäger kaputt. Der dicke Kater lag neben dem Schrank auf der Lauer und starrte g e bannt auf den Spalt, in den der Feind gerade gehuscht war.
Ich mochte nicht mitlachen. Zum ersten Mal fühlte ich mich fehl am Platze zwischen meinen Schwestern. Wie zum Teufel war ich bloß auf die Idee gekommen, in eine männerverachtende Frauenwoh n gemeinschaft zu ziehen? Ich, deren Gedanken dauernd um Kerle kreisten? Herr Röhrig war s chuld, jawohl! Es tut gut, wenn man den Schuldigen an der eigenen Misere verfluchen kann. Da geht’s einem gleich etwas besser.
Etwas. Denn Bärbel, die hinter mir herhechtete, als ich die Runde verließ, bedankte sich übe r schwänglich für meine Babysitterdienste , und
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