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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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wieder zu Rita der Einsilbigen. Die Lippen wurden zu e i nem bleistiftdünne n Strich. Ihre Gesichtszüge nahmen den gewohnt beleidigten Ausdruck an. Ich spürte, dass sie mit mir über dieses Thema nicht sprechen wollte.
    „Entschuldige ... Ich dachte nur ...“, begann ich.
    „Nein, nein. Ist schon gut“, beteuerte meine Schwester und kniff die Lippen wieder zusammen.
    „Hattest du Ärger mit deinem Freund?“ Dorissack die Neugierig e konnte es nicht lassen und bohrte weiter.
    „Was für ein Freund?“ , fragte Rita erstaunt.
    „Tja, ich dachte, dass du vielleicht von deinem Ex-Freund  gelinkt wurdest. Fremdgehen, ausnutzen, belügen, misshandeln ... es gibt doch tausend üble Dinge, die einem da passieren können. Ich habe jede n falls von einigen Frauen so was aufgeschnappt. Deshalb kämpfen sie ja auch gegen die Unterdrückung. Eine war sogar hinterlistig entjungfert worden und hasst deshalb alle Männer. Da dachte ich, dass du ...“
    „Entjungfert?“ , stieß Rita tonlos hervor.
    „Ja. Die kleine Dicke, ich glaube sie heißt Irmi. Sie hat doch auch beim Umzug mitgeholfen. Da hat sie mir davon erzählt. Du weißt schon, die mit der Nickelbrille und der Kartoffelnase“, fuhr ich leutselig fort.
    „So was ist mir noch nicht passiert“, hauch te Rita.
    „Nee, das passiert ja nun wirklich nicht jedem. Dass man so wenig aufgeklärt ist und nicht weiß, dass wenn er seinen kleinen Naduweißtschon bei dir naduweißtschon, na, dass man dann keine Jungfrau mehr ist“, kicherte ich.
    „Naduweißtschon“, keucht e Rita ent setzt .
    „Sag mal, stimmt etwas nicht?“ Ich hatte es zu weit getrieben. Die Knöchel an Ritas Handrücken tr a ten weiß hervor, so fest hielt sie das Lenkrad umklammert. Ich glaubte, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Was war ich doch für eine taktlose, blöde Kuh. Tratschte und kicherte und ignorierte die Gefühle meiner Schwester.
    „Rita, es tut mir leid, dass ich so viel Blödsinn gequatscht habe. Bestimmt habe ich dir damit wehg e tan. Irmi ist deine Freundin, und sie hat eine schöne Nase. Groß und rund und schön. Bitte verzeih mir.“ Ich strich unbeholfen über ihr schwarzgefärbtes Haar, das sie wie immer mit einem Haushaltsgummi zusa m mengefasst hatte. Nun weinte sie wirklich. Einen Sturzbach. Tränenblind schluchzend schaffte sie es gerade noch so eben, das Auto an den Seitenstreifen und nicht in den Graben zu lenken.
    D a hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Rita war sonst immer so emotionslos , und ich hatte sie noch nie weinen gesehen. Weinte sie wegen Irmi?
    „Rita, Ritachen“, versuchte ich sie sanft zu beruhigen und tätschelte ihre knochige Hand.
    „Ich hatte noch nie einen Freund“, brach es plötzlich aus ihr heraus. Entsetzt hielt ich inne.
    „Ich bin noch nie geküsst, geschweige denn entjungfert worden. Kein Mann hat es jemals auch nur versucht.“ Der Tränenfluss war nicht mehr steigerungsfähig. Ich suchte in meiner Jeans nach einem T a schentuch, fand aber nur ein gebrauchtes, zerfleddertes. Damit tupfte ich zart ihre hohlen Wangen ab.
    „Damals in der Schule haben alle Jungs über mich gelacht. ‚Lange Emma’ haben sie mich genannt, Reißzwecken auf meinen Stuhl gelegt und mir einen toten Fis ch in den Tornister ge legt .“ Von Heulkrämpfen geschüttelt fuhr sie fort, und ich hatte Mühe, mir aus den hervorgestoßenen Bruchstücke n ihrer Jugendzeit etwas zusammenzureimen.
    Rita hatte nie die Chance auf eine Beziehung, und wenn auch eine noch so harmlose, mit einem Jungen oder Mann gehabt. Sie hatte beobachten müssen, wie ihre Schulfreundinnen eine nach der anderen weggeheiratet wurden. Nun war Rita ja wahrhaft ig nicht das, was man üblicherweise als schöne Frau b e zeichnete, doch auf jeden Topf passt bekanntlich ein Deckel. Die Geschmäcker sind glücklicherweise ve r schieden, auch unter Männern.
    Jetzt war Rita neunundzwanzig Jahre alt und hatte sämtliche Hoff nungen aufgegeben. Mit der wa h ren Liebe unter Frauen, wie Bärbel sie bevorzugte, konnte sie auch nichts anfangen. Deshalb hatte sie zur Wahrung ihrer Selbstachtung einen Hass auf Männer entwickelt. Nieder mit den Kerlen! Wie oft hatte ich den Spruch von ihr gehört.
    Endlich wurde sie ruhiger, der Tränenfluss ebbte ab. Sie stieß noch ein paar wütende Tiraden auf das män n liche Geschlecht aus und war dann fast wieder die A lte.
    „Ich weiß gar nicht, warum ich ausgerechnet dir davon erzählt habe“, stellte sie erstaunt fest. „Noch nie habe ich

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