Männer unerwünscht (German Edition)
mit irgendjemandem darüber gesprochen.“
Das hatte ich doch schon mal gehört. Von wem bloß? Ach ja, Karl sagte heute Nachmittag etwas Ähnliches. Ja, werd’ ich jetzt zum seelischen Mülleimer der Nation oder was? Jedenfalls war ich heilfroh, dass es Rita wieder besser ging.
„Du sagst es doch niemandem weiter ?“ , fragte sie bang.
„Selbstverständlich nicht. Ich kann schweigen wie ein Grab“, beteuerte ich, Dorissack die Seelsorg e rin. Dankbar drückte sie mir einen schnellen, trockenen Kuss mit ihren schmalen Lippen auf di e Wange und startete den Wagen.
Ich wurde ganz sch ön viel geküsst in letzter Zeit!
8
Am Montagmorgen kam ich kaum hoch, weil ich mich die halbe Nacht wachgehalten hatte, um den Ausgang eines mittelmäßi gen Agentenfilm s zu erleben, und ich wünschte Bruno und seinen Billig-Tretern die Pest an den Hals. Nur Uschis permanenten Weckbemühungen hatte Fix-Schuh meine heutige Anwesenheit zu ve r danken.
Glücklicherweise war es an diesem Morgen recht ruhig im Laden. Wir hatten zwar viele Kartons au s zupacken, aber der Menschenstrom der vorangegangenen Wochen blieb aus. Bruno nahm es bekümmert zur Kenntnis, als er verschlafen gegen halb elf eintrudelte.
„Hier ist ja nix los!“ , polterte er und verschreckte damit die vereinzelt stöbernde Kundschaft. Nun war der Laden menschenleer.
„Nächste Woc he wird’s besser, da hab ich wieder ne Men k e Ankebote keschaltet“, sagte er zu se i ner und unserer Beruhigung. „Eiskkalt kkkalkkuliert! Lederimitat-Boots aus Südkkkorea! Die werden weckehen wie warme Semmel n .“
Gertrud hatte indes Kaffee für ihren Chef gekocht und balancierte die Tasse samt Kanne auf dem niedlichen Tablett, das sie extra für diese Gelegenheit vor kurzem in einem Kaufhaus erstanden hatte. Selbstverständlich aus eigener Tasche bezahlt. Ich erblickte ein paar Mürbekekse, die sie liebevoll auf einen kleinen Teller gelegt hatte. Das waren ja ganz neue Sitten! Jetzt kriegte der Dickmops auch noch was zu knabbern hier. Wahrscheinlich animierte ihn das, zukünftig öfter mal reinzuschauen. Nur um sich durchz u schnorren.
Schnaufend nahm er denn auch angesichts der Leckereien auf einem Anprobierstuhl Platz. Gertrud kam hüftenschwingend mit dem Tablett vorm Bauch auf ihn zu stolziert. Und stolperte über einen Dame n halbschuh Modell „Constanze“, den eine eben Geflohene einfach auf dem Fußboden hatte liegen lassen. Das Tablett sauste auf Bruno herab, der sich dank einer Blitzreaktion noch etwas zur Seite warf. Doch es erwischte ihn trotzdem.
Glücklicherweise trug er sein obligatorisches Karo-Sakko, sonst hätte er wohl Verbrennungen zwe i ten bis dritten Grades davongetragen. Nicht auszudenken! Jedenfalls saugte sein Jackett das meiste des heißen Gebräus auf.
Der Rest ging auf sein blütenweißes Oberhemd und die beige Baumwollhose. Sein Schoß kriegte nichts ab, denn dort lag Gertrud. Mit ihrem Gesicht in seinem Schritt. Die Ärmste war tatsächlich der Länge nach hingeknallt. Gut, dass sie auf Bruno gefallen war. Der war wenigstens weich, was man von den fiesen Kanten der Schuhregale nicht behaupten konnte.
Es dauerte einen Moment, bis Gertrud ihre pinken Lippen von Brunos Weichteilen nahm und ihre Hände von seinen Schenkeln löste. Chef schnappte währenddessen nach Luft wie ein Heilbutt. Ob wegen des heißen Kaffees, der Kekse in seinem schütteren Haar oder der vollschlanken Angestellten in seinem Schoß war schwer zu sagen. Jedenfalls hatte er sich die Kaffeepause so wohl nicht vorgestellt.
Gertrud rappelte sich keuchend auf die Füße. Erst jetzt sah ich, dass auch sie eine gehörige Ladung des Kaffee-Keks-Gemisch s abgekriegt hatte. Der Anblick war einfach zu komisch. Wiehernd lachte ich los und konnte gar nicht wieder aufhören. Susi biss sich verzweifelt auf die Lippen, um nicht loszuplatzen, und auch Moni konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Da wurden die beiden aber grantig.
„ So f ort aufhören zu lachen, sonst keschieht hier ein Unklück!“
„Steht nicht so blöde rum. Seht zu, dass ihr die Schweinerei wegmacht. Nicht, dass die Kundschaft das sieht.“
Moni trottete brav los und holte Wischmop und Eimer. Ich konnte meinen Blick nicht von dem Spe k takel lösen. Recht ge schah es den beiden! Während die zwei Unglücklichen sich betreten ansahen und den jeweiligen Schaden des anderen begutachteten, stürmte eine Horde Jugendlicher in den Laden.
Sie waren kaum drin, da bölkte ihr Anführer: „Habt ihr
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