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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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schlug en die Schläuche am Rednerpult vor .
    Allgemein gemurmelte Zustimmung.
    „Mir ist das viel zu lasch“, lispelte eine dürre Blonde mit Hasenzähnen. Sie spuckte beim Sprechen ungewollt der auf der Decke vor ihr Sitzenden ins Haar. „Wir müssen viel radikaler auftreten! Viel aggress i ver! Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass niemand all das bekommt, was er fordert. Deshalb muss man Extremes fordern, um überhaupt was zu erreichen.“
    Bei den vielen scharfen „S“ in ihrem Beitrag war das Mahagonihaar vor ihr ganz schön benetzt wo r den. Die B etreffende hatte sich während des Redeflusses einmal kurz zu der Sprechenden umgedreht, sich aber sofort eines Besseren besonnen, als sie eine volle Tröpfchenladung ins Gesicht bekam .
    Ich überlegte, was die hier Versammelten wohl tun würden, wenn sich in diesem Moment ein Mann in den Raum verirren würde. Würden sie den Eindringling im Verbund massakrieren? Ihn lynchen, ihm das verhasste Geschlechtsteil bei lebendigem Leib abhacken? Abschneiden? Abbeißen? Oder würden sie ihn zum lockeren Einbringen in die Gesprächsrunde ermuntern? Ihm ein Plätzchen auf einer der Decken anbi e ten? Sinnlose Überlegungen. Kein Mann würde sich freiwillig in diese Runde begeben. Keiner.
    Ich war im Sitzen eingeschlafen, als ich am Geräuschpegel und Schuhgeklapper hörte, dass die Versammlung beendet war. Wolldecken wurden zusammengefaltet und das eben Besprochene im kleinen Kreis weiterdiskutiert. Augenscheinlich hatte man sich an diesem Abend nicht auf einen Tenor einigen kö n nen und einen weiteren Diskussionsabend anberaumt. Ohne mich! Um Rita und mich hatte sich die U m zugsmannschaft geschart. Eifrig diskutierten auch sie. Ich gähnte verstohlen.
    „Doris, du warst ja so ruhig heute Abend.“ Ruhig ist gut. Ich hatte während der letzten Stunden ke i nen Pieps gesagt.
    „Ich ...“, antwortete ich lahm.
    „Wir müssen Doris Zeit geben. Sie sollte erst einmal in sich gehen und dieses komplexe Thema ve r arbeiten.“
    „Ich ...“, setzte ich schlapp an.
    „Unsere Doris muss, so wie ich sie einschätze, auch noch an sich arbeiten“, sagte Umzugsfrau Pia keck. Da hatte sie be stimmt R echt, denn alle nickten zustimmend.
    „Hast du dich gut in der WG eingelebt?“ , fragte eine der Helferinnen.
    Das war ein Wink. Ich hatte doch versprochen, mich für ihre selbstlosen Dienste zu revanchieren. Mist. Aber ich war es ihnen schuldig.
    „Was haltet ihr davon, wenn wir am Wochenende ne kleine Fete auf die Beine stellen? Bei uns in Kuhstedt. Ich komme für Getränke und so weiter auf. Quasi als Dankeschön für eure nette Hilfe“, schlug ich vor, mühsam gute Laune vortäuschend.
    Begeistertes Gejohle. Tolle Idee! Mensch, die Doris ist so spontan! Dürfen wir Freundinnen mitbri n gen? Klar, klar. Gerne, je mehr, desto besser. Wir vereinbarten den Samstagabend. Na klasse, dann war das kommende Wochenende auch gelaufen. Ganz , ganz lieb wurden Rita und ich verabschiedet und man rief sich ein „Bis spätestens nächsten Samstag!“ zu.
    „ Und , wie hat’s dir gefallen?“ , fragte mich Rita auf dem Weg zur Ente.
    „Ganz interessant. Aber ich fürchte ...“
    „Du brauchst dich noch nicht festzulegen. Auch ich war anfangs n icht sicher, ob die Gruppe das R ichtige für mich ist. Aber jetzt bin ich froh. Es ist eine so tolle Gemeinschaft. Alle sind unheimlich lieb.“
    „Das habe ich gemerkt“, entfuhr es mir.
    „Ich freu mich schon auf Samstag, das wird die Party des Jahrhunderts.“
    „Davon bin ich überzeugt“, antwortete ich. Rita plapperte munter weiter. Sie wendete den Wagen und befuhr die Landstraße. Rita war wirklich ein eigenartiges Mädchen. Sie konnte unglaublich träge, mun d faul und beleidigend patzig sein. Dann wieder war sie so quirlig und quasselig, dass man sie kaum wiedere r kannte. Mir wurde erst in diesem Moment klar, dass ich über Rita gar nicht viel wusste. Wir Schwestern ha t ten schließlich keine Geheimnisse voreinander.
    „Sag mal, wie war das eigentlich bei dir? Warum bist du zur Männerhasserin geworden?“ Jede di e ser Extrem-Frauen hatte einen Beweggrund. Entweder sie hatten Erniedrigungen jeglicher Art von ihren Ehemännern oder Freunden erlitten, wurden im Berufsleben von Männern gemobbt oder belästigt, oder sie waren irgendwann einmal einem Exhibitionisten über den Weg gelaufen. Irgendwas in der Art. Oder eine der unzähligen Facetten. Was war es bei Rita? Ich war gespannt.
    Rita die Quasselstrippe wurde schlagartig

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