Männer unerwünscht (German Edition)
Springerstiefel?“ In dem Moment wurde ein Mitglied aus seinem Gefolge auf Gertrud und Bruno, die sich unbemerkt hatten verdrücken wollen , aufmer k sam .
„Guckt euch die mal an!“ , schrie der Teenager, respektlos mit dem Finger auf die beiden Verun glüc k ten zeigend. Schon waren Bruno und Gertrud umringt. Die Jungs johlten und bogen sich vor Lachen. Unfl ä tiger Spott hagelte auf die beiden Pechvögel nieder. Chef bekam einen hochroten Kopf vor Wut. Es hätte wohl nicht viel gefehlt, und er hätte die Teenies gehörig zusammengestaucht. Mit vielen Kkkks versteht sich. Gertrud, die Schlichterin, zog ihn jedoch behutsam am Ärmel hinter sich her und bahnte sich einen Weg durch die schaulustige Menge Richtung Frühstücksraum.
„Hier ist ja richtig was los! Zwei Fettwanste von oben bis unten vollgekleckert! Echt cool!“
„Ja, nicht wahr?“ , antwortete ich begeistert. Moni sammelte das kaputte Geschirr vom Fußboden und wischte die Bescherung auf. Ein netter Junge half ihr dabei.
„Was ist nun? Habt ihr Springerstiefel oder habt ihr keine?“ , fragte der Anführer noch mal.
„Wir haben welche. Aber die sind aus Synthetik . Alle Farben, außer schwarz.“
„So’n Scheiß! Springerstiefel sind aus Leder und immer schwarz. Wer kauft denn so einen Müll?“ , fragte ein anderer.
„Die gehen weg wie warme Semmel n “, antwortete ich laut in der Hoffnung, von Bruno im Raum n e benan gehört zu werden.
„Glaub ich nicht. Auf dem Mist werdet ihr noch in zehn Jahren rumhocken.“
„Da könntest du R echt haben“, entgegnete ich leiser.
„Egal. Dann gehen wir halt in ein vernünftiges Schuhgeschäft. Auf alle Fälle war’s echt lustig hier.“ Fand ich auch.
Als Moni alle Spuren des Unglücksfalls beseitigt hatte, betrat ein weiterer junger Mensch den Laden. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich ihn: Es war Maik von Eick. Er hatte sich eine dieser Baseballmützen tief ins Gesicht gezogen. Stand ihm überhaupt nicht, die alberne Kappe.
„Hallo Leute“, rief er. „Na, wie laufen die Geschäfte?“ Mann, wa r der heute wieder locker drauf!
„Keine Ahnung“, erwiderte ich. „Ich als einfache Verkäu ferin hab da echt keinen Durchblick. Kannste von mir nicht verlangen.“
„Hast du lange gebraucht, um dein Praktikum seelisch zu verarbeiten?“ , fragte ihn Susi.
„ N e Weile schon. Das ist hier schließlich kein gewöhnlicher Laden.“ Wenigstens das hatte er in den drei Wochen mitgekriegt.
„War echt ne lustige Zeit. Wenn ich noch an die sportiven Schnürer denke! Als ich das in meiner Klasse erzählt habe, kriegten die sich gar nicht wieder ein vor Lachen .“ Ich glaubte ihm.
„Ist der Chef auch da?“ , fragte er, plötzlich wieder in wichtigem Ton. Papas Söhnchen eben. „Ich soll heute mein Zeugnis abholen.“
„Der ist nebenan und macht sich sauber“, sagte Moni grinsend.
Verwirrt sah Maiki von Einem zum A nderen. Als er keine weiteren Erklärungen erhielt, stieß er ku r zerhand die Frühstücksraumtür auf. Wir reckten die Hälse. Der Anblick, der sich uns bot, war göttlich. Bruno stand da, in weißem Doppelrippunterhemd und ebensolcher Unterhose, und die vollgekleckerte Gertrud versucht e , seine Kleidung so gut es ging in der kleinen Spüle mit dem Topfschwamm zu reinigen. Ich sah noch, wie sich Chefs Gesichtsfarbe bedrohlich verfärbte, bevor die Tür von innen zugeknallt wurde. Maik sprang erschrocken einen Meter zurück.
„Was ist denn da los ?“ , keuchte er.
„ Das sind Bruno und Gertrud bei der Fellpflege“, sagte Susi kichernd.
Maik kapierte gar nichts mehr. Langsam ging er noch mal zurück zum Frühstücksraum. Vor der g e schlossenen Tür stammelte er: „Tschuldigung ... Chef. Ich ... möchte mir nur mein Zeugnis abholen, das sollte doch heute fertig sein.“
„Ist es aber nicht ! “, schrie Bruno.
„Aber ..., aber ... Alle anderen aus meiner Klasse haben schon längst ihre Zeugnisse und ... und mein Lehrer ...“ Maik friemelte nervös an einem eitrigen Pickel auf seinem Kinn herum.
„Scheiß auf den Lehrer ! “, brüllte Bruno.
„Ja ... ja ... , aber er wird schon richtig böse“, klag te Maik. „Der fragt sich, was das hier überhaupt für’n Laden ist und ...“ Manchen Menschen fehlt einfach das Gespür für brenzlige Situationen, in denen man besser den Mund hält. Maik war einer von ihnen.
„ Das vorpubertäre Mamasöhnchen verschwindet ! Wenn er weiter so d umme Sprü che kkklopf t, schreib ich ihm überhaupt kein Zeuknis.
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