Männer unerwünscht (German Edition)
auf Annegrets langes, echtes rotes Haar. (Unnötig zu erwähnen, dass diese Frau unserer lieben Gertrud ein Dorn im Auge war.) Ihre zugegeben prachtvolle Mä h ne schüttelte sie immer dann aufreizend vor Brunos Nase hin und her, wenn dieser etwas besonders Schlaues gesagt hatte und sie naiv darüber kicherte. Er mochte das.
Deshalb war es ihm sehr peinlich, seiner Angebeteten in diesem Karnevalsaufzug gegenüberz u stehen.
„Hei, wie schaut denn der Bruno heute aus?“ , jubelte Annegret entzückt. „Recht hast du, Bruno. Also ich finde es gut, wenn ein Geschäftsmann bei schönem Wetter sein Jackett zur Seite legt und sich luftig und leger kleidet. Und dazu so sportiv! Also Bruno, du überrascht mich immer wieder.“ Bruno schmolz dahin und streckte wie ein Gockel die Brust raus. Der pelzige Urwald kräuselte sich wild über dem obersten Knopf. Die übrigen Knöpfe drohten bei der forschen Bewegung zu bersten.
Meiner Meinung nach tat Annegret Rödel-Dierks nur so dämlich. In Wirklichkeit war sie vermutlich eine gerissene Person und grinste sich insgeheim einen über den blöden Kunze. Ihre Geschäfte liefen durch ihre schleimige Art prima, und das war es, was sie bezweckte.
An diesem Tag hatte sie einen Schwung rosa Schnürbänder mit Eisbärmuster dabei. Und hässliche Portemonnaies in gelbem Plastik. Und Schlüsselanhänger aus Kunstleder mit Sprüchen drauf: „In der Ruhe liegt die Kraft“, „Jeder ist seines Glückes Schmied“ und „Du bist mein Herzblatt“. Richtig peinlich, diesen Quatsch auf dem Tresen stehen zu haben.
Bruno plauderte mit Annegret und nahm ihr wie immer den ganzen Krempel ab. Sie konnte aufta u chen, womit auch immer, er kaufte grundsätzlich alles. Jede Menge dieses Mülls lagerte bereit s im Fix-Schuh-Keller.
Plötzlich gab Chef vor, einen wichtigen Termin wahrnehmen zu müssen. Trotz ihrer Bewunderung war ihm in seinem ungewohnten Aufzug doch nicht so wohl.
„Dann bis zum nächsten Mal“, trällerte Frau Rödel-Dierks. „Rechnung folgt diese Tage. Tschüüüüühüüüüs!“
„Puh“, schnaufte Meister Kunze, als sie außer Sichtweite war, und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. „Also, ich mach mich jetzt vom Ackkker . Wer weiß, wer hier sonst noch alles reinkeschneit kkommt.“ Sprach’s und verschwand.
Die nächsten Stunden waren im Gegensatz zu m ereignisreichen und lustigen Vormittag sterben s langweilig. Doch am Spätnachmittag wurde es wieder turbulent. Denn kurz nachdem Bruno zum zweiten M al an diesem Tag auftauchte (er war wieder „vernünftig“ gekleidet), erblickte ich eine Gestalt vor unserer Fen s terfront, die interessiert die Auslagen betrachtete. Der Mensch trug eine Glasbaustein-Brille, hatte hellblo n des, gescheiteltes Haar und ein spärliches Bärtchen ...
Beunruhigt sah ich immer wieder hin. Das war doch kein Zufall! Der wollte doch hoffentlich nicht die anderthalb Stunden bis zu meinem Feierabend... Karl hatte mich natürlich längst gesichtet und winkte mir unbeholfen zu. Ich ignorierte ihn und seine Wabbelhand.
„Was ist das denn für einer?“ , f ragte Susi.
„ De r sieht aus, als käm er direkt aus der Geisterbahn “ , meint e Moni. Beide glotzten mit großen A u gen raus zu Karl. Meine Herren, war mir das unangenehm!
„Hier wird nicht ketratscht, hier wird kearbeitet!“ polterte Bruno und entledigte mich damit einer An t wort.
Karl langweilte sich. Er winkte noch ein paar Mal, wenn er meinte, dass ich ihn ansähe, und unterließ es irgendwann.
„Wie kann man nur so rumlaufen?“ , wunderte sich Moni.
„ D er sieht echt verhauen aus“, bestätigte Susi. „Der ist bestimmt nicht ganz dicht.“
Ich beteiligte mich nicht an diesem Gespräch. Wenn die wüssten, dass ich mich vorgestern mit dem auf einer sonnenbeschienenen Lichtung ge wälzt und pädagogisch-wertvolle Arbeit ge leistet hatte . Ich konnte es selbst kaum glauben. Wie hatte ich mich so vergessen können?
Wir konzentrierten uns wieder voll und ganz auf unsere Tätigkeit. E inige Kauflustige betraten das Geschäft, und die mussten fachgerecht bedient werden. Immer wieder sah ich verstohlen hinaus. Karl stand nach wie vor da. Wie ein Fels in der Brandung. Irgendwann fiel er auch unserem Boss auf.
„Sack mal, wie lanke will denn der Affe da draußen noch vor meinem Kkkeschäft lumlunkern? Der verschreckckt ja meine Kkkundschaft!“ Bruno guckte sich das noch zehn Minuten mit an, dann schritt er zur Tat. Er riss die Glastür auf und sprach den
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