Männer unerwünscht (German Edition)
dieser Unsinn bloß? Schreckte das Poster nicht eher ab, als dass es die Kunden zum Einkaufen animierte?
Ich war so frech, Bruno nach dem Grund dieser Aktion zu fragen. Als sei er plötzlich einer der Ma r ketingfritzen höchstpersönlich, erklärte er mir mit großem Gehabe und ausschließlich auf meine Brust sta r rend die wirtschaftspolitischen Hintergründe des Gertrud-Konterfeis im Eingang.
Ich bereute bereits, ihn darauf angesprochen zu haben, denn sein Monolog wollte nicht enden. Die vielen Kkkks verwirrten, wenn sie in Folge hervorgestoßen wurden, deshalb konnte ich seinen Ausführungen nicht folgen. Außerdem ging es um einen Sachverhalt, in dem ich nicht sonderlich bewandert war.
Alles, was ich seinem Vortrag entnahm, war: Gertruds Antlitz mit dem großartigen Titel und ihrem Vornamen drunter sorgte für eine familiäre, kundenfreundliche Atmosphäre im Laden.
Gertrud platzte beinah vor Stolz, als sie ihr Bildnis lebensgroß im Geschäft hängen sah. Sie mochte gar nicht an den nächsten Monat denken. Dann würde wieder die Wahl der „Mitarbeiterin des Monats“ a n stehen. Wessen Bild würde dann den Eingang schmücken? Bang befragte sie Bruno nach den Richtlinien und Auswahlkriterien der Jury.
„Watt’n für ne Jury?“ , fragte Kunze begriffsstutzig. „Kibt’s nicht. Ich bin hier der C hef und brauch kkeine Jury. Das Bild hänkt da und bleibt da hänken.“ Schon wandte er sich wieder der aufreibenden B e schäftigung zu, das Bällchen Ohrenschmalz, das seinen Gehörgang blockierte, mit dem dicken Mittelfinger zu erwischen.
„Jeden Monat?“ , vergewisserte sich Gertrud atemlos.
„Kkklar. Hab ich Lust und Zeit, andauernd irkendwelche Plackkate auf- und abzuhänke n? Von den Kkkosten für den D ruckkk kanz zu schweiken.“ Bruno erwischte den Störenfried einfach nicht.
Damit war’s amtlich: Dauermitarbeiterin des M onats war und blieb Gertrud. Um so besser. Mir wäre es unsagbar peinlich gewesen, diesen Titel zu erhalten und in Lebensgröße die hereinströmende Kun d schaft anzugrinsen. Abgesehen davon, dass Bruno mich niemals zu seiner Lieblingsmitarbeiterin erkoren hätte. Nicht mal für einen Tag.
Ich hatte mir angewöhnt, freitags meine Mittagspause in der Baguetterie zu verbringen, in der Steff jobbte. Dort konnte ich mich billig durchfuttern und ein wenig mit meiner Schwester plaudern. Abends fuhren wir dann gemeinsam mit dem Bus heim.
Als der größte Fressansturm an diesem Freitagmittag abgeebbt war, zauberte mir Steff ein saftiges Hawaii-Baguette. Zum Nachtisch genehmigte ich mir einen leckeren Crepe mit Nutella. Pappsatt lehnte ich mich zurück.
„Heute Abend wirst du allein nach Hause fahren müssen“, eröffnete mir Steff. „Ines, die sonst die Spätschicht übernimmt, ist krank, und ich übernehme den Dienst bis zweiundzwanzig Uhr.“
„Schade“, bedauerte ich. Steff war meine Lieblingsschwester, und die Rückfahrt mit ihr am Freitag immer sehr lustig. „Und wie kommst du dann zurück?“ Nach neunzehn Uhr fuhr kein Tucker-Bus mehr.
„Keine Ahnung“, antwortete sie fröhlich. „Ich mach ’n en Zug durch die Gemeinde. Hab ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Hey – willst du vielleicht mit? Das wär’n Spaß!“
„Yeah! Was glaubst du, wie lange ich schon nicht mehr auf Tour war!“ Mein derzeitiges Leben verlief in dieser Hinsicht mehr als solide.
„Du kommst mit? Super!“
„Ja. Oh nein – ich kann nicht.“ Mist!
„Morgen findet doch die Party statt, und ich habe noch nichts vorbereitet.“
„Ach was, da helfen wir Schwestern dir. Mach dir keine Sorgen. Also, bist du dabei?“
Nur zu gern ließ ich mich überreden. Nach Feierabend hastete ich durch die Klamottenläden und kaufte kurzentschlossen ein schwarzes Top und eine nagelneue Jeans im Used-Look. Das riss zwar ein gewaltiges Loch in meinen Geldbeutel, aber man muss sich ja auch mal was gönnen. Andernfalls hätte ich im Fix-Schuh-Outfit durch die Kneipen ziehen müssen.
Als ich abends wieder im Baguetteladen ankam, war dort nichts mehr los und Steff begann mit den Aufräum- und Putzarbeiten. Ich half ihr, indem ich die Tische und Stühle mit Seifenwasser reinigte.
„Sag mal, läuft da was mit dir und diesem Typen?“ , fragte Steff im Plauderton. Ich erschrak: Meine Schwestern hatten Wind von der Geschichte mit Björn bekommen! Ich mochte sie nicht anlügen, aber die Wahrheit konnte ich ihr auch nicht sagen.
„Nun ja ...“, setzte ich zögernd an.
„Und? Bist du
Weitere Kostenlose Bücher