Männer unerwünscht (German Edition)
ierte an diesem lauschig en S ommerabend. Nach e i nem langen Fußmarsch erreichten wir i nmitten der Abgeschiedenheit der Wiesen und Wälder eine riese n große Scheune. Sie war in tadellosem Zustand und verschlossen.
„Hier bewahren wir einen Teil unserer Winterfuttervorräte auf. Der erste Schnitt Heu ist schon drin“, erklärte Björn, während er das Schloss öffnete.
„Ja, aber was willst du mir denn hier zeigen?“ , fragte ich überrascht. Was gab es in einem Heusch o ber wohl Aufregendes zu besichtigen?
„Das wirst du schon sehen“, raunte Björn. Wir traten ein. Es roch intensiv nach Heu, und war zie m lich dunkel drinnen. Björn fasste nach meinem Händchen und half mir, der Unsportlichen, die Leiter hoch und über diverse Heuballen zu klettern. Mir wurde etwas mulmig. Hätte ich nicht den flotten Björn zur Seite...
Plötzlich waren wir ganz oben auf einem riesigen Heuballenberg.
„Toll hier, was?“ Björn strahlte, als wir uns keuchend setzten. War das die Überraschung? Ich wollte nichts verderben und fragte nicht.
Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander und genossen den Ausblick. Überall Raufutter, so weit das Auge reichte.
„Dein Haar ist voller Heuhalme.“ Björn lachte und zupfte seinen Wintervorrat aus meinen Zotteln. Zärtlich strich er sie hinter mein linkes Ohr.
„Du hast schöne Ohren“, sagte er lieb.
„Du hast ja nur das eine gesehen“, witzelte ich. „Das andere ist elefantös.“
„Glaub ‘ ich nicht“, erwiderte er und strich mir auch die Haare auf der rechten Seite hinters Ohr. Dann wanderte s eine Hand wie zufällig in meine n Nacken. Ein wohlbekanntes, angenehmes Kribbeln durchfuhr meinen Körper.
Ich ließ seine Hand da wo sie war, und sah ihn an. Seine dunkelbraunen Augen blickten mich ernst an. Wie von unsichtbaren Kräften angezogen, bewegten sie sich auf die meinen zu.
Noch kannst du fliehen ! , fuhr es mir flüch tig durch den Kopf. Spring auf, hops runter von den Heuba l len und ruf ein fröhli ches „Ich muss jetzt los!“ Aber ich wollte nicht hopsen. Und ich musste auch gar nicht los.
Was für ein feuriger Mann! Und welch Überraschung, als er mir schließlich zeigte, was er mir hatte zeigen wollen. Als wir irgendwann von dem Heuberg runter kletterten, hatte ich nicht nur einige wenige Ha l me in meinem Haaren. An m einem ganzen Körper piekste es.
9
Bruno hatte sich eine tolle Aktion zur Steigerung des Umsatzes einfallen lassen. Angeheizt von den Mark e tingexperten der Einzelhandels-Unternehmer-und-Verkaufsleiter-Tagung, an der er kürzlich teilgenommen hatte, setzte er einen strategischen Winkelzug sogleich in die Tat um: Die Kür der Mitarbeiterin des Monats. Ein vielfach vergrößertes Foto der Fix-Schuh-Königin hing seit heute Mittag im Eingangsbereich des Ladens. Auf wen war die Wahl g efallen? Natürlich auf Gertrud. Aus welchen Gründen die Jury so und nicht anders entschieden hatte, blieb im Dunkeln. Die Ernennung war bereits Ende letzter Woche über die Bühne gega n gen, als Bruno Gertrud befahl, ein Foto von sich schießen zu lassen und es ihm auszuhändigen.
Gertrud geriet daraufhin ganz aus dem Häuschen. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt genauso wenig wie wir, wozu Kunze das Bildchen benötigte. Unter dem Mantel der Verschwiegenheit vertraute sie mir an, dass Chef das Foto ganz bestimmt einrahmen und zum Immer-Wieder-Anschauen auf seinen heimischen Schreibtisch stellen würde.
In der Mittagspause des betreffenden Tages hatte sie sich sogleich bei einem Fotografen in Pose gesetzt und mehrere Abzüge anfertigen lassen. Drei Tage später überreichte sie Bruno feierlich den Stapel zur freien Auswahl. Dieser sah sich die verschiedenen Bilder (einmal hochkant-schräg von vorn, Gertrud verträumt mit halbgeschlossenen Lidern, eine Profilaufnahme, Gertrud mit verführerischem Kussmund und so fort) gar nicht an, sondern grabschte sic h wahllos eines aus der Mitte raus und ließ es in seiner Jackett a sche verschwinden.
Recherchen ergaben, dass Bruno das Bild „Gertrud verhalten lächelnd, ein Knie locker mit ve r schränkten Händen umfasst“ gewählt hatte. Wofür nur? hat te ich mich an jen em Tag gefragt .
Nun wusste ich es: Gertruds verhaltenes, pinkfarbenes Lächeln empfing jeden, der durch die Glastür den Laden betrat. In Großaufnahme. Grauenhaft!
Darunter prangte in dicken Lettern: „Unsere Mitarbeiterin des Monats“. Und eine Zeile tiefer in Brunos unwirschen Blockbuchstaben: „Gertrud“.
Was sollte
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