Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
Vom Netzwerk:
für den Fall der Fälle, klem m te ich sie auf den Gepäckträger, nachdem ich die Reifen mit genügend Luft gefüllt hatte. Jetzt aber los! Mit der Wegbeschreibung im Gummizug meiner knallengen Satin -R adlerhose trat ich eifrig in die Pedale. Erst mal raus aus der miefigen Stadt.
    Ich will nichts beschönigen: Die Radtour war ein Fiasko. Meine völlig untrainierten Muskeln streikten schon, als ich den Stadtrand erreichte, und ich legte eine längere Pause ein. Böse Stimmen rieten mir, es gut sein zu lassen und den Drahtesel zurück zur Industriestraße zu lenken. Ich fühlte mich jedoch gestärkt, und ignorierte die mimosenhaften Kommentare in meinem Inneren.
    Der Stadtrand war noch in Sichtweite, als mir schon wieder sämtliche Körperteile wehtaten. Wie u n sportlich ich doch die letzten Jahre gelebt hatte! Das sollte sich jetzt ändern.
    Verbissen strampelte ich weiter, den Blick starr auf den endlosen Fahrradweg gerichtet. Die Reifen hielten nicht lange die Luft, und ich war froh über die geliehene Luftpumpe. Immer öfter musste ich anhalten und nachladen. Und dann wieder rauf auf den Sattel. Welch grausiger Schmerz peinigte mein Gesäß. Oh, was war ich doch für eine verweichlichte Stadtpflanze.
    Durchgeschwitzt, abgekämpft und mit platten Reifen kam ich in Kuhstedt an. Um unnötigen Such e reien vorzubeugen, fragte ich das erstbeste menschliche Wesen, das mir vors Rad lief, nach dem Weg. Es handelte sich um einen rotgesichtigen Landwirt, der mich wohlwollend betrachtete. Sprachen ihn die Fah r radschmier- und Grasflecken auf meinem T-Shirt und die aufgeplatzte Naht meiner Radlerhose (für eine derartige Belastung war sie wohl doch zu preisgünstig gewesen) an? Oder war es mein Gesicht, das die Röte seines eigenen sicher noch bei weitem übertraf?
    Selbstverständlich konnte er mir den Weg zur WG weisen, hier kannte schließlich jeder jeden. Durch geschicktes Hinterfragen bekam er die gewünschten Informationen über das Woher, Wohin, War um und Wie lange meiner Reise heraus, das Wie ersparte er sich, er hatte ja Augen im Kopf.
    Als Gegenleistung erzählte er mir lustige Anekdoten aus seinem Leben als Schweinemäster, nicht ohne hin und wieder einfließen zu lassen, dass er noch unverheiratet war. Augenscheinlich waren heiratswi l lige Jungbäuerinnen in diesem Landstrich Mangelware.
    Ich verabschiedete mich energisch – freiwillig hätte er mich wohl noch nicht so schnell aus seinen Fängen gelassen. Jedenfalls war er so nett, meine Reifen noch mal mit Luft zu füllen, und dafür war ich ihm sehr dankbar. Ich fühlte mich zu schlapp, um die Pumpbewegungen auch nur noch ein einziges Mal ausz u führen. Matt winkte ich ihm über die Schulter zu, und hört ihn ein „Hoffentlich sehen wir uns bald öfter!“ rufen, bevor ich in der nächsten Seitenstraße verschwand.
    Das gesuchte Haus Nummer 13 hätte ich ohne seine Beschreibung garantiert nicht so schnell g e funden. In dieser Straße mit dem Namen „Hinterm Busch“ waren nur zwei Häuser zu sehen. Das erste trug logischerweise die Nummer 1, das nächste die Nummer 104. Ratlos schaute ich auf die etwa dreißig Meter breite Wiese dazwischen. Dann fiel mir die Weisung des Landwirts wieder ein, und ich radelte weiter. Aus der Straße wurde ein Schotterweg, der schließlich vor dem Gatter einer Kuhweide endete.
    Ich fand den schmalen W eg, auf den der Bauer mich hingewiesen hatte, und befuhr den unebenen Untergrund. Unter hohen Bäumen hoppelte ich mit meinem Rad immer weiter. Tief atmete ich die würzige Waldluft ein und war auf einmal richtig beschwingt. Ich war fast am Ziel meiner Reise, obwohl ich zwische n durch daran gezweifelt hatte, die Tour durchzustehen.
    Und dann erblickte ich das Haus. Es stand verträumt unter riesigen Eichen, umgeben von mannsh o hem Gestrüpp und wilden Gräsern, die schon seit Jahren nicht mehr von einem Rasenmäher überrollt wo r den waren. Es war eindeutig baufällig. Aber schön.
    Ein uraltes Bauernhaus mit moosbewachsenem Dach und ehemals weiß gestrichenen Holzfenstern, von denen die Farbe abblätterte. Ich hoppelte über dicke Grasbüschel und war bald bei den schiefen Ge h wegplatten angelangt. Eine verrostete Ente in verschiedenen Farben parkte im ho hen Gras. Mein Fahrrad an die Hauswand lehnend, hielt ich nach einem menschlichen Wesen Ausschau, doch niemand hatte meine Ankunft bemerkt. Vorsichtig bewegte ich mich auf den Gehwegplatten vorwärts, sie hätten leicht zur Stolpe r falle werden können. Ich klopfte

Weitere Kostenlose Bücher