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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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ein paarmal an die marode Haustür, aber nichts tat sich. Zaghaft dr ückte ich die Klinke hinunter: D ie Tür war offen. Meine Augen mussten sich nach dem Sonnenlicht erst an das Dunkel in der Diele gewöhnen, bevor ich Umrisse ausmachen konnte. Ich mochte nicht so dreist sein und eine der vielen Türen öffnen, also rief ich ins Hausinnere.
    „Hallo?“ Noch etwas fröhlicher und lauter. „Hallo?“
    Endlich er schien eine Frau. Sie war Ende z wanzig, sehr groß, sehr dünn und in sackähnliche Kl a motten gehüllt. Die braunen, derben Wollsocken in ihren Gesundheitslatschen und ein lose um den Hals geschlungenes Arafat-Tuch vervollständigten ihr Outfit. Das tiefschwarze, glatte Haar hatte sie mit einem Haushaltsgummiband zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Aus dunklen, mit breitem Kajal umrand e ten Augen musterte sie meine merkwürdige Erscheinung und ließ sich dann zu einem schlappen „Hi“ hinre i ßen. Das musste Ri taaa? Sein!
    Auf ihre unkomplizierte Art eingehend, erklärte ich ihr den Grund meines Besuchs. Sie schien sich nur vage an unser Telefonat erinnern zu können, entschloss sich dann aber doch, mich hereinzubitten.
    Rita öffnete eine Tür, wir betraten die Küche und trafen auf drei Frauen. Meine zukünftigen Freu n dinnen? Sie saßen um einen großen, massiven Kiefernholztisch (zwar nicht blank gescheuert, aber imme r hin). Eine hatte die Knie angezogen und umfasste ihre nackten Beine. Außer ihrem Slip trug sie ein durc h sichtiges, weißes T-Shirt. Sie begrüßte mich mit einem sonnigen Lächeln und stellte sich als Steff (Stef a nie?) vor. Steff war ungefähr in meinem Alter. Ich mochte sie auf Anhieb.
    Die mollige Mittdreißigerin im geblümten Hängerchen an der Stirnseite des Tisches ließ ihre Stric k arbeit sinken und begrüßte mich mit einem kräftigen Händedruck. Sie hieß Uschi.
    Als letztes rief mir die rothaarige Bärbel ein nettes Hallo zu, um sich gleich darauf wieder dem L a ckieren ihrer Fußnägel in einem aufregenden Bordeaux-Ton zu widmen. Der Einfachheit halber hatte sie ihren nackten Fuß auf dem Küchentisch abgelegt, was hier niemanden zu stören schien.
    Ungezwungen schnappte ich mir einen freien Stuhl und setzte mich neben Bärbel. Uschi bot mir grünen Tee an, und weil im Schrank keine Tasse mehr zu finden war, spülte sie schnell einen Keramikb e cher ab, der gemeinsam mit einem enormen Berg Geschirr auf den Abwasch gewartet hatte. Der Tee war lauwarm und die Vollkornkekse staub trocken, doch nach der langen Fahrt war ich hungrig und durstig und kein bisschen wählerisch.
    Ich erfuhr, dass Uschi geschieden und Steff Studentin war, während Bärbel eine Pollenallergie hatte und Rita sich ausschließlich vegetarisch ernährte. Niemanden störte es, als ich mich meiner Turnschuhe samt Socken entledigte und genüsslich mit den nackten Zehen wackelte. Erst jetzt fiel mir der sehr dicke schwarz-weiße Kater auf, der es sich zusammengerollt auf einem Stapel Bügelwäsche bequem gemacht hatte. Sein Name lautete Derrick, und alle Bewohnerinnen waren ihm gleichermaßen zugetan. Den Zusa m menhang zwischen dem Kommissar in der ehemaligen, gleichnamigen Freitagabend-Krimi-Serie und dieser adipösen Schlafmütze konnte mir niemand erklären.
    Derrick war außer Butschi, Uschis Nymphensittich, das einzige männliche Wesen, das seinen Fuß über die Schwelle des Hauses setzen durfte. Darauf legten die vier offensichtlich großen Wert, denn sie betonten es nachdrücklich. Männer waren hier unerwünscht . Klar, dachte ich mir, ist ja auch ne Frauen-WG. Was haben da Männer zu suchen?
    Wie konsequent dieser Standpunkt vertreten wurde, verdeutlichte mir Uschi anhand einer kleinen Anekdote. Da hatte man statt der ausdrücklich erbetenen Radio- und Fernsehtechnikerin einen männlichen Kollegen geschickt. Getreu dem Grundsatz „Kein Mann in unserem Haus“ schmiss Bärbel den Unhold rig o ros raus und warf ihm das Werkzeug hinterher. Der arme Mann hatte daraufhin fluchtartig das Gelände ve r lassen und ward nie wieder gesehen. Weil Fernsehfachfrauen dünn gesät waren, verzichteten man seit e i nem halben Jahr auf die Glotze.
    Diese kompromisslose Einstellung erschien mir zwar etwas übertrieben, aber sicher gab es Gründe dafür. Ich sollte sie bald erfahren.
    „Bist du bereit, den Grundsatz ‚Kein Mann über unsere Schwelle’ aus tiefster Überzeugung zu vertr e ten?“ , fragte mich Uschi und sah mir ernst in die Augen.
    „Ich – ähh ... tja …“, stammelte ich und

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