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Maenner weinen nicht

Maenner weinen nicht

Titel: Maenner weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanz Loeffler
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Gefühle sprechen; sie äußern ihre traurigen Emotionen eher im veränderten Spiel, sind kontaktscheu oder aggressiv. Depressive Jugendliche dagegen kostet es große Überwindung, über die eigenen Gefühle und Probleme zu sprechen. Sie werden eher auffällig, weil sie sich ritzen, Drogen nehmen oder Alkoholprobleme haben, magersüchtig oder hyperaktiv sind. Das macht es auch so schwer, eine Depression bei den Heranwachsenden zu erkennen – für Eltern, aber auch für Ärzte und Psychologen.
    Falls Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind Probleme hat, sollten Sie es genauer beobachten: Hat sich Ihr Sohn tatsächlich so sehr verändert, oder macht er nur eine anstrengende Entwicklungsphase durch? Wachsam sollte man sein, wenn sich Kinder und Jugendliche sehr zurückziehen, sich von familiären Ritualen fernhalten und auch Freunde keinen Zugang mehr haben. Für Sie bedeutet das, auf einem schmalen Grat zu wandeln: Sie wollen nicht übervorsichtig sein, gleichzeitig machen Sie sich große Sorgen um Ihren Nachwuchs. Depressionen sind zwar einigermaßen selten. Entscheiden, ob Ihr Sohn tatsächlich betroffen ist, können jedoch nur Ärzte und Psychologen. Warten Sie bei depressiven Anzeichen nicht länger als zwei Wochen damit, Ihr Kind von einem Spezialisten untersuchen zu lassen. Je früher eine Depression behandelt wird, umso besser. Ist die Krankheit schon chronisch, reichen Informationen und Erlebnisse ohne jeglichen Krankheitswert, um die Depression am Leben zu erhalten.
    Jedes Kind ist anders krank
    Große, runde Augen, kleine Nase, kleines Kinn, rundliche Wangen und ein großer Kopf – diese Charakteristika vereint das klassische Kindchenschema. Die typischen Proportionen rufen bei uns Erwachsenen unbewusst Beschützerinstinkte wach. Evolutionär hat das seinen Sinn: Nur wenn wir uns um unseren Nachwuchs kümmern, ihn hüten und großziehen, ihn beschützen und pflegen, wird sich unsere Art fortpflanzen. Doch heutzutage gibt es immer mehr Kinder, die vernachlässigt werden, die also nicht das Glück haben, umsorgt aufzuwachsen – mit gravierenden Folgen für die Kinderseele. Verliert ein Kind im ersten Lebensjahr seine Bezugsperson, fehlt es ihm an liebevoller Aufmerksamkeit, wird es geschlagen, misshandelt oder missbraucht, kann das auch schon vor dem ersten Geburtstag depressive Symptome bei ihm auslösen. Diese Kinder wirken apathisch und teilnahmslos und entwickeln sich motorisch und geistig nur zögerlich.
    Auch Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren werden traumatisiert, wenn sie ihre Bezugsperson verlieren oder keine oder nur unzureichend Zuwendung, Geborgenheit und Nähe bekommen. Sie lernen später laufen und sprechen als gesunde Kinder, und ihnen fehlt es an feinmotorischem Geschick im Spiel. Sie leiden unter Schlafstörungen mit Albträumen und haben wenig Appetit. Einige sind sehr anhänglich, jammern viel und wollen nicht allein sein. Andere Kinder sind auffällig teilnahmslos. Um der inneren Unruhe, ihrer Ängste und des Drucks Herr zu werden, lutschen einige von ihnen exzessiv am Daumen, schaukeln in ihrem Bettchen oder mitten im Spiel wild vor und zurück oder reißen sich die Haare aus.
    Depressive Kinder im Vorschulalter sind oft sehr ängstlich, ihre Stimmung schwankt. Teils sind sie sehr introvertiert, ziehen sich zurück und verweigern das Spiel mit anderen Kindern. Dadurch entwickeln sie sich motorisch und geistig auch langsamer als ihre Alterskameraden. Laufrad und Fahrradfahren, Schaukeln oder das Hangeln auf dem Klettergerüst erlernen sie erst verspätet. Gleichzeitig können diese Kinder sehr aggressiv sein. Sie neigen zu Streit und stören das Spiel der anderen. Ess- und Schlafstörungen oder körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen sind typisch. Einige Kinder fangen wieder an, am Daumen zu lutschen oder einzunässen, nehmen also Gewohnheiten wieder auf, die sie eigentlich längst abgelegt hatten.
    Je älter die Kinder werden, umso mehr gleichen ihre Symptome denen der Erwachsenen: Depressive Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind niedergeschlagen, traurig und ängstlich. Sie denken über sich und ihr Leben nach, fühlen sich schuldig und sind sehr selbstkritisch. Die negativen Gedanken kreisen unaufhörlich in ihrem Kopf, sodass sie unkonzentriert und vergesslich sind. Sie haben Schwierigkeiten in der Schule; dadurch ist die Frustspirale vorprogrammiert. Die Kinder können sich nicht mehr für Dinge begeistern, die sie einmal gern getan haben. Depressive

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