Maenner weinen nicht
Schulkinder neigen außerdem zu Essstörungen, leiden unter Albträumen sowie Ein- und Durchschlafstörungen.
Viele Symptome während der Pubertät ähneln denen einer Depression bei Erwachsenen. Die Jugendlichen grübeln, zweifeln an der Welt, sind zynisch und gelangweilt, bleiben in ihrem Zimmer hocken und schließen die Eltern aus ihrer Welt aus. Was sie heute hellauf begeistert, ist am nächsten Tag wieder out. Häufig verschlechtern sich die Schulnoten, und auch die Lehrer berichten, gar nicht mehr ins Gespräch mit ihren einst so vertrauten Schülern zu kommen. Jeder Annäherungsversuch von Eltern und Bezugspersonen wird als nervig und lästig empfunden. Jungs versuchen – ganz wie Männer –, ihre Probleme häufig mit Alkohol und Drogen in den Griff zu bekommen.
Und selbst nach der Pubertät hört die Gefahr für Depressionen nicht auf – im Gegenteil: Mehrere internationale Bevölkerungsstudien konnten zeigen, dass junge Männer zwischen 14 und 24 Jahren oft depressive Anzeichen zeigen. Die Sozialwissenschaftlerin Anne Maria Möller-Leimkühler von der Universität München befragte über 1000 junge Männer im Alter von etwa 18 Jahren zu ihrem Wohlbefinden. Einer von fünf berichtete über Symptome, die für eine depressive Verstimmung sprachen. Bei einer parallel durchgeführten Studentenbefragung ergab die Untersuchung von 512 männlichen Studenten ganz ähnliche Zahlen.
Ist die späte Jugend besonders riskant für die psychische Gesundheit? Offenbar. Über die Gründe lässt sich spekulieren: In diesem Lebensabschnitt erleben junge Männer oft einen großen Umbruch, müssen sich zunehmend den gesellschaftlichen Anforderungen stellen, Normen erfüllen und Verantwortung übernehmen. Nicht für alle ist das Erwachsenwerden leicht. Häufig lockern sich in diesem Alter auch einst enge soziale Verbindungen: durch den Auszug aus der elterlichen Wohnung und den Umzug in eine neue Stadt für Studium, Ausbildung oder ersten Job. Neue Kontakte, die in Krisenzeiten stützen, müssen erst noch geknüpft werden.
Interview: »Ein verspielter, großer Junge«
Der Schauspieler Christopher Buchholz (50) hat für seinen emotionalen Dokumentarfilm Horst Buchholz – Mein Papa viel Aufmerksamkeit bekommen. Für den Streifen begleitete er seinen Vater, die deutsche Schauspiellegende Horst Buchholz, von 2001 bis 2003 immer wieder mit der Kamera. Das Multitalent ist selbst Vater zweier Mädchen, die fünf und ein Jahr alt sind.
Wenn Sie sich an die Tage und Wochen nach der Geburt Ihrer ersten Tochter erinnern – welche Gefühle kommen da auf?
Glücksgefühle. Es gibt kaum etwas Vergleichbares. Die Liebe zu einem Kind hat etwas Magisches. Sie überkommt dich, allerdings nicht so plötzlich, wie wenn du dich in eine Frau verliebst und kaum essen, trinken oder schlafen kannst. Die Liebe zu einem Kind ist viel feiner und gleichzeitig beständiger. Und an dieser Liebe zweifelst du auch nie.
Können Sie sich noch erinnern, wie Sie sich Ihrer neugeborenen Tochter genähert haben?
Ich hatte nicht viel Zeit zu überlegen; sie kam per Kaiserschnitt zur Welt, plötzlich hielt ich sie im Arm. Und sofort dachte ich, okay, ab jetzt bin ich verantwortlich für dieses kleine Wesen. Diese Gewissheit war ein Schock, aber gleichzeitig hat mich dieses kleine Wunder sehr gerührt und demütig gemacht.
Wie ging es weiter?
Irgendwann kamen auch die schwierigen Momente: Ich war davon angestrengt, dass unsere Tochter schrie, trinken wollte, Bauchschmerzen hatte, nachts nicht durchschlief. Der Alltag mit einem Baby hat wenig mit den ersten Tagen nach der Geburt zu tun, die man noch wie in Trance erlebt. Danach fehlt uns Männern einfach der Hormonschub, der die Frauen durchflutet und der bei ihnen scheinbar unmenschliche Kräfte freisetzt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich meinen Platz in dieser neu gegründeten Familie finden konnte – und finden durfte. Schließlich musste ich auch erst mal damit klarkommen, meine Frau mit diesem süßen kleinen Chaoten teilen zu müssen.
Viele Ehen oder Beziehungen zerbrechen in den ersten ein, zwei Jahren nach der Geburt.
Das kann ich nachvollziehen: Einerseits stehen die Männer in den ersten Monaten neben ihrer stillenden Frau und können nichts groß dazu beitragen. Die Mutter hat in diesem Moment einfach die Übermacht. Gleichzeitig verlangt die Frau, dass der Mann doch mit anpacken solle, obwohl sie in Wahrheit niemanden an das Baby heranlässt. Plötzlich dreht sich alles nur noch um dieses
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