Maenner weinen nicht
– dieser Verlust des Gebrauchtwerdens, von Ansehen und Anerkennung setzt den Männern gelegentlich schwer zu. Ersetzbar sein will schließlich keiner.
Sicherlich, man hat schon mal vorzeiten daran gedacht, dass dieser Moment kommen würde, vielleicht sogar im Stillen die Tage gezählt, bis es so weit ist. Gut vorbereitet auf das neue Leben im Ruhestand sind dennoch die wenigsten. Oft ist der erste Tag des neuen Lebensabschnitts schneller da, als man es sich vorstellen kann. Und statt zum entspannten Lebensabend zu werden, entpuppt sich die arbeitsfreie Zeit als Auslöser für eine Lebenskrise.
Besser also, man sorgt vor: Machen Sie sich die Mühe und setzen Sie sich rechtzeitig vor Ihrem Berufsausstand mit Ihrer Partnerin zusammen. Überlegen Sie gemeinsam, wie ein Leben ohne regelmäßige Arbeit für Sie aussehen könnte. Möchten Sie zusammen reisen oder mehr Zeit in Ihrem Wochenendhäuschen verbringen? Oder wollen Sie es noch einmal wagen, eine neue berufliche Existenz aufzubauen? Lassen Sie sich davon überraschen, auf welch unterschiedliche Ideen Sie kommen. Was ist zum Beispiel mit den Enkelkindern? Sie freuen sich gewiss, wenn Opa verlässlich jeden Mittwoch mit ihnen auf den Spielplatz geht! Die eigenen Kinder wohnen weit weg oder haben keinen Nachwuchs? Wer trotzdem für Kinder da sein will, kann sich an den Großelternservice wenden. Hier werden immer wieder Omas und Opas auf Zeit gesucht. Was ist mit Ihren Hobbys, der lang ersehnten Umrundung der Ostsee im eigenen Wohnmobil oder den alten Freunden? Neue körperliche und geistige Aufgaben können Sie nicht nur vor einer Depression bewahren; sie verhindern auch, dass Sie immobil und unselbstständig werden.
Plötzlich allein
Der Beginn des Rentenalters als Auslöser für eine Depression ist das eine. Der Verlust eines geliebten Menschen, wie er im Alter häufiger vorkommt, das andere. In Zeiten der Trauer und des Grams verblassen die schönen Dinge des Lebens. Es fehlt an Energie und Kraft, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis können sich verschlechtern. Auch körperliche Leiden wie Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen, Magen- und Darmbeschwerden wie Sodbrennen, Durchfall und Verstopfungen als Ausdruck von Trauer sind nicht ungewöhnlich. Der Appetit fehlt, und in den Nächten wälzen sich Trauernde schlaflos umher.
Alle diese Anzeichen für Trauer können gleichzeitig auch Indikatoren für eine Depression sein. Und gerade im Alter können Trauerreaktionen in eine behandlungsbedürftige Depression übergehen. Es bedarf des professionellen Auges, um zu unterscheiden, was noch gesunder Trauerprozess und was schon depressive Episode ist. Der wichtigste Unterschied: Im Gegensatz zu einer manifesten Depression geht die Trauer mit der Zeit von allein vorüber. Und diese Zeit braucht der Trauernde für sich, um sich von dem oder der Toten zu verabschieden, den Verlust zu bewältigen und eines Tages auch wieder ohne die Partnerin, die Mutter oder den besten Freund ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Sie sollten möglichst bald ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen – spätestens, wenn Sie auch nach dem »Trauerjahr« noch immer keine Freude am Leben empfinden und sich nicht von Ihrem Angehörigen verabschieden können. Anzeichen dafür sind, dass es Ihnen nicht gelingt, dessen Kleider oder Zimmer aus- und umzuräumen, oder Sie es kaum in der ehemals gemeinsamen Wohnung aushalten. Welche Form der Therapie für Sie die richtige ist, das wird der Arzt gemeinsam mit Ihnen und vielleicht auch Ihren Angehörigen entscheiden. Bei leichteren Verstimmungen mag es genügen, dass Sie für eine gewisse Zeit ein schlafförderndes Mittel verschrieben bekommen, einen Trauerkreis besuchen oder eine Lichttherapie machen. Bei hartnäckigen depressiven Gedanken könnte Ihnen eine Psychotherapie helfen, möglicherweise kombiniert mit Medikamenten.
Demenz und Depression und was sie unterscheidet
Der Ex-Playboy, Fotograf und Multimillionär Gunter Sachs stellte sich seine Diagnose offenbar selbst: Nach Literaturrecherchen sei er zu dem Schluss gekommen, dass er an einer Alzheimer-Demenz leide. Sachs hatte bei sich eine »wachsende Vergesslichkeit« und eine »rapide Verschlechterung meines Gedächtnisses« festgestellt, wie er in einem Abschiedsbrief schrieb.
Doch rührte seine Vergesslichkeit tatsächlich von einer Demenz her – oder waren es in Wahrheit die Anzeichen einer Depression? Selbst für den Profi ist es nicht immer leicht, Demenz und Depression zu
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