Maenner weinen nicht
Behandlungssäule. Wörtlich übersetzt bedeutet das »Therapie der Seele«. Auch bei schwereren Depressionen sind psychotherapeutische Maßnahmen unerlässlich. Unter Umständen bekommen Sie begleitend Medikamente, die Ihre Psyche so weit stabilisieren, dass Sie die Sitzungen bewältigen können.
Die Psychotherapie ist eine auf Wochen oder Monate angelegte Gesprächstherapie. In der Verhaltenstherapie besprechen Therapeut und Patient Handlungsanweisungen für bestimmte Situationen. Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie schaffen eine Verbindung zwischen aktuellen Reaktionen und Gefühlen sowie Erlebnissen und Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Auch Kurzzeitbehandlungen wie die Interpersonelle Psychotherapie ( ITP ) haben sich bei Depressionen als hilfreich erwiesen. Die IPT greift konkrete Probleme auf, die depressionsauslösend sind. Dazu gehören tiefgreifende Lebensveränderungen, Einsamkeit oder zwischenmenschliche Konflikte. Gegen Depressionen wirken vor allem Verhaltenstherapie und interpersonelle Therapie besonders gut. Im Dialog mit einem Psychotherapeuten sollen sie die Einstellung des Patienten zum Leben und den Umgang mit Problemen und Schwierigkeiten grundsätzlich verändern.
Ziele der Psychotherapie:
Artikulation eigener Gefühle und Befindlichkeiten
Verarbeitung interpersoneller Probleme
Behandlung von Begleiterscheinungen wie Suchterkrankungen
Wieder die Autonomie und Verantwortung für das eigene Leben erlangen, statt anderen die Schuld dafür zu geben
Häufig lassen sich diese Probleme und Schwierigkeiten auf in der Kindheit erlernte Erfahrungen und Muster zurückführen. »Die Entfremdung von den eigenen Gefühlen entsteht schon in Kindheit und Jugendalter und ruft am Ende den typisch männlichen Umgang mit Problemen hervor«, sagt der Psychiater und Psychotherapeut Manfred Wolfersdorf. In der Therapie überdenkt der Patient diese Erfahrungen, sucht nach neuen Wegen und »überschreibt« die alten Mechanismen. Dadurch ist er in zukünftigen Konfliktsituationen gewappnet und kann althergebrachte Muster vermeiden, die ihn bisher in die Krise gestürzt haben.
»Weil Männer dazu neigen, erst mal alles abzulehnen, was mit ›Psycho‹ zu tun hat, müssten sie spezieller informiert und motiviert werden«, sagt Wolfersdorf. Für Männer eigne sich eine Verhaltenstherapie besonders gut, denn hier könnten sie mehr handeln als reden. Doch trotz guter Erfolgsraten brechen viele die Therapie innerhalb der ersten drei Monate ab. Häufige Begründungen: Das Gerede bringt mir nichts. Was soll ich da. Mir geht’s wieder gut. Die wahren Gründe sind aber oft andere: Angst, Scham und Ungeduld. Deshalb hat der Psychotherapeut am Anfang die wichtige Aufgabe, die Männer für eine Psychotherapie zu motivieren.
»In den Therapiebehandlungen begriff ich, dass mir ein Therapeut nur dann helfen kann, wenn ich bereit bin, mich zu öffnen. Wenn ich erzähle, was mich bewegt, quält und beschäftigt, dann habe ich eine reelle Chance auf Hilfe. Anfänglich scheute ich mich davor. Ich glaubte, durch Offenheit, so wie früher bei meinen Eltern und Lehrern häufig erlebt, Unannehmlichkeiten zu erfahren. Häufig verstand ich nicht, was der Therapeut mir sagte, tat aber so, als sei alles o.k. für mich. Später fiel es mir dann nicht mehr schwer, mich dem Therapeuten gegenüber zu erklären, wenn ich ein konkretes Beispiel nicht verstand und deshalb um eine andere Aussage bat. Auch war ich mutiger, auf Hilfsangebote mit »nein« zu reagieren, wenn ich fühlte, dass das Angebot mich überforderte, nicht überzeugte oder nicht meiner Mentalität entsprach. Bis ich allerdings so weit war, war es ein steiniger Weg.« (nach einem Fall aus dem Männergesundheitsbericht Berlin-Lichtenberg 2010)
Die therapeutischen Gespräche können offenbar Prozesse im Gehirn genauso gut beeinflussen wie Medikamente; allerdings setzt ihre Wirkung oft noch später und mitunter ganz unbemerkt ein. Vielleicht zeigt sich auch erst im nächsten Krisenfall, was Sie sich in den vergangenen Monaten erarbeitet haben.
Antidepressiva und Psychotherapie setzen dabei an unterschiedlichen Orten im Gehirn an: Die Pillen zielen auf das Gefühlszentrum im Gehirn, in dem ständig negative Gedanken entstehen.
Die Verhaltenstherapie dagegen wirkt vermutlich auf einen bestimmten Bereich der Hirnrinde, den sogenannten präfrontalen Cortex in der Stirnregion. Hier spielen sich viele Prozesse ab, die uns zu dem machen, was wir sind. Der
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