Maenner weinen nicht
auch erneuten Episoden vorbeugen. Eine weitere Studie ergab, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls innerhalb eines Jahres um die Hälfte sank.
Computer statt Couch
Die Idee ist nicht neu: Therapie auf Distanz. Schon vor 40 Jahren gab es erste Fürsprecher der sogenannten Telepsychiatrie. Während es hierzulande bislang nur zögerlich Angebote gibt, ist die Teletherapie in den USA weiter verbreitet. Auf www.copetoday.com beispielsweise können Nutzer für 33 US -Dollar pro 15 Minuten einen geeigneten Therapeuten per Live-Chat, Telefon und Videotelefonat kontaktieren und sich beraten lassen.
Auch andere Fachgebiete nutzen die Ferntherapie. Die Anfänge der Telemedizin gehen in die 1980er Jahre zurück, als Ärzte Astronauten, Bohrinsel-Personal oder Forscher auf Expeditionen überwachten. Heute ist Fernmedizin vor allem in dünn besiedelten Gebieten angesagt, wo der nächste Arzt fern ist. Auch Soldaten in Kriegsgebieten wie Afghanistan werden mitunter telemedizinisch betreut. Herzleiden, Schlaganfälle, Asthma oder Gerinnungsstörungen – die Technik ermöglicht mittlerweile die Betreuung fast jeder chronischen Erkrankung.
Bei Depressionen könnten Videotelefonate und Online-Chats vor allem den Menschen helfen, die es ablehnen, in eine Praxis zu gehen, oder die sich seelisch oder körperlich nicht dazu in der Lage fühlen. Klient und Therapeut kommunizieren während der Therapie ausschließlich über das Internet. Wer hier mitmacht, kann in seiner vertrauten Umgebung sprechen oder schreiben. Die Sitzung muss auch nicht ausfallen, wenn der Patient im Urlaub oder auf Dienstreise ist.
Basis der Internet-Therapie ist die Kognitive Verhaltenstherapie, die auch bei Männern sehr gut wirkt. Bei dieser Therapieform geht es vor allem darum, negative Gedanken zu erkennen und Verhaltensweisen im Alltag zu verändern.
Eine weitere Möglichkeit der Therapie via Web: extra programmierte Computerangebote für Menschen mit Depressionen. Sie können die mitunter recht lange Wartezeit bis zum ersten Gespräch mit dem Therapeuten überbrücken. Das verhindert, dass sich Symptome verschlechtern oder die Erkrankung chronisch wird. Männer, die von Natur aus eher therapiescheu und dabei gleichzeitig technikaffin sind, könnten sich dadurch leichter zu einer Therapie entschließen. Ein zusätzlicher Vorteil für Menschen die sich für ihre Krankheit schämen: Im Netz bleiben sie sicher anonym.
Eines der hierzulande angebotenen Programme heißt Novego (Infos unter www.novego.de ), das genau wie Deprexis (siehe weiter unten) auch aus der Schweiz und Österreich genutzt werden kann. Novego versteht sich als Ergänzung zu bestehenden Therapiemöglichkeiten von Menschen mit psychischen Leiden wie Depression, Burnout oder Ängsten. Auch Menschen mit schweren Herzerkrankungen und einer dadurch ausgelösten Depression finden hier spezielle Unterstützung. Ein weiteres in Deutschland angebotenes Programm nennt sich Deprexis (Infos unter www.deprexis.de ). Es bietet Informationen, Tipps, Übungen und Anregungen, um eine Depression besser zu bewältigen. Auch dieses aus zwölf Modulen bestehende Programm bedient sich vorrangig der Verhaltenstherapie. Gleichzeitig kann der Patient Entspannungsübungen oder Denkanstöße, um Dinge anders zu sehen und neu anzugehen, hier abrufen.
Nach einer Probe-»Sitzung« kann man sich bei Deprexis für 280 Euro einen dreimonatigen Zugang kaufen. In ersten Studien haben vier von fünf Patienten angegeben, dass das Computerprogramm ihnen geholfen habe. Allerdings basieren diese Studienergebnisse auf der Selbsteinschätzung der Patienten und sind damit wissenschaftlich nur begrenzt aussagekräftig.
Doch auch andere Untersuchungen zeigen, dass die Therapie übers Internet bei Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen wirksam ist. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2010, in die die Ergebnisse von 21 Studien eingeflossen waren, zeigte keine Wirkunterschiede zwischen angeleiteter Selbsttherapie – wie sie bei Novego oder Deprexis praktiziert wird – und einer Therapie, bei der Psychotherapeut und Patient tatsächlich zusammensitzen. Allerdings sind die berücksichtigten Studien nicht alle von gleich guter Qualität. Das Autorenteam um Pim Cuijpers von der Universität Amsterdam empfiehlt, die Psychotherapie unter vier Augen nicht unbedingt durch die Selbsttherapie zu ersetzen. Besser erschien es ihnen, die Möglichkeiten beider Interventionen zu kombinieren, sodass sich die Vorteile beider Verfahren
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