Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
Vom Netzwerk:
mir wurde die Sache unerträglich. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich konnte sie ahnen, die Felsklippen, die unter uns im Nebel vorbeiwischten. Nervös deutete ich ihm, als wollte ich sagen: Geduld, sie werden sich leerreden! Doch, nein, niemals würden sie aufhören – denn ich hörte Charley schon wieder flüstern. »Aber die Mutter ist nichts«, sagte er vertraulich.
    »Ach ja, die Mutter, an die dachte ich nicht.«
    »Ein häßliches Weib.«
    »Die macht keine Freude mehr?«
    »Bestimmt nicht.«
    Ich zupfte Charley am Ärmel und sagte ihm gereizt: »Wenn du mir eine Freude machen willst, dann halt’s Maul!«
    »Senhor Juan?«
    »Es ist gefährlich. Laß ihn in Ruhe, wenn er fliegt!«
    »Er fliegt ohnedies tadellos.«
    »Wenn wir dir für zwanzig Minuten das Maul stopfen könnten, würden wir durchkommen.«
    Erstaunt wandte sich Miguel zu mir. »Sie werden sich doch nicht fürchten, Senhor Juan?«
    »Natürlich fürchte ich mich.«
    »Geh ein bißchen höher, Miguel!« sagte Harry.
    »Ja, Senhor Harry.«
    »Und halt den Mund! Nur eine halbe Stunde noch! Wir sind an einer kritischen Stelle.«
    »Keine Angst! Für mich ist’s, als spazierte ich über wohlbekannte Pflastersteine«, entgegnete Miguel. »Ich kenn’ hier jeden Spalt …«
    »Aber einen Spalt kennst du vielleicht nicht, und der fängt dich. Du gehst jetzt fünfhundert Fuß höher, verstanden?«
    »Ja, Senhor Harry.«
     
    Miguel lehnte sich bequem zurück und setzte allen Ernstes das Gespräch fort: »Charley, hilf meinem Gedächtnis nach, ich bitte dich! Ich hab’ ihre Namen vergessen.«
    »Dolores, Caterina und Carmen.«
    »In welcher Reihenfolge?«
    »Dolores ist die Älteste.«
    »Das muß ich mir merken.«
    »Die laß lieber bleiben!«
    »Warum?«
    »Die beiden Jüngeren sind nachgiebiger, das wirst du selbst merken. Caterina und Carmen sind zart wie Rosenknospen. Doch Dolores, die ist hart wie Stein, heiß wie Feuer: Schnaps in einem kühlen Krug – eine tolle Mischung!«
    »Du machst mich ganz aufgeregt!«
    »Und du machst mich ganz krank!« sagte ich zu Charley und ging nach hinten, mich in einen Nachttopf zu erleichtern. Dann setzte ich mich zu Harry. Er schützte die Lektüre nur vor. In Wirklichkeit spitzte er die Ohren, damit ihm das wollüstige Flüstern der beiden nicht entging.
    »Was haben denn die zwei?« fragte er mich leise.
    »Ich weiß es nicht.« Ich öffnete mein klebriges Hemd. »Miguel schaut nicht, wohin er fliegt …«
    »Ich meine nicht das«, sagte Harry ungeduldig. »Ich meine das andere.«
    »Du mußt ja nicht hinhören!«
    »Ich kann nicht anders«, knurrte er verächtlich. »Sie reden und reden und reden, immer über das eine. Es kostet mich Kraft und Saft.«
    »Gib acht, daß dir das Essen nicht aus dem Gesicht fällt!« rief ich. Denn die Maschine begann wild zu flattern wie ein Vogel in Krämpfen. Nebelfetzen prasselten wie Steine gegen die Tragflächen. »Kannst du dort unten etwas sehen?« Der Nachttopf winkte. »Sind wir auch hoch genug?«
    »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte mich Harry.
    »Die Motoren sind schon alt …«
    »Sie werden dich überdauern.«
    »Hoffen wir’s.« Dabei dachte ich, mit dreiundsechzig bleibt einem vielleicht nicht mehr viel Zeit. »Harry!« begann ich wieder, »ich muß dich etwas fragen. Wie lange ist’s her, daß du – nun ja, du weißt, was ich meine, auch ohne die Worte, die an Abortwänden stehen –, daß du mit einer Frau …?«
    »Geht’s dich was an?«
    »Nur senile Neugier ist’s: Wie gelingt dir’s, dich zu enthalten?«
    »Schweig!«
    »Brauchst du’s nie?«
    »Doch.«
    »Sehr?«
    »Ja, sehr.«
    »Ich wollt’s nur wissen.«
    Er versuchte noch immer, Charleys und Miguels erotischem Geflüster zu lauschen. Ich dachte: Bei dem stehen die sexuellen Ventile auch unter Druck. »Ich versteh’s nicht ganz«, fuhr ich achselzuckend fort, »du bist doch – nun ja –, du bist doch attraktiv.« Und das war er auch, sofern er sein hageres Märtyrergesicht nicht aufsetzte: ein markanter Kopf, ähnlich dem eines Bravo der Renaissancezeit, mit kurzgeschnittenem Haar, der Hitze wegen. Dichter Haarwuchs bedeckte seine sehnigen Unterarme – ich sah ihn mir nochmals an und dachte: Vielleicht wird er uns alle noch überraschen. Virile Männer haben angeblich einen starkbehaarten Körper. »Ich würde annehmen, in San Juacinta gäbe es genug Frauen, die dir gern gefällig wären?« fragte ich ihn.
    »Mehr als gern.«
    »Aber?«
    »Du erinnerst dich, was Leo sagte:

Weitere Kostenlose Bücher