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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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Schlot. Rundherum wirbelte der Tanz der Moskitos, unaufhörlich, als triebe sie ein nimmermüdes Uhrwerk. Charley deutete nochmals: Kommt herein, bitte, bitte! – wie eine übereifrige Hure, die sich vom Fenster aus Kundschaft herbeiwinkt. Ich grinste spöttisch. Unser schielender Clown sah aus, als wäre er übergeschnappt.
    »Er will etwas«, meinte Harry.
    »Gesellschaft will er. Drinnen stinkt es. Laß ihn herauskommen!«
    »Was trinkst du da?«
    »Conhac espanhol. «
    »Willst du noch einen?«
    »Wenn ich besser schlafen kann, dann ja. Ach, Harry, wie sehne ich mich nach der Stille im Camp! Hier wird der Krach die ganze Nacht weitergehen.«
    Der patrón brachte zwei Brandy für uns und einen Kaffee für Miguel. »Warum gehen Sie nicht hinein, zur Musik?« fragte er aufmunternd.
    Drüben hatte nochmals der Samba begonnen, unbarmherzig, mit stoßendem Rhythmus. »Mir genügt die Musik, die wir hier draußen hören«, antwortete ich.
    Von dem einen Kirchturm, der den Himmel verstellte, schlug leise die Turmuhr. Und ich dachte: Die Zeit verrinnt hier in kleinen Mengen, in Arzneidosen, von der Turmuhr gemessen. »Ich darf nicht vergessen, die heilige Messe zu besuchen«, sagte Miguel.
    Da bemerkte ich, daß Harry belustigt in die Taverne blickte. »Endlich hat Charley etwas Passendes gefunden!« sagte er.
    »Was?« Ich wandte mich um.
    Nie noch hatte ich ein so massiges Weib gesehen. Dick geschminkt war sie, wie für das Theater. Ein rosarotes Matronengesicht, dem Schweiß entströmte. Ungefähr fünfzig mochte sie sein. Der Tisch mußte ihre großen Brüste stützen. Wie ein erschöpfter Gepäckträger sah sie aus, der sich von seiner Last erholen muß.
    Sie und Charley führten laut schreiend ein Gespräch. Mit dramatischer Geste griff sie zweimal nach seiner Hand. Doch sprachen sie nicht von Liebe, wie mir schien.
    »Der Teufel soll mich holen, wenn …«, rief Harry überrascht. Es war in der Tat sehr komisch. »Ich hätte sie nicht für Charleys Typ gehalten«, sagte ich.
    »Ach, dem ist jeder Typ recht.«
    Ich beobachtete Charley, und es war mir, als leuchteten seine Augen nicht nur verliebt. Aber was kann man bei einem Glasauge schon sagen! »Es sieht nicht so aus, als wollte er – nun ja, eben das« , meinte ich.
    »Das ist nur die Einleitung.«
    »Wenn’s ihn glücklich macht …«
    »Versuchen wir’s anderswo mit einem Drink!« Harry machte Miene aufzustehen.
    »Warum so eilig?«
    »Müssen wir zuschauen, wenn ihn die Fette verführt?«
    »Vielleicht liebt er das Mütterliche an ihr?«
    »So komm doch schon!«
    »Nein, bleib sitzen! Man kann zwar auch hier vergiftet werden, aber es ist schon zu finster, zu unsicher, sich herumzutreiben«, gab ich zu bedenken. Nicht daß San Juacinta ein besonders gefährlicher Ort wäre, aber man ist dort nicht wählerisch. »Hast du viel Geld bei dir?« fragte ich Harry.
    »Wer soll mich schon überfallen?«
    »Trotzdem …«
    »Viertausend Dollar. Ich fliege morgen nach Recife, wegen einer neuen Pumpe.«
    »Und wir sollen hier noch einen Tag festsitzen?« fragte ich bestürzt.
    »Niemand hieß dich mitkommen.«
    »Ich hielt es für eine kleine Abwechslung.«
    »Bleib im Bett! Das ist keine Abwechslung, aber wenigstens sicher.«
    »Welch ein Drecknest ist dieses San Juacinta!«
    Harry grinste. »Straßenmusik! Conhac espanhol aus der Badewanne! Fette, käufliche Frauen!« Da sahen wir uns beide um und bemerkten, daß diese scheußliche Matrone von Charleys Tisch verschwunden war. Gerne hätte ich gewußt, was die beiden so eingehend besprochen hatten. In irgendeinem Museum gibt es ein Bild – einen Breughel, glaube ich – von einer Frau, die mit dem Wucherer des Dorfs wegen der Zahlungsbedingungen feilscht. (Vielleicht hatte er ihr persönliches Entgegenkommen in den Zins einkalkuliert?) Komisch, Charley und die Fette hatten mich an dieses Bild erinnert … Dabei ist er doch so klein, dachte ich und sagte: »Sie wird ihn zerquetschen.«
    »Ich bitte Sie!« Miguel sah mich entsetzt an.
    »Verzeih! Ich vergesse immer, wie jung du bist.«
    Harry erhob sich und sagte: »Also: buenas noches!« In diesem Moment jedoch kam der patrón und tupfte ihn auf die Schulter. »Senhor, Ihr Freund bittet Sie, sich zu ihm zu setzen«, sagte er. Natürlich meinte er Charley, der nun nochmals eine flehende Geste machte wie ein Prediger, der sich nach seiner Herde sehnt. »Por favor« , antwortete Harry leise, »nichts gegen Sie, patrón: aber sagen Sie ihm, er soll sich zum Teufel

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