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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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Gesicht. Er war genauso entrüstet wie sie und schrie mit böser Stimme zu Harry herunter: »Ich mache Sie verantwortlich! Haben Sie gehört? Verantwortlich sind Sie …«
    Aber ihm verging der Atem, er hatte nämlich alle Hände voll mit den Mädchen zu tun.
    Endlich gelang es ihm, sie hineinzuzerren.
    Leo sprach jetzt. Höchste Zeit, dachte ich, bisher hat er nur zugesehen. Leise sagte er zu Harry: »Laß die Dinge laufen!«
    Hör dir das an, sagte ich mir, er zieht sich aus der Affäre.
    »Was sagst du da?« Harry schien entsetzt.
    »Mach kein Drama daraus! Laß die Dinge laufen!«
    »Ist’s denn nicht schon ein Drama?«
    »Mach’s nicht noch schlimmer. Geh behutsam vor, Harry!« Leo deutete in die Nacht hinaus, wo die Männer leise lachten. »Du trittst auf zerbrochenes Glas.«
    »Halt’s Maul!« fuhr ihn Harry an.
    »Aber Harry!«
    »Ich bin verantwortlich.«
    »Warum? Hast du sie etwa hergeschleppt?«
    »Ich bin verantwortlich …«
    »Nein. Das behauptet nur der Priester. Du weißt, wie Priester reden.« Leo sah Harry fest ins Gesicht. »Da draußen, das sind unsere Freunde, das sind deine Männer, deine Leute. Auch für sie bist du verantwortlich.«
    Oben hörten wir die Mädchen, hörten die laute Stimme des Priesters, der sie beruhigte. Er schien jetzt Herr der Lage. Nur eine weinte noch.
    »Du meinst also, ich soll sie den Wölfen vorwerfen?« fragte Harry. Die Worte schienen ihm schwerzufallen.
    »Es sind keine Wölfe. Es sind Männer, mit denen wir oft gelacht haben.«
    »Du beantwortest meine Frage nicht.«
    »Also gut. Ich bin Katholik, ein schlechter wohl, aber Katholik. Sünde hin, Sünde her – es ist ja nicht unsere Schuld, nicht meine, nicht deine. Laß also den Dingen ihren Lauf. Eine zweckdienliche Politik. Keiner von uns soll Schaden nehmen.«
    »Laß mich in Ruh!«
    Leo lachte spöttisch. »Also nicht?«
    »Geh zu Bett jetzt!«
    »Vielleicht ist das der sicherste Ort.«
    Wieder hörten wir oben das hysterische Getue. Harry zuckte schmerzlich zusammen und ging rasch hinauf.
    Nachdenklich sah Leo auf mich. Er erwartete, daß ich etwas sagte. Ich war ganz durcheinander. Drüben plärrte der Lautsprecher, die Fenster leuchteten grell. Männer gingen im Tagraum hin und her, ich konnte sie sehen. Wußten sie denn nicht, wie spät es schon war? Wußten sie denn nicht, daß Tomasino, ihr Kamerad, im Sterben lag? Aufgebracht über so viel Torheit, beschloß ich hinüberzugehen. Im Dunkel traf ich auf ein paar dieser Spukgestalten, die da herumlungerten.
    »Wer war es?« schrie ich.
    »Was denn?«
    »Ihr wißt, was ich meine: Wer versuchte bei den Mädchen einzudringen?«
    »Das muß in einem andern Camp gewesen sein!« Sie lachten.
    »Das ist anderswo passiert.«
    Ich bekam einen Arm zu fassen. »Ihr solltet euch schämen!« schrie ich.
    »Warum?«
    »Die Mädchen sind unberührt.«
    »Wer sagt das?«
    »Der Arzt.«
    »Wieso weiß es der?«
    »Sie sind noch Jungfrauen.«
    »Hat er’s denn probiert?«
    Dem Witz folgten weitere Witze, endlos.
    »Ruhe jetzt! Drecksmäuler!« schrie ich verzweifelt.
    Da packte mich einer. »Senhor Juan! Das von der Mutter, das wissen Sie doch, was?« Es war ein Mexikaner. Es war dunkel, und er war sehr ernst. Es war das einzige Gesicht, das ich erkennen konnte.
    »Was geht mich die Mutter an?«
    »Und das Hurenhaus, das sie hatte, davon wissen Sie auch?«
    »Was geht mich das Hurenhaus an! Jedenfalls: Die Mutter ist tot. Ihr aber, ihr rührt die Mädchen nicht an!« Ohrenbetäubend trommelte die Musik aus dem Tagraum. Ich versuchte sie zu überschreien, meine Stimme kippte. »Die Mädchen wollen nicht belästigt werden!«
    »Senhor Juan, für Ihr Alter haben Sie recht naive Ansichten!«
    »Frechheit!«
    »El gusto es mio. Der Widerstand der Mädchen ist doch nur Theater«, versicherte mir der Mexikaner. »Das setzt den Preis hinauf.«
    Ich fühlte, wie ich mich erschöpfte.
    Eine andere Stimme, eine französische (vielleicht war es der Belgier Toussaint), sagte nachsichtig: »Sagen Sie den Mädchen doch, daß uns der Preis nichts ausmacht! Wir haben Geld, viel Geld. Die Mädchen werden reich wie Krösus von hier fortgehen.«
    Sie lachten mehr, lachten lauter. Der Scherz ging von Mund zu Mund. »Senhora Krösus!« riefen sie.
    Ich riß mich los. »Laßt mich in Ruhe!« sagte ich zitternd. Ich haßte das abscheuliche Schmettern der Musik und ging zu Luke und Leo zurück. Die sahen mich spöttisch an.
    »Steck deinen Hals nicht so neugierig vor!« sagte Luke.
    »Was

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